Sanierung
AnzeigeHolzfaserdämmung: Nachteile, Vorteile und was es zu beachten gilt
Ein Beitrag von: BAUEN & WOHNEN

Seit dem Inkrafttreten dem neuen Gebäudeenergiegesetz (kurz: GEG) und der neuen Förderung, befassen sich wieder mehr Menschen mit der energetischen Sanierung Ihres Hauses.
Wer Energie einsparen will, kommt um eine Fassadendämmung nicht drumherum, denn ein Haus verliert die meiste Energie über die Gebäudehülle und das mit fast 40 Prozent. Der zweitgrößter Energieverlust findet über das Dach statt und das mit rund 20 Prozent. Fenster und Kellerdecke sind ebenfalls wichtige Faktoren für den Energieverlust eines Hauses.
Neben finanziellen Aspekten bei der Dämmstoffwahl ist auch der ökologische Aspekt wichtig. Wir befassen uns für Sie deshalb intensiver mit dem ökologischen Dämmstoff aus Holz, der sogenannten Holzweichfaserdämmung. Dafür haben wir einen Hersteller von Holzweichfaserdämmung besucht und klären über die Vorteile als auch die Nachteile von Holzfaserdämmung auf.
Inhaltsverzeichnis
Holzfaserdämmung: Nachteile, Vorteile und was es zu beachten gilt
Was ist eine Holzfaserdämmung?
Holzweichfaserdämmung ist eine von mehreren Dämmarten, die bei Neubau und Sanierung von Gebäuden zur Auswahl steht. Sie gehört zu den Faserdämmstoffen.

Erst Fassade, dann Dach?
Wer die Fassade dämmt, der sollte sich Gedanken machen, ob er das Dach nicht gleich mit dämmt, denn niemand möchte für das Gerüst am Haus in die neue Fassade Löcher bohren müssen, um das Dach zu dämmen. Außerdem lassen sich durch einmalige Kosten (Gerüst) einige Euro sparen, wenn man beides gleichzeitig durchführen lässt.
Die Holzfaserdämmung ist besonders ökologisch, da sie aus Holz und damit um einen nachwachsenden Rohstoff hergestellt wird. Die Holzweichfaserplatten in unserem Sanierungsbeispiel (siehe Video) wurden im Trockenverfahren aus Hackschnitzeln hergestellt. Die Hackschnitzel stammen dabei aus rindenfreiem Fichten- und Tannenholz aus der Holzindustrie. Für die Dämmplatten wurden ausschließlich Holzreste verwendet. Es musste also kein einziger Baum extra gefällt werden.
Neben der positiven Ökobilanz besitzt die Holzfaserdämmung (WDVS und VHF) besonders gute Dämmeigenschaften.
Holzfaserdämmung eignet sich grundsätzlich nicht nur für den Neubau, sondern auch für die Sanierung von alten Gebäuden.

Vorteile einer Holzfaserdämmung
Wir haben die wichtigsten Vorteile einer Holzfaserdämmung für Sie zusammengefasst:
Holzfaserdämmung Nachteile
Wir haben die wichtigsten Nachteile der Holzfaserdämmung für Sie zusammengefasst:

Brandschutz - „normal entflammbar“
Die Holzweichfaserdämmung ist „normal entflammbar“. Diese eignet sich nicht für Hochhäuser aber für viele andere Gebäude, insbesondere für Ein- bis Dreifamilienhäuser kann diese Dämmart sinnvoll sein.

Nicht die günstigste Wahl
Holzweichfaserdämmung liegt preislich etwa im oberen Mittelfeld und ist damit teurer als klassische Dämmstoffe wie etwa Polystyrol oder Mineralwolle. Durch die Förderung kann sie sich neben dem ökologischen Aspekt aber dennoch lohnen.

Wandstärke
Die Holzweichfaserdämmplatte gehört nicht zu den dünnsten Dämmstoffen. Allerdings ist bereits ab soliden 16 Zentimetern Dicke ein Effizienzhausstandard möglich.
Kosten, Förderung und Ökobilanz
Ökologische Dämmstoffe sind deutlich teurer, als die klassischen Dämmstoffe. Trotzdem entscheiden sich heutzutage viele Menschen für diese Art der Dämmstoffe, denn durch die Förderungen amortisiert sich diese Dämmart relativ schnell.
Kostenvergleich: Holzfaserdämmung vs. andere Dämmarten
Im Kostenvergleich mit anderen Dämmstoffen schneidet die Holzweichfaserdämmung insgesamt etwa im oberen Mittelfeld ab. Günstiger ist die klassische Polysteroldämmung, gefolgt von Steinwolle. Deutlich teurer wird es bei Hochleistungsdämmstoffen, die beispielsweise besonders dünn sind.

Nachhaltig dämmen
Holzweichfaserdämmung glänzt in Sachen Nachhaltigkeit, da sie aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und Holzreste aus der Holzindustrie verwertet. Darüber hinaus erfreut sich diese Dämmart eines negativen CO²-Fußabdrucks.
Kostenrechner und Maßnahmen im Überblick
Doch was kostet mich die Sanierung meiner Fassade im Albau jetzt genau? Der kostenlose Energiesparrechner von Sto bietet die Möglichkeit ohne Anmeldung mit wenigen Klicks einen guten Überblick zu erhalten, welches Sparpotenzial das eigene Zuhause hat und wie es um die Amortisation steht.

Kostenloser Energiesparrechner
Ohne Anmeldung und mit wenigen Klicks Maßnahmen und Sparpotenzial erfahren.
Fördermöglichkeiten
Förderungen gibt es über die Bundesförderung (bis zu 20 Prozent Zuschuss). Darüber hinaus lohnt es sich, sich zu Förderungen auf städtischer und kommunaler Ebene zu informieren.
Ein Beispiel einer solchen Fördermöglichkeit ist die Blaue-Engel-Förderung.
An wen muss ich mich wenden für eine Förderung?
Mittlerweile läuft die Förderung nur über den Energieberater. Nutzen Sie Onlineübersichten und -register, um einen Experten in Ihrer Nähe zu finden.
Ist Holzfaserdämmung dicker als andere Fassadendämmungen?
Die Frage, die dahintersteckt, ist eigentlich nicht die Dicke der Wand. Eigentlich stellt sich eher die Frage, welche Auswirkungen eine dickere Wand auf weitere Bestandteile des Hauses hat wie beispielsweise: Passen meine Rollladenkästen und Fensterbänke noch oder müssen diese dann zwangsläufig mit erneuert werden?
Diese Fragen sind nicht unberechtigt, allerdings ist ein Rollladentausch beispielsweise bei der Sanierung einer Fassade nahezu unumgänglich. Begründet liegt dies aber nicht in der Wandstärke, sondern in der notwendigen Beseitigung von Wärmebrücken. Auch bei den Fensterbänken setzt man in der Sanierung auf eine Abdichtungsebene.
Grundsätzlich sind Effizienzhausstandards mit Holzfaserdämmung aber bereits ab nur 16 Zentimetern Dicke erreichbar.
Herstellungsverfahren: Vom Baum bis zur Holzfaserdämmung
Die Holzweichfaserdämmung wird aus sogenanntem Durchforstungsholz hergestellt. Dies beinhaltet beispielsweise Holz aus Sturmschäden in Wäldern. Extra abgeholzt wird für die Holzfaserdämmplatten nichts.
Die Holzfasern der Dämmplatten müssen zusammengehalten werden. Dies geschieht mithilfe eines Bindemittels, allerdings mit einem sehr geringen Anteil.
Ist die Anbringung der Holzfaserdämmung für den Handwerker komplizierter?
Nein, denn im Prinzip ist das System - bis auf wenige Ausnahmen - identisch mit Polystyrol (EPS-Dämmung). Der Handwerker muss sich also nicht groß umstellen, aber der Bauherr profitiert von einer besonders nachhaltigen Dämmplatte.
Schritt-für-Schritt Anleitung: So gelingt die Holzweichfaserdämmung

1. Kratzspachtelung
Bei Holzweichfaserdämmung benötigt man eine Kratzspachtelung. Dabei wird Klebemörtel auf Kalk-Zementbasis auf eine Kelle und dann als dünne Schicht auf die Dämmplatte aufgetragen. Der Mörtel wird mit einer Kelle auf der Oberfläche verteilt und "gekratzt" - daher kommt auch der Name "Kratzspachtelung".

2.Wulstpunktverklebung
Der Klebemörtel wird im nächsten Schritt zusätzlich rundherum an den Kanten der Platte - als Wulst - aufgetragen. In die Mitte der Platte kommen dann vier zusätzliche Batzen Mörtel. So wird der notwendige 40-prozentige Klebeflächenanteil gewährleistet, denn beim Andrücken der Platte verteilen sich die Mörtelhaufen zu einer größeren Klebefläche für eine bessere Haftung.

3. Anbringen der Platte an der Wand
Die Platte wird nun mit der mit Klebemörtel bestrichenen Seite an die Wand gedrückt. Für eine bessere Haftung sollte die Dämmplatte im Anschluss nochmal mithilfe einer sauberen, breiten Kelle und vollem Körpereinsatz an die Wand gedrückt werden. Achten Sie darauf, dass die Platte umlaufend an den Rändern verschlossen ist.

4. Trocknen
Jetzt darf der Kleber antrocknen, bevor es weiter geht.

5. Andübeln | Vorbohren
Besonders in der Sanierung wird zur Sicherheit gedübelt, denn der vorhandene Untergrund ist oftmals nicht unbedingt vollständig bekannt. Hierfür werden Löcher in der Dämmplatte vorgebohrt.

6. Andübeln
Nun den Dübel in das vorgebohrte Loch stecken und mit einem Hammer einschlagen, bis die Platte des Dübels aufliegt. Anschließend mit einem Akkuschrauber Dübel nachziehen.

7. Armierung | Kratzspachtelung
Als nächstes wird die Holzweichfaserplatte armiert. Dabei wird ein Kalkzement (Armierungsmörtel) mit Bewehrungsgewebe an die Dämmplatten aufgebracht. Begonnen wird mit einer erneuten Kratzspachtelung (siehe Punkt 1).

8. Armierung | Material aufziehen
Nachdem die Kratzspachtelung abgeschlossen ist, erfolgt nun ein großzügiger Auftrag des Kalkzements. Wichtig: Der Zement wird diesmal aufgezogen, nicht gekratzt.

9. Abzahnen
Mithilfe der gezahnten Spachtelseite wird der Zement von oben nach unten abgezahnt. Dabei entstehen Rillen, die für das Aufbringen des Gewebes wichtig sind.

10. Aufbringen des Gewebes
Achten Sie darauf, das Bewehrungsgewebe in vorgesehener Richtung anzubringen. Drücken Sie das Gewebe an den oberen Ecken für eine erste Haftung leicht an. Danach kommt das sogenannte "Anpressen". Nutzen Sie Ihren Spachtel, pressen leicht gegen das mit Mörtel unterlegte Gewebe und fahren von link nach rechts über die Oberfläche. Dabei kommt das Gewebe in das sogenannte Mörtelbett (Mörtel und Gewebe verbinden sich zu einer glatten Oberfläche). Wichtig: Achten Sie auf eine gleichmäßige Verteilung.

11. Zement nachziehen und glätten
Dadurch, dass mit dem Aufpressen die Schichtstärke des Putzes abgenommen hat und das Gewebe zu hoch im Putz liegt, muss erneut Kalkzement aufgebracht werden. Das Gewebe sollte am Ende im oberen Drittel der fünf bis sieben Millimeter dicken Schicht liegen. Wichtig: Arbeiten Sie mit Gefühl und einem langen Spachtel, um die Oberfläche zu glätten. Achten Sie darauf, bei diesem Arbeitsschritt nicht zu viel Material abzutragen.

12. Trocknen
Der Zement benötigt nun Zeit (einige Tage) zum Trocknen.

13. Zwischen- und Schlussbeschichtung
Nach der Trocknung wird erst eine Zwischenbeschichtung und dann eine Schlussbeschichtung aufgebracht.
Baueinblicke: Umbau und Erweiterung eines bestehenden Schulgebäudes in einen Kindergarten und Kinderkrippe in Dietingen
Das Schulgebäude ist aus den fünfziger Jahren, hatte einen alten und einen neuen Schulteil. Die frühere Struktur der Schule musste kindgerecht eingeteilt werden.
Friederike Ruoff, Geschäftsführerin frw Architektur & Innenarchitektur Rottweil

Hier wurde für Kinder saniert. Das alte Schulgebäude macht durch Umbau und Erweiterungsmaßnahmen auch Platz für einen Kindergarten und eine Kinderkrippe.
Das Gebäude wurde einheitlich energetisch saniert. Sowohl das Dach saniert und gedämmt, als auch die Fassade und unterste Geschossdecke gedämmt. Auch das ganze Heizsystem wurde durch Wärmepumpen und eine PV-Anlage ersetzt.
Friedrike Ruoff
Für ein sorgloses Spielen und Lernen wurde bei der Sanierung besonders auf ökologische Materialien gesetzt.

Unser Ansatz ist es ökologisch zu sanieren, weil es zur Gebäudesubstanz sehr gut passt. Dabei setzen wir für den Innen- sowie den Außenraum auf ökologische Materialien statt der konventionellen.
Friederike Ruoff
Für die Dämmung der Fassade wurden ökologisch nachhaltige Holzweichfaserdämmplatten verwendet. Diese wurden im Trockenverfahren aus Hackschnitzeln aus rindenfreien Fichten und Tannenholz aus Resten der Holzindustrie gefertigt. Für die Dämmplatten musste kein einziger Baum extra gefällt werden. Neben der positiven Ökobilanz besitzt die Holzfaserdämmung (WDVS und VHF) besonders gute Dämmeigenschaften.
Holzfaserdämmung eignet sich also nicht nur für den Neubau (Holzständerbau), sondern durchaus auch für die Sanierung von alten Gebäuden. Auch auf altem Mauerwerk kann diese Art der ökologischen Dämmung aufgebracht werden.
Die Holzweichfaserplatten aus unserem Beispiel bestehen zu 95 Prozent aus Holzfasern und sind mit dem Gütesigel "Blauer Engel" ausgezeichnet.
Wie wird die Dämmung im Altbau verarbeitet?
- Mauerwerk bzw. Außenfassade mit einem Hochdruckreiniger gründlich reinigen.
- Holzweichfaserdämmplatten im Punktrandsystem gleichmäßig auf die Putzfassade aufbringen und abdübeln.
- Zahnspachtelung: Hier werden die Platten vollflächig mit dem Armierungsspachtel überzogen und abgezahnt als sogenannte Haftbrücke.
- Danach kommt eine vollflächige Gewebespachtelung.
- Nach der Trocknung kommt dann der Oberputz, der struktiert wird.
- Danach erfolgt ein Grund- und Zwischenanstrich mit einer offenporigen Fassadenfarbe.
Lohnt sich die Investition und das Dämmen eines Gebäudes aus den fünfziger Jahren?
Ja, denn durch diese Sanierung werden künftig bis zu 40 Prozent der Heizkosten eingespart. Mit einer Lebensdauer von 40 bis 60 Jahren ist das Wärmedämmverbundsystem (kurz: WDVS) in der Kombination mit dem ganzheitlichen Sanierungskonzept eine langfristige Investition. Zusätzlich belohnt der Staat dies mit Förderprogrammen.
Fazit: Das müssen Sie beachten bei einer Holzfaserdämmung
Wer auf Holzfaserdämmung setzt, der investiert ein wenig mehr Geld in Ökologische Standards und Nachhaltigkeit, als bei herkömmlichen Dämmstoffen.
Die Dämmung ist im Vergleich zudem etwas dicker, aber bereits mit 16 Zentimetern Holzfaserdämmung kann ein Effizienzhausstandard erreicht werden.
Die Dämmung eignet sich für den Neubau, als auch für eine Fassadensanierung eines Altbaus. Um Wärmebrücken zu vermeiden, sollte man sich auch mit dem Tausch von Rollladenkästen und Fensterbänken befassen.
Nehmen Sie mit einem Energieberater in Ihrer Nähe Kontakt auf und lassen Sie sich individuell beraten!