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Lego aus Holz

BRIQs – Haus bauen mit Holzbausteinen im XXL-Format

Tübingen / Lesedauer: 9 min

Eine Bauweise, die alles verändert
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Mit Bausteinen haben wir alle schon einmal Häuser gestapelt. Doch was wäre, wenn man dieses Prinzip auf echte Bauwerke überträgt – mit gestapelten Holzbausteinen im XXL-Format? Genau das realisiert das Holzbausystem TRIQBRIQ. Mit den sogenannten BRIQs werden massive Holzbausteinen ineinandergesteckt, die Tragwände, Innenwände und sogar ganze Gebäude ermöglichen.

Das Magazin BAUEN & WOHNEN findet diese innovative Idee genial und deshalb besuchen wir die Baustelle in Langenau. Hier entsteht das neue Eigenheim von Familie XXX. Hier gibts Lego für Erwachsene im XXL-Format auf der Baustelle. Das Projekt sorgt inzwischen weit über die Region hinaus für Aufsehen.

Baustein im Detail
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Baustein im Detail (Foto: TRIQBRIQ AG)

Keine massive Bauweise, keine Holzständerstruktur, kein Beton und kein Leim – und dennoch entsteht ein echtes Massivholzhaus. Statt klassischem Mauerwerk kommen hier sogenannte BRIQs zum Einsatz – massive Holzbausteine aus regionalem Holz, die wie übergroße Lego-Bausteine zusammengesetzt werden.

Entwickelt wurde das System von der Firma TRIQBRIQ aus Tübingen. Es basiert auf einem einfachen, aber revolutionären Prinzip: modulare Massivholzbausteine, die mechanisch miteinander verbunden werden, ganz ohne Leim, Kleber oder Metall. Die Elemente lassen sich zu tragenden Außen- und Innenwänden kombinieren und bilden eine nachhaltige, gesunde und vollständig kreislauffähige Bauweise.


Holz als Baustoff: Sind Holzbausteine die Lösung für eine nachhaltige Zukunft im Bau?

TRIQBRIQ-Geschäftsführer Max Wörner
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TRIQBRIQ-Geschäftsführer Max Wörner (Foto: TRIQBRIQ AG)

Max Wörner gilt als Pionier für nachhaltige Holzarchitektur in Deutschland. Mit seinem Konzept Holz.2.0 setzt er auf innovative Holzbauweisen, die klassische Bauweisen revolutionieren. Ziel von Holz.2.0 ist es, Holz nicht nur als Baustoff, sondern als CO₂-Speicher und zirkuläres Material zu nutzen. Unter seiner Leitung entstehen Projekte, die modular, rückbaubar und energieeffizient geplant sind. Holz.2.0 verbindet traditionelle Holzhandwerkskunst mit modernster Fertigungstechnologie. Wörner ist C CO-Founder und Vorstand der TRIQBRIQ AG, Tübingen und setzt setzt auf modulare, robotergestützte Fertigungsmethoden, die präzise und ressourcenschonend sind. Er betont, dass auch minderwertiges oder rückgebautes Holz in der gebauten Umwelt sinnvoll eingesetzt werden kann, anstatt verbrannt zu werden, ein Prinzip, das TRIQBRIQ aufgreift.


Das TRIQBRIQ-System – Hightech trifft Holz

Im Herzen des Systems stehen die BRIQs, massive Holzmodule, die aus zahlreichen kleinen Holzteilen bestehen. Diese sind in einer dreiaxialen Verbindungsstruktur miteinander verschränkt, wodurch ein stabiles, spannungsarmes und formstabiles Bauelement entsteht. In der Produktion werden die Bausteine mit modernster Robotik hergestellt, die in Tübingen entwickelt wurde. Das Holz stammt aus der Schwäbischen Alb, dem Nordschwarzwald und dem Bayerischen Wald – aus Wäldern also, die regional und nachhaltig bewirtschaftet werden.

Lewin Fricke – Leitung Öffentlichkeitsarbeit bei TRIQBRIQ AG
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Lewin Fricke – Leitung Öffentlichkeitsarbeit bei TRIQBRIQ AG (Foto: TRIQBRIQ AG)

Schlussendlich sind es Holzbausteine. Unsere Briqs bestehen aus vielen kleinen Holzteilen, die in einer drei axialen Verbindungsstruktur miteinander verbunden sind. Und so können wir auch Holz niedrigerer Qualität verwenden. Wir retten Holz vor dem Verbrennen und schaffen das, dass es in der gebauten Umwelt eingesetzt wird.

erklärt Lewin Fricke, Öffentlichkeitsarbeit, TRIQBRIQ AG, Tübingen.

Für die Bausteine wird nicht nur bestes Stammholz genutzt, sondern bewusst auch sogenanntes Kalamitäts-, Industrie- und Käferholz, das andernorts kaum verwendet wird. Selbst rückgebautes Altholz findet hier eine neue Bestimmung. Das bedeutet, dass Ressourcen, die sonst zu Abfall oder Brennholz würden, nun Teil langlebiger Gebäude werden.

1. Generation der TRIQBRIQ Produktionsanlage
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1. Generation der TRIQBRIQ Produktionsanlage (Foto: Produktion)

Das TRIQBRIQ System im Detail

das patentierte Dübel-Verbindungssystem
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das patentierte Dübel-Verbindungssystem (Foto: TRIQBRIQ AG)

Das System selbst ist präzise durchdacht. Die Holzstücke werden mithilfe eines patentierten Dübel-Verbindungssystems verbunden und montiert. Es gibt mehrere Varianten, die sich nach Wandstärke und Einsatzbereich unterscheiden. Das Wandsystem WS25 ergibt im Verbund eine 25 Zentimeter starke Außenwand, während WS15 und WS16 für Innenwände vorgesehen sind. Die Standard-Bausteine sind 50 Zentimeter lang, mit passenden Elementen und Stürzen bis 200 Zentimeter. Damit lassen sich Wände modular zusammensetzen, wie man es von einem Baukastensystem kennt.

Die Produktion erfolgt vollständig ohne chemische Verbindungsmittel. Verwendet werden ausschließlich Buchenholzdübel, die die Module mechanisch verriegeln. Dadurch ist das gesamte System nicht nur stabil, sondern auch vollständig sortenrein und rückbaubar. Das bedeutet: Wird ein Gebäude irgendwann abgebaut, können die BRIQs wiederverwendet oder recycelt werden – ganz ohne Müll oder Sonderabfälle.


Was ist der U-Wert von TRIQBRIQ?

Mit einer 60 mm Holzfaserdämmung erreicht das TRIQBRIQ WS30 einen U-Wert von 0,24 W/(m2K).

Die Außenwand mit 25 Zentimeter BRIQ-Kern und 60 Millimeter Holzfaserdämmung entspricht mit dem U-Wert von 0,24 W/m²K dem energetischen Standard moderner Neubauten. Im Brandfall erreichen die massiven Holzbausteine Feuerwiderstandsklassen bis REI60, und der Schallschutz liegt je nach Wandtyp bei bis zu 67 Dezibel – Werte, die weit über dem Durchschnitt klassischer Holzbauweisen liegen.

Mit WS25 benötigt man circa 75 mm Holzfaserdämmung, mit dem WS16 circa 110 mm, um auf den gleichen U-Wert zu kommen.

Aufbau der Wand
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Aufbau der Wand (Foto: BAUEN & WOHNEN)

Vom Wald zur Wand – Regionale Herstellung der Holzbausteine

Die Herstellung der BRIQs ist ein Zusammenfinden von Hightech und Handwerk. In der Tübinger Produktionsanlage arbeiten Roboter, die die einzelnen Holzteile millimetergenau fügen. Das Ergebnis sind standardisierte, passgenaue Module, die auf der Baustelle ohne aufwändige Werkzeuge zusammengesetzt werden.

Das Holz selbst wird nach strengen Qualitätsrichtlinien sortiert, getrocknet und verarbeitet. Die Holzfeuchtigkeit liegt bei etwa zwölf Prozent, was die Bausteine formstabil und resistent gegen Verzug macht. Das System erfüllt alle gängigen Anforderungen an Statik, Brandschutz und Wärmedämmung.

TRIQBRIQ spricht hier von „ökologischer Hochtechnologie“. Denn das System verbindet die Vorteile eines natürlichen Baustoffs mit der Präzision industrieller Fertigung. Es ist möglich, Häuser, mehrgeschossige Gebäude oder sogar Gewerbeobjekte mit denselben Grundbausteinen zu errichten. Dabei kann die Produktion dezentral stattfinden – etwa direkt beim Sägewerk – wodurch Transportwege verkürzt und CO₂-Emissionen weiter reduziert werden.

Ein weiterer beeindruckender Fakt: Mit jeder Quadratmeter Wandfläche aus den Holzbausteinen werden über 200 Kilogramm CO₂ langfristig gespeichert. Während Beton bei seiner Herstellung CO₂ freisetzt, wirkt Holz als Speicher und trägt aktiv zum Klimaschutz bei.


Ein TRIQBRIQ-Haus entsteht – und zwar in Rekordzeit

Wie lange dauert der Bau mit TRIQBRIQ? Wie beeindruckend das in der Praxis aussieht, zeigt das Bauprojekt in Langenau. Bauherr Hans-Georg Groener erzählt begeistert, wie schnell der Rohbau stand.

BAUHERR Gröner
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BAUHERR Gröner (Foto: BAUEN & WOHNEN)

Also ich wusste, dass es einfach ist, aber ich war überrascht über die Schnelligkeit. Wir haben das Haus ja quasi in einem Tag aufgebaut. Die Außenwände, die Innenwände, die schon vorgefertigt waren, die Massivholzdecken kamen ja in nahezu anderthalb Tagen drauf – und mit der Geschwindigkeit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet.

schwärmt Groener.

Was normalerweise Wochen dauert, war hier in weniger als zwei Tagen fertig. Das Haus ist ebenerdig, barrierefrei und altersgerecht geplant. Die Bauweise sorgt für ein angenehmes Raumklima, eine warme Atmosphäre und natürliche Feuchtigkeitsregulierung. Besonders beeindruckend ist, dass beim gesamten Bau keinerlei Leime, Lacke oder Klebstoffe verwendet wurden. Innen sind die Wände mit Lehmplatten verkleidet, außen sorgt Korkputz für Witterungsschutz – alles auf natürlicher Basis.

Für die Gröners war Nachhaltigkeit das zentrale Motiv.

Nachhaltig heißt für uns, dass man möglichst wenig Müll produziert, möglichst wenig von der herkömmlichen Bauweise – Beton, Stahl oder ähnliches – verwendet, sondern möglichst mit natürlichen Materialien, also Holz baut

sagt der Bauherr stolz.

Diese Haltung zieht sich durch das gesamte Projekt. Selbst die Baustelle blieb nahezu abfallfrei, da die Bausteine ohne Folien oder Plastikverpackungen palettenweise geliefert werden. Der Rohbau steht nach Stunden, nicht nach Wochen, und das ganz ohne großen Maschinenpark. So entsteht ein Haus, das sowohl ökologisch als auch ökonomisch überzeugt.


Holz Haus bauen: Was kostet ein TRIQBRIQ Haus?

Der Bau eines Hauses mit dem TRIQBRIQ-System ist in Deutschland eine kosteneffiziente und nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Bauweisen. Laut Angaben des Unternehmens kostet das TRIQBRIQ-System etwa 210 € pro Quadratmeter Bruttogrundfläche (BGF) oder 240 € pro Quadratmeter Wandfläche (netto, exklusive gesetzlicher Mehrwertsteuer und Transportkosten). Für ein Beispielprojekt mit 140 m² BGF würden somit rund 29.400 € für die Außenwände anfallen.

Baustelle
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Baustelle (Foto: BAUEN & WOHNEN)

Nachhaltigkeit in Reinform

Nachhaltigkeit ist Bestandteil jedes Lebensschrittes des Bausteins – vom Rohstoff über die Produktion bis zum Rückbau. Genutzt wird Holz, das bisher kaum Verwendung fand: obere Baumabschnitte, Käferholz oder Restholz aus der Sägeindustrie. Dieses Material wird nun so verarbeitet, dass es langlebig, stabil und architektonisch hochwertig wird.

Wenn man sich jetzt einen Baum vorstellt, der oben mehr Äste als unten hat, und gerade die Teile oben – die Wipfelschnitte – die werden aktuell beim Bauen eigentlich noch gar nicht eingesetzt. Daraus  entstehen eigentlich nur noch Paletten oder Einwegverpackungen, oder werde verbrannt. Mit unserer Innovation können wir diese Art von Holz nutzen und verzichten komplett auf künstliche Verbindungsmittel.

so Bauherr Gröner

Damit gelingt es Ressourcen zu nutzen, die sonst verloren gingen.Durch den modularen Aufbau können die BRIQs nach Jahrzehnten wieder auseinandergenommen und erneut verbaut werden. Das ist Kreislaufwirtschaft im besten Sinne – und gleichzeitig eine Antwort auf die Frage, wie die Bauindustrie ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren kann.


Hausbau: Eine Branche im Wandel

Auch die Architektin Karin Müller von Kap_6 Architektur in Langenau, sieht in dem System eine Chance, die Branche nachhaltig zu verändern
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Auch die Architektin Karin Müller von Kap_6 Architektur in Langenau, sieht in dem System eine Chance, die Branche nachhaltig zu verändern (Foto: BAUEN & WOHNEN)

Die Baubranche ist ein sehr großer Verschmutzer von der Umwelt. Deshalb ist es mir sehr wichtig einen Beitrag zu leisten, dass das Bauen nachhaltiger wird.

erklärt uns Karin Müller.

Und tatsächlich: Das Bauwesen zählt zu den größten CO₂-Verursachern weltweit. Systeme wie TRIQBRIQ bieten die Möglichkeit, diese Bilanz zu verbessern – ohne auf Stabilität, Ästhetik oder Wirtschaftlichkeit zu verzichten.


Lego-Prinzip in Holz – eine Idee, die trägt

Das Prinzip hinter den BRIQs ist so simpel wie genial: Bausteine aus Massivholz, die sich mechanisch verbinden lassen – analog, robust, intuitiv. Die Elemente greifen fest ineinander und sorgen für stabile Wände.

Bei der Montage wird nichts geklebt, nichts gegossen, nichts verschraubt. Die Wand entsteht durch das Ineinandergreifen der Bausteine und den präzisen Holzverbund. Diese Einfachheit ist die eigentliche Raffinesse. Sie spart Zeit, Energie und Kosten – und schafft gleichzeitig Gebäude, die CO₂ speichern, statt es auszustoßen.


Welche Vorteile bietet TRIQBRIQ Bauunternehmen?

Für Bauunternehmen bietet das System mehrere Vorteile: Die modularen Massivholzbausteine ermöglichen eine schnelle Bauweise, wodurch Zeit und Personalkosten deutlich reduziert werden. Die Konstruktion ist ohne Leim verbunden und somit auch wieder rückbaubar. So lassen sich Gebäude später einfach anpassen oder wiederverwenden, was die Ressourceneffizienz erhöht. Gleichzeitig sorgt das System für energieeffiziente, CO₂-speichernde Wände und erfüllt hohe Standards bei Wärmeschutz, Schallschutz und Brandschutz. Zusätzlich erlaubt die präzise, robotergestützte Fertigung planbare, qualitativ hochwertige Bauprojekte mit geringem Ausschuss.


Fazit – Stein für Stein in eine nachhaltige Zukunft

Die Holzbausteine im Großformat verbinden das nachhaltige Baumaterial Holz mit einer intelligenten, kreislauffähigen Bauweise, die in der Praxis überzeugt. Häuser aus BRIQs sind leimfrei verbunden und schaffen ein natürliches Raumklima. Was wie ein Kindheitstraum aus überdimensionalen Holz-Legosteinen klingt, ist eine neue, präzise Bauweise.

Eine Architektur, die im Kreislauf denkt.

BAUEN & WOHNEN findet dieses Baukastensystem eine geniale Idee für den Hausbau!