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Tobias entdeckt „Bauen & Wohnen“

Energiespeichersysteme ohne separaten Wechselrichter

Erbach / Lesedauer: 7 min

Die Diskussion zu steigenden Energiepreisen hat zwar etwas nachgelassen, aber viele Menschen haben daraus gelernt: Sie möchten möglichst unabhängig werden. Photovoltaik-Anlagen sind daher weiterhin sehr gefragt – und wirklich sinnvoll, wenn der selbst erzeugte Strom auch gespeichert wird.
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In einer neuen Folge von „Tobias entdeckt “ besucht das Team von BAUEN & WOHNEN ein Unternehmen in Erbach bei Ulm, das Heimspeicher auf Basis einer patentierten Multilevel-Technologie produziert, die besonders für Photovoltaik-Anlagen geeignet ist. Die Speicher sollen einen der höchsten Wirkungsgrade auf dem Markt erreichen, was zuletzt von der HTW Berlin im Juli 2025 bestätigt wurde.

Das Unternehmen SAX Power GmbH aus Erbach ist Gewinner des Innovationspreises Baden Württemberg 2022. Ihre digital gesteuerte Wechselstrombatterie mit einer neuartigen Schaltung erreicht bis zu 50 Prozent mehr Kapazität und Lebensdauer als herkömmliche Systeme. Das Unternehmen aus Erbach bei Ulm erhielt den Preis für seine digitale Wechselstrombatterie, die eine höhere Kapazität und Lebensdauer aufweist, effizienter arbeitet und ohne Wechselrichter Gleich- und Wechselstrom ausgeben

Die Wurzeln des Unternehmens liegen in Ulm, wo die Vorläuferfirma Regeleinrichtungen für die Deutsche Bahn entwickelte. Daraus entstand die Idee, einige Prinzipien auf Stromspeicher zu übertragen. Nach Jahren der Forschung gelang SAX Power ein Speicher, der direkt aus den Batteriezellen Wechselstrom erzeugt – ohne nachgeschalteten Wechselrichter – und damit einen neuen Maßstab in der Batterietechnik setzte.

Energiespeichersysteme ohne separaten Wechselrichter
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Energiespeichersysteme ohne separaten Wechselrichter (Foto: Bauen & Wohnen)

BAUEN & WOHNEN schaut hinter die Kulissen des Unternehmens, das „made in Germany“ produziert. Moderator Tobias Baunach trifft sich mit Oliver Wetzstein dem Vertriebsleiter der SAX Power GmbH in Erbach zum Interview.

Oliver Wetzstein erklärt gleich zu Beginn, dass sich die Situation auf dem Markt für PV-Anlagen und Speicher entspannt hat.

Letztes Jahr waren die Wartezeiten teilweise mehrere Wochen. Mittlerweile sind alle benötigten Artikel von Modulen über Speicher meistens Lagerware und lieferbar.

erzählt Oliver Wetzstein

Die Preise haben sich in den letzten Jahren deutlich reduziert. Das Thema Eigenverbrauch bleibt dabei Fokus. Denn Einspeisevergütungen gehen langfristig gegen Null, sodass sich PV-Anlagen mit Speicher heute vor allem lohnen, um den eigenen Stromverbrauch zu decken.

Klarer Vorteil der Energiespeicher: Made in Germany

SAX Power produziert die Speicher in Erbach, Baden-Württemberg. „Der Made-in-Germany-Gedanke gilt bei vielen immer noch als Qualitätssiegel” so René Windisch, Qualitätsmanager bei SAX Power GmbH. Neben der Batterie geht es vor allem auch um das Zusammenspiel von Speicher und Verbrauchsgegenständen im Haus. Dabei wird unterschieden zwischen Eigenverbrauch – also Strom der genutzt wird und Autarkie, also wie wenig Strom zugekauft werden muss. Ein Speicher erhöht beides, indem er den Eigenverbrauch maximiert und den Stromüberschuss speichert.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Haltbarkeit der Akkus. „Wir haben zehn Jahre Garantie auf 80 % der Kapazität, und das können wir ohne Probleme halten“, betont René Windisch Die Haltbarkeit der Speicher ist aber weit höher: 15 bis 20 Jahre. Hier werden Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen verwendet, die besonders sicher und langlebig sind. Sowohl die Entwicklung, Endmontage als auch die Qualitätsprüfung geschieht in Deutschland.

Was ist der bessere Batteriespricher, Lithium-Ionen oder Lithium-Eisenphosphat?

Die Entscheidung, welche Art von Batterie für die Speicherung von Solarenergie in einer Photovoltaikanlage verwendet werden soll, kann schwierig sein. Es gibt viele verschiedene Arten von Batterien, die für diesen Zweck verwendet werden können.

Lithium-Eisenphosphat-Batterien sind weniger anfällig für Überladung, Tiefentladung und Kurzschlüsse und somit sicherer als sicherer Lithium-Ionen-Batterien. Lithium-Eisenphosphat-Batterien besitzen dagegen eine höhere Entladungstiefe und können ihre volle Kapazität besser nutzen als Lithium-Ionen-Batterien, was zu einer besseren Leistungsfähigkeit führt. Lithium-Eisenphosphat-Batterien sind daher in der Regel teurer als Lithium-Ionen-Batterien. Dies liegt daran, dass sie eine höhere Sicherheit und längere Lebensdauer haben.

Lithium-Ionen-Batterien haben aber eine höhere Energiedichte als Lithium-Eisenphosphat-Batterien. Dies bedeutet, dass sie mehr Energie in einem kleineren Volumen speichern können.

Blick in die Energiespeicher Produktion

Im TV-Format „Tobias entdeckt“ erhält Tobias Baunach exklusive Einblicke in die Fertigung .

Produktion der Energiespeichersysteme
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Produktion der Energiespeichersysteme (Foto: Bauen & Wohnen)

Alles beginnt mit vorkonfektionierten Komponenten, die in der Logistik vorbereitet und auf Wagen durch die Produktionslinie geschleust werden. „Hier sind die Grundbausteine, die Batteriezellen“, erklärt René Windisch, Qualitätsmanager und Betriebsleiter bei SAX Power GmbH während er auf sechs Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen in einem Gehäuse zeigt. Diese Zellen werden in Handarbeit verbaut, die Endmontage durchgeführt, Platinen mit der Steuerungsintelligenz eingebaut und sämtliche Kabel verbunden.

Unsere Platinen haben ein Wissen. Wir verwenden die Multi-Level-Technologie. Diese Intelligenz geben wir dem Speicher in Handarbeit.

erklärt René Windisch

Die Sicherheit steht dabei an oberster Stelle. Die Zellen sind robust gegen thermische Belastung, entflammbare Risiken werden minimiert, und jeder Arbeitsschritt wird kontrolliert. In einem Vier-Augen-Prinzip prüfen die Mitarbeiter die Verbindung und Verkabelung mehrfach, bevor der Speicher weiter zur Programmierung kommt.

„Unsere Platinen haben ein Wissen“, erklärt René Windisch. „ Wir verwenden die Multi-Level-Technologie. Diese Intelligenz geben wir dem Speicher in Handarbeit.“ Der Batteriespeicher wandelt dank intelligenter Zellsteuerung Gleichstrom direkt in Wechselstrom um – ganz ohne separaten Wechselrichter.

Besonders praktisch: Der Speicher ist modular aufgebaut. Falls später eine Zelle ausfällt, kann sie einfach getauscht werden, ohne dass das gesamte System betroffen ist.

Die Software ist das Herz der Multi-Level-Technologie

Der Speicher ist erst dann wirklich einsatzbereit, wenn die Software programmiert ist. Dabei werden sämtliche Parameter getestet und vorkonfigurierte Programme aufgespielt, wie sie der Kunde wünscht. Belastungstests zeigen, ob die Ströme richtig verarbeitet werden, und Wärmebildkameras prüfen, ob Lötstellen oder Schraubverbindungen korrekt arbeiten.

Oliver erklärt: „Die Software ist das Herz des Ganzen. Sie entscheidet, wann gespeichert oder eingespeist wird, wie die Multi-Level-Technologie zum Tragen kommt und wie der Speicher optimal arbeitet.“ Auch das Balancing zwischen den Batterien wird überprüft, sodass jede Zelle auf dem gleichen Niveau arbeitet.

Die richtige Dimensionierung des Stromspeichers

Für Kunden stellt sich oft die Frage, welche Speichergröße geeignet ist - 5 kWh, 7 kWh oder 10 kWh?

Neben dem Jahresstromverbrauch und der PV-Anlagengröße ist auch der individuelle Bedarf in der Nacht eine Berechnungsgröße.

Am einfachsten ist es, wenn der Kunde abends seinen Zählerstand aufschreibt und morgens erneut. So erkennt man den Nachtstromverbrauch.

erklärt Oliver

Anbieter helfen dann dabei, die optimale Größe zu finden und Fehldimensionierungen zu vermeiden. Danach kann die passende Größe des Speichers ermittelt werden. Eine spätere Erweiterung ist problemlos möglich – zum Beispiel wenn sich der Lebensstil ändert oder neue Verbraucher wie E-Auto oder Wärmepumpe hinzukommen. Hier gibt es keine zeitliche Begrenzung der Erweiterung. Auch ein alter Speicher kann nach 5 Jahren mit neuem Speicher erweitert werden, dank des Ladungsausgleichs.

Intelligente Steuerung der Stromspeicher statt klassischem Wechselrichter

Ein zentrales Element der Energiespeicher unserer besuchten Firma in Erbach ist ihre digitale Steuerung. Sie sorgt dafür, dass aus der in den Zellen gespeicherten Gleichspannung direkt Wechselspannung erzeugt wird – ganz ohne den sonst üblichen, separaten Wechselrichter.

Wie ist ein Stromspeicher ohne separaten Wechselrichter möglich?

Die Spannungen der einzelnen Batteriezellen werden so zusammengeführt, dass sie gemeinsam eine saubere Sinuskurve ergeben. Jede Zelle arbeitet dabei unabhängig von den anderen. Dadurch kann ihr Ladezustand präzise ausgeglichen werden, auch wenn das System später erweitert wird oder Zellen unterschiedlich beansprucht werden. So wird eine der häufigsten Ursachen für Probleme in Batteriespeichern vermieden – nämlich Ladungsungleichheiten, die die Lebensdauer verkürzen können.

Indem Speicherung und Umwandlung in einem einzigen System kombiniert, entsteht nicht nur weniger Hardwareaufwand, sondern auch ein deutlicher Gewinn an Effizienz und Zuverlässigkeit.

Digitale Kontrolle übers Smartphone

Moderne Energiespeicher lassen sich auch digital kontrollieren. Bei SAX Power ermöglicht ein eigene App den Überblick über alle relevanten Daten. Nutzer können damit bequem per Smartphone oder Tablet den aktuellen Ladezustand ihres Speichers einsehen und die wichtigsten Kennzahlen abrufen. In Verbindung mit dem Smartmeter ADW wird zusätzlich die Leistung der bestehenden Photovoltaikanlage angezeigt.

Damit die Informationen schneller erfasst werden können, stellt die App den Stromfluss grafisch dar. Auf einen Blick wird sichtbar, ob der Speicher gerade geladen wird, ob Überschuss ins Haus fließt oder ob Strom aus dem Netz bezogen wird. Auch ausstehende Software-Updates erscheinen direkt in der Anwendung und lassen sich selbstständig per Knopfdruck installieren.

Fazit zum Energiespeichersystem: Eigenverbrauch, Autarkie und Zukunft

Mit einem Energiespeichersystem können Hausbesitzer nicht nur Strom sparen, sondern auch aktiv ihre Energieversorgung steuern und unabhängiger werden. Der Fokus liegt auf langlebiger Technik, hoher Effizienz und einfacher Bedienbarkeit.

„Ich würde immer nach regionalen Partnern schauen, wenn es um Speicher geht. So hat man immer einen Ansprechpartner und kann sicher sein, dass es Erstzteile gibt und die verbauten Materialien den entsprechenden Standards entsprechen.“

rät der Experte abschließend.