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Titelthema Eisschwimmen

Eisschwimmen fasziniert sportlich und mental

Region / Lesedauer: 9 min

Grenzen überwinden, Kraft spüren, klaren Geist erleben – eine Herausforderung für Körper und Seele inmitten einzigartiger Natur.
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Eisschwimmen ist weit mehr als nur ein Freizeitsport. Es wird als Extremsportart bezeichnet, die sowohl physische als auch mentale Grenzen auslotet. Beim Eintauchen in eiskaltes Wasser wird der Körper von Kälte umschlossen, während die Lungen klare Winterluft einatmen. Diese Erfahrung fordert den ganzen Menschen und verlangt, persönliche Grenzen zu hinterfragen und zu überwinden. An verschiedenen Orten wie dem Alpsee, Waldsee, sowie in Lindau, Wasserburg oder in Bregenz am Bodensee, wird gezeigt, wie viel der Mensch leisten kann, wenn er sich dem Unbekannten stellt. Aus dem anfänglichen Kälteschock wird Energie freigesetzt, das Herz beginnt kraftvoll zu schlagen, der Geist wird klar – ein Erlebnis, das Körper und Seele gleichermaßen anspricht.

Paul Bieber, mehrfacher Rekordhalter im Eisschwimmen und Weltmeister im Winterschwimmen, bietet Kurse an, um diese außergewöhnliche Erfahrung zugänglich zu machen. Die Kurse finden unter anderem in Bühl am Alpsee, am Lindenberger Waldsee, in Bühl am Alpsee, Wasserburg, Staad (St. Gallen), Bregenz (Vorarlberg) und Lindau statt. Im Gespräch mit ihm konnten spannende Einblicke in die Welt des Eisschwimmens gewonnen werden.

Gleichzeitig fordert der Prozess mentale Stärke, da die Überwindung der Kälte Mut erfordert. „Jede Zelle des Körpers wird angeregt, das Herz schlägt im Rhythmus des Lebens“. Winterschwimmen wird als Möglichkeit beschrieben, eigene Grenzen zu verschieben und dabei Klarheit, Vitalität und Energie zu gewinnen.

Sicherheit steht an erster Stelle

Besondere Aufmerksamkeit wird der Sicherheit gewidmet. Jeder Teilnehmer wird vor dem Einstieg ins Wasser gründlich auf seine körperliche Verfassung überprüft. Ein EKG stellt sicher, dass das Herz den Belastungen des Eisschwimmens standhält. Werte wie Puls und Blutsauerstoff werden konstant überwacht, um mögliche Risiken zu minimieren. Zusätzlich werden alle Schwimmer mit einer Boje gesichert. Ziel ist es, dass die Erfahrung nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein bereicherndes Erlebnis bleibt.

Persönliche Betreuung in kleinen Gruppen

Die Kurse sind bewusst auf kleine Gruppen mit nur 5 bis 7 Personen ausgelegt. Diese Struktur ermöglicht eine individuelle Betreuung und schafft eine vertrauensvolle und sichere Atmosphäre. „Der Fokus liegt darauf, jedem Teilnehmer Sicherheit zu geben und gleichzeitig die Möglichkeit zu bieten, über sich hinauszuwachsen“, betont Bieber. Neben dem körperlichen Training wird auch der mentale Aspekt berücksichtigt – die Begegnung mit der eigenen Komfortzone wird behutsam gestaltet. Die Kurse dauern etwa 60 bis 90 Minuten.

Vor dem direkten Kontakt mit dem eisigen Wasser wird viel Wert auf eine umfassende Vorbereitung gelegt. Dazu gehören Atemtechniken, Sicherheitsmaßnahmen und Informationen über die Auswirkungen des kalten Wassers auf den Körper. „Es geht nicht nur darum, ins Wasser zu springen, sondern auch darum, die richtigen Techniken zu beherrschen und ein Bewusstsein für die Risiken und Vorteile zu entwickeln“, so Bieber. Die Teilnahme am Eisschwimmen soll nicht nur das Immunsystem stärken, sondern auch mentale Resilienz fördern.

Einzigartige Naturkulissen

Die Kurse finden an besonders reizvollen Orten statt, darunter die Gewässer des Bodensees und des Allgäus. Die Stille der Natur, die klare Luft und die majestätische Kulisse machen das Eisschwimmen zu einem besonderen Erlebnis. Diese Orte laden dazu ein, die eigene Widerstandskraft zu entdecken und eine tiefe Verbindung zur Natur herzustellen. „Das Zusammenspiel von Wasser, Luft und der umgebenden Landschaft schafft Momente, die weit über das Sportliche hinausreichen“, so Bieber.

Die Erfahrung wird als transformative Reise beschrieben, die den Geist klärt und eine neue Perspektive auf das Leben ermöglicht. In kleinen Gruppen und unter professioneller Anleitung soll jeder Teilnehmer die Möglichkeit haben, seine Grenzen zu überwinden und gestärkt aus der Erfahrung hervorzugehen.

Unterschiede zwischen Eisschwimmen und Eisbaden

Während es beim Eisbaden darum geht, passiv in kaltem Wasser zu verweilen, erfordert Eisschwimmen aktive Bewegung. Durch das Schwimmen bleiben die Muskeln in ständiger Aktivität, was die Körpertemperatur stabilisiert und die Durchblutung fördert. „Eisschwimmen ist nicht nur ein körperliches Training, sondern ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl die physische als auch die mentale Stärke fordert“, so Bieber. Die kontinuierliche Bewegung im Wasser hilft zudem, Krämpfen vorzubeugen, die durch die Kälte entstehen könnten.

Sobald man das Wasser verlässt, sollte man sich zügig, aber kontrolliert abtrocknen und anziehen. Kein hektisches Bewegen oder Springen.
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Sobald man das Wasser verlässt, sollte man sich zügig, aber kontrolliert abtrocknen und anziehen. Kein hektisches Bewegen oder Springen. (Foto: Norbert Pösch)

Fragen an Paul Bieber:

1. Welche physischen und mentalen Vorteile bringt das Eisschwimmen mit sich, und wie wirkt sich die Kälte auf den Körper aus?

Der physischer Vorteil liegt darin, dass die Kälte die Durchblutung anregt, das Herz-Kreislauf-System stärkt und das Immunsystem und die Regeneration fördert. Entzündungen werden reduziert, der Schlaf verbessert sich, und viele meiner Teilnehmer spüren mehr Energie im Alltag. Der mentale Vorteil liegt darin, dass man lernt, mit Stress, Schmerz, aber auch mit der Angst umzugehen. Wichtig dabei ist, fokussiert zu bleiben und Ruhe zu bewahren. Das stärkt mentale Widerstandskraft, Achtsamkeit und innere Klarheit. Allgemein lässt sich sagen, dass die Kälte den Körper aktiviert, es setzt Adrenalin, Dopamin und Serotonin frei. Dies führt wiederum zu Gefühlen von Euphorie und Glück. Mit der Zeit passt sich der Organismus an, wird widerstandsfähiger und lernt, die Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu halten – ein Training für Körper und Geist zugleich.

2. Welche Tipps und Sicherheitsmaßnahmen sollten Anfänger:innen beachten, wenn sie sich zum ersten Mal an das Eisschwimmen heranwagen?

Lasst euch zuerst von eurem Hausarzt durchchecken. Fangt bei mässigen (10-18 Grad) Temperaturen an. Geht niemals allein ins Wasser. Geht langsam ins Wasser. Bleibt in Ufernähe. Habt immer eine Sicherheitsboje dabei. Bleibt nicht zu lange drin (Faustregel: Wassertemperatur = Minutenanzahl im Wasser). Geht anschließend NICHT unter die warme Dusche. Gebt dem Körper Zeit, von selbst wieder hochzufahren.

3. Wie kann man sich am besten auf das Schwimmen in eiskaltem Wasser vorbereiten, und gibt es besondere Trainingsmethoden?

Das Wichtigste ist, den Körper langsam an die Kälte zu gewöhnen. Das kann man schon im Alltag durch kalte Duschen (bei den Beinen anfangen und sich langsam nach oben arbeiten), Kneippgänge oder kurze Aufenthalte im kalten Wasser tun. Entscheidend ist die Regelmäßigkeit. Je häufiger man sich kontrolliert der Kälte aussetzt, desto besser passt sich der Körper an.

4. Was sollten die Teilnehmer zum Eisbaden mitbringen?

Sehr warme Kleidung für danach. Ansonsten nicht viel: Badeanzug, Bikini, Badehose & Shorts, zwei Handtücher, Bademantel und sehr viel gute Laune. Schwimmbojen bekommen alle Teilnehmer von mir.

5. Wie verhält man sich nach dem Eisschwimmen?

Sobald man das Wasser verlässt, sollte man sich zügig, aber kontrolliert abtrocknen und anziehen. Kein hektisches Bewegen oder Springen. Der Kreislauf braucht Ruhe. Ich ziehe mich immer in Schichten an: zuerst ein Handtuch oder Bademantel, dann trockene, warme Kleidung. Anschließend trinke ich etwas Warmes oder Süßes. Danach braucht der Körper etwas Zeit und sollte die Wärme von innen langsam selbst produzieren. Man zittert sich also warm. Danach hilft sanfte Bewegung: Spazieren, leichte Gymnastik. Kein heißes Bad/Dusche oder Sauna direkt danach, das wäre ein Schock für den Kreislauf!

6. Inwiefern hat Eisschwimmen Sie mental und körperlich verändert?

Körperlich hat sich mein Körper im Laufe der Jahre enorm angepasst. Ich vertrage Kälte heute viel besser, mein Immunsystem ist stärker, und ich regeneriere schneller. Durch das regelmäßige Training im kalten Wasser habe ich gelernt, meinen Stoffwechsel und meine Atmung bewusster zu steuern. Man bekommt ein unglaubliches Körpergefühl. Man spürt jede Reaktion, jede Veränderung, und lernt, auf feine Signale zu hören. Mental war die Veränderung noch größer. Das Eisschwimmen hat mich gelehrt, was echte Ruhe und Fokus bedeuten. Wenn man in eiskaltem Wasser schwimmt, gibt es keine Ablenkung. Nur die Atmung, die Kälte und der eigene Wille. Diese Fähigkeit, in Extremsituationen ruhig zu bleiben, hilft mir in allen Lebensbereichen: im Sport, in meinem Job im Büro oder als Sport-Mentaltrainer, bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Rettungsschwimmer und Lebensretter oder auch im Alltag. Ich habe gelernt, unangenehme Situationen anzunehmen, mit ihnen zu arbeiten und sie letztlich zu überwinden.

Das Eisschwimmen bleibt eine außergewöhnliche Erfahrung, die nicht nur körperliche, sondern auch mentale Stärke fördert. Mit professioneller Anleitung und in einer unterstützenden Gruppe kann es zu einer bereichernden Reise werden, die weit über sportliche Errungenschaften hinausgeht.

Neujahrsschwimmen als Winter-Tradition

Zu Beginn des Jahres planen viele Hobby-Eisschwimmer einen besonderen Termin: das Neujahrsschwimmen. Dabei treffen sich Gleichgesinnte an Seen oder Flüssen, um für kurze Zeit in kaltem Wasser zu baden. Dieser Brauch soll einen frischen Start ins neue Jahr symbolisieren. Befürworter betonen die positiven Effekte auf das Wohlbefinden, die dem Eisbaden zugeschrieben werden. Die Teilnehmer schätzen vor allem das Gemeinschaftsgefühl und die Überwindung der Kälte als persönliche Herausforderung. Häufig werden diese Veranstaltungen von Vereinen organisiert, die sowohl auf Sicherheit als auch auf die medizinischen Aspekte hinweisen. Experten empfehlen, vor dem Eisbaden den Gesundheitszustand ärztlich überprüfen zu lassen, insbesondere bei Neulingen. Das Neujahrsschwimmen findet oft bei Temperaturen knapp über oder unter null Grad statt. Trotz der kurzen Dauer des Schwimmens bleibt Vorsicht geboten, um gesundheitliche Risiken wie Unterkühlung zu vermeiden. Die Veranstaltung hat sich in vielen Regionen als Jahresauftakt etabliert und zieht auch Zuschauer an.

Steckbrief:

Paul Bieber zelebriert das Eisschwimmen seit vielen Jahren selbst.
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Paul Bieber zelebriert das Eisschwimmen seit vielen Jahren selbst. (Foto: Norbert Pösch)

Paul Bieber ist Schwimmtrainer, Aqua-Fitness-Trainer und engagierter Rettungsschwimmer. Er unterstützt Kinder und Erwachsene dabei, ihre Schwimmtechniken zu verbessern und persönliche Ziele zu erreichen. Als Rettungsschwimmer ist er sowohl bei der Wasserwacht in Wasserburg als auch in der Gemeinde Röthenbach im Allgäu aktiv. Neben seiner Tätigkeit im Bereich Wassersport ist er Extremsportler und widmet sich dem Eisschwimmen. Er sucht regelmäßig neue, anspruchsvolle Herausforderungen, die ihn sowohl persönlich als auch beruflich prägen. Seine vielfältigen Erfahrungen fließen in seine Arbeit ein und bereichern seine Tätigkeiten. Beruflich ist Paul Bieber als Senior Online-Marketing-Manager bei Arktis Tours tätig. Er entwickelt kreative Strategien, um die Marketingziele des Unternehmens zu erreichen. Privat ist er zweifacher Vater und legt Wert darauf, Beruf und Familie in Einklang zu bringen.


Bevorstehende Kurse:

  • Freitag, 5. / Samstag 6. Dezember um 9:30 Uhr in Wasserburg am Bodensee
  • Freitag, 5. / Samstag 6. Dezember um 13 Uhr in Bregenz (Vorarlberg)
  • Sonntag, 7. Dezember um 10 Uhr in Bühl am Alpsee (Allgäu)
  • Sonntag, 7. Dezember um 10 Uhr in Bühl am Alpsee (Allgäu)
  • Sonntag, 7. Dezember um 10 Uhr in Bühl am Alpsee (Allgäu)
  • Sonntag, 7. Dezember um 13 Uhr in Lindenberg am Waldsee (Allgäu)
  • Freitag, 12. / Samstag 13. Dezember um 09:30 Uhr in Wasserburg am Bodensee
  • Freitag, 12. / Samstag 13. Dezember um 13 Uhr in Bregenz (Vorarlberg)
  • Sonntag, 14. Dezember um 10 Uhr in Bühl am Alpsee (Allgäu)
  • Sonntag, 14. Dezember um 13 Uhr in Lindenberg am Waldsee (Allgäu)
  • Freitag, 19. / Samstag 20. Dezember um 9:30 Uhr in Wasserburg am Bodensee
  • Freitag, 19. / Samstag 20. Dezember um 13 Uhr in Lindenberg am Waldsee (Allgäu)
  • Sonntag, 21. Dezember um 10 und 13 Uhr in Bühl am Alpsee (Allgäu)

Weitere Kurse sind auf Anfrage möglich!