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Gesund durch Herbst und Winter

Firma „dopt“ ihre Mitarbeiter – und das Ergebnis verblüfft alle

Region / Lesedauer: 3 min

Ein Medizintechnik-Unternehmen aus dem Kreis Tuttlingen setzt auf ein ungewöhnliches Mittel: Ingwer-Shots für alle Mitarbeiter. Die Wirkung ist sogar für den Chef erstaunlich.
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Im Aufenthaltsraum von MK Medical in Liptingen stapeln sich kleine Glasfläschchen, gefüllt mit gelber Flüssigkeit. Dort, wo andere zum Kaffee greifen, holen sich die Mitarbeiter ihren täglichen Ingwer-Shot. Geschäftsführer Michael Krix hat die Idee selbst eingebracht – als „Doping“ für die Abwehrkräfte seiner Belegschaft.

Weitere Hintergründe zum „Doping“ der Belegschaft sehen Sie oben im Video.

Auf dieses Angebot kam er durch seinen eigenen Fokus auf Gesundheit: Michael Krix achtet auf gesunde Ernährung mit Bioprodukten, verzichtet auf weißen Zucker. Das wollte er auch seinen Mitarbeitern ermöglichen – als kleines, tägliches Gesundheitsritual im Büro.

Bestellt wird im Laden vor Ort

Jeden Monat stehen neue Kisten mit rund 600 Ingwer-Shots bereit. Drei Sorten, alle schön scharf, in Demeter-Qualität. „Puh – der hat Pfiff!“, sagt Krix lachend, nachdem er die Beeren-Variante gekippt hat.

Bestellt wird im regionalen Bio-Laden „Breite Wies“ in Liptingen. Rund 1.500 Euro pro Monat gibt das Unternehmen allein für die Shots aus – zusätzlich zu kostenlosen Bio-Äpfeln und Wasser für die Belegschaft. Und tatsächlich: Die Fläschchen sind heiß begehrt.

Im Aufenthaltsraum können sich die Mitarbeiter bedienen.
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Im Aufenthaltsraum können sich die Mitarbeiter bedienen. (Foto: Ingeborg Wagner)

„Wenn wir noch mehr anbieten würden, wären die auch leer“, sagt Krix. Im Aufenthaltsraum reihen sich die leeren Flaschen eines Tages. Viele Mitarbeitende greifen inzwischen selbstverständlich zu.

Man gewöhnt sich daran.

Kerstin Schuzubach

„Immer wieder sagt jemand, wie cool er das findet, oder bedankt sich einfach dafür“, erzählt Personalleiterin Kerstin Schutzbach. Auch sie trinkt regelmäßig mit – wenn sie auch manchmal das Gesicht verziehen muss. „Man gewöhnt sich daran“, meint sie lachend.

Doch der scharfe Schluck scheint Wirkung zu zeigen. Laut betriebsinterner Statistik ist der durchschnittliche Krankheitsanteil innerhalb eines Jahres um knapp zwei Prozentpunkte gesunken – von 3,58 auf 1,89 Prozent. Zum Vergleich: Bundesweite Angaben der Krankenkassen liegen zwischen 5,4 und 5,9 Prozent. 2024 waren Atemwegserkrankungen zudem für mehr als ein Viertel der Arbeitsunfähigkeitsfälle verantwortlich, so Zahlen der AOK.

Gesundheit, die sich rechnet

„Wir hatten sogar einen Monat ohne einen einzigen Krankheitsfall“, fügt Schutzbach an. Tatatata: Der April 2025 war's. Als das beim quartalsmäßigen Feierabendhock in der Belegschaft verkündet wurde, sei die Begeisterung groß gewesen, sagen beide. „Viele haben das als eine Art Ansporn gesehen.“

Das blieb nicht durchgehend so. Im Herbst stiegen die Zahlen kurzzeitig wieder – doch die Personalleiterin glaubt, dass die Spitze überwunden ist. „Es waren einfach allgemein viele krank.“

Placebo oder Powerknolle?

Sieht sie tatsächlich einen Zusammenhang zwischen den Ingwershots, den Bio-Äpfeln und dem Krankenstand? Die Personalleiterin ist vorsichtig mit ihrer Einschätzung. „Vielleicht ist das nur Einbildung.“

Michael Krix dagegen meint: „Ich glaube das“, auch wenn die Psyche der Mitarbeiter einen Anteil daran haben könnte. Nach dem Motto, „Wer das trinkt, kann eigentlich nicht mehr krank werden.“ Gute Medizin schmeckt bekanntlich bitter - oder in dem Fall scharf.

Unter anderem belegen auch Ergebnisse des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der TU München, dass Ingwer seinen guten Ruf zu Recht genieße.  Schon geringe Konzentrationen des Scharfstoffes reichten aus, um die nützlichen Abwehrzellen in erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen.

Ein Modell mit Vorbildcharakter?

Der Geschäftsführer verhehlt nicht, dass er für dieses „Doping“ einiges an Geld investiert. „Man muss hier nicht Mathematik studiert haben, um zu sehen, das lohnt sich wirklich.“ Der Erfolg spare etwa das Vierfache der Investitionskosten ein, rechnet er vor.

Christiane Denzel betreibt den Bioladen „Breite Wies“ in Liptingen. Sie versorgt MK Medical mit Shots und Äpfeln.
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Christiane Denzel betreibt den Bioladen „Breite Wies“ in Liptingen. Sie versorgt MK Medical mit Shots und Äpfeln. (Foto: Ingeborg Wagner)

Für das Pressefoto stoßen er und Kerstin Schutzbach an und kippen das Zeug weg wie nichts. Eine Mitarbeiterin, die zufällig vorbeikommt, sagt grinsend: „Ich brauche das nicht – ich bin schon gesund!“ Ihr Chef lacht - denn das sei eine der wenigen Angestellten, die mit dem Ingwerwasser rein nichts anfangen könnten.

Wie auch immer: Er würde sich freuen, wenn andere Unternehmen Ideen wie diese ausprobieren. „Es wäre spannend zu sehen, ob sie ähnliche Effekte feststellen wie wir.“

MK Medical baut großes Logistikzentrum
Erweiterung

MK Medical baut großes Logistikzentrum

MK Medical hat sich auf Bohrdrähte spezialisiert, die in der orthopädischen Chirurgie eingesetzt werden, und vertreibt seine Produkte weltweit. Michael Krix hat das Unternehmen 2003 gegründet, damals als Einzelkämpfer. Heute gibt es 40 Mitarbeiter, und es könnten noch mehr sein: In Produktion und Verwaltung sind etliche Stellen offen.

Der Geschäftsführer sieht eine „gute Marktposition“ für MK Medical, auch wenn der größte Abnehmer die USA sind. Trotz der zehn Prozent Zölle auf Medizinprodukte bleibt Krix gelassen: „Würden die Teile in den USA produziert, wären sie 30 Prozent teurer.“

Das Unternehmen, das seit Januar 2024 zur Hipp Technology Group gehört, plant den Bau eines neuen Logistikzentrums, das 2027 in Betrieb gehen soll. Mit den rund 2000 Quadratmetern angrenzend an das Firmengebäude würde die jetzige Fläche mehr als verdoppelt. 20 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. (iw)