Farbproduktion hautnah
So entstehen Farbe und Lack: Blick in die Produktion
Langenlonsheim / Lesedauer: 6 min
Ein Blick hinter die Kulissen der Farbproduktion
In der neuen Folge von „Tobias entdeckt“ nimmt Moderator Tobias Baunach die Zuschauer mit in die Welt von Farben und Lacken. Das BAUEN & WOHNEN Team fährt dafür nach Langenlonsheim, geht es tief hinein in die Prozesse der modernen Produktion – vom Labor bis zur Abfüllung.
„Farben sind auf der einen Seite ein hochtechnisches Produkt, auf der anderen Seite aber auch stark aufgeladen mit Emotionen“, erklärt Müller zu Beginn der Entdeckungstour durch die verschiedenen Stationen in Langenlonsheim. Und genau diese Kombination aus Technik und Emotion macht den Unterschied, wenn es um hochwertige Farben und Lacke geht.

Wie entstehen Farben und Lacke?
Die Reise einer Wandfarbe beginnt lange bevor sie im Baumarktregal steht. In den Laboren werden Rezepturen entwickelt, getestet und optimiert. Dabei geht es nicht nur um den Farbton, sondern auch um Haltbarkeit, Farbqualität und Verarbeitung. Zu den wichtigsten Bestandteilen einer Dispersionsfarbe zählen Wasser, Bindemittel, Füllstoffe und Pigmente – vor allem Titandioxid, das für die Deckkraft verantwortlich ist. Je höher der Anteil, desto besser deckt die Farbe.

Dispersion ist eigentlich nur der Herstellungsprozess – viele Teilchen werden miteinander vermischt und fein verteilt, so entsteht die sogenannte Dispersionsfarbe, die heute in fast jedem Haushalt verwendet wird
- erklärt Sebastian Husch, Leiter Qualitätskontrolle bei Schulz Farben- und Lackfabrik in Langenlonsheim.
Dispersionsfarben gehören zu den am häufigsten verwendeten Wandfarben im Innenbereich und zeichnen sich durch ihre Vielseitigkeit und einfache Verarbeitung aus. Sie bestehen hauptsächlich aus Wasser, Pigmenten, Füllstoffen und Bindemitteln, die zu einer feinen Dispersion verarbeitet werden, wodurch die Farbe leicht aufzutragen ist und gut deckt. Ihre Eigenschaften umfassen eine hohe Deckkraft, unterschiedliche Glanzgrade sowie eine gute Abrieb- und Scheuerfestigkeit, was sie besonders langlebig macht. Dispersionsfarben sind in der Regel emissionsarm und gesundheitlich unbedenklich, oft auch konservierungsmittelfrei, wodurch sie sich für sensible Räume und Bewohner eignen. Sie lassen sich mit Pinsel, Rolle oder Spritzgerät auftragen und eignen sich für vielfältige Untergründe wie Putz, Beton oder Gipskarton.
Unterschied zwischen Lack und Farbe
Technisch gesehen sind Lacke und Farben zwei verschiedene Produkte. Während Lack meist auf Holz, Metall oder Kunststoff eingesetzt wird und eine harte, glänzende Oberfläche bildet, ist Wandfarbe wie eine Dispersionsfarbe für Innenräume konzipiert.
Ein Lack hat ein anderes Anwendungsfeld als eine Dispersion. Auch die Deckkraft und das optische Erscheinungsbild unterscheiden sich deutlich
- erklärt Müller
Der Unterschied zwischen Lack und Farbe zeigt sich also nicht nur in der Anwendung, sondern bereits in der Produktion selbst – von der Zusammensetzung bis zur Trocknung.
Produktübersicht und Unterschiede
Innendispersion
- Hohe Deckkraft und Nassabriebklasse
- Gute Verarbeitungsqualität
- Varianten mit geringer Emission und ohne Konservierungsstoffe
Lacke & Lasuren
- Schutz von Holz- und Metalloberflächen im Innen- und Außenbereich
- Wasserbasierte Qualitäten mit niedriger Schadstoffbelastung
- Geprüfte Produkte mit stabilen Eigenschaften
Grundierungen
- Sichern eine gleichmäßige Untergrundvorbereitung
- Dringen tief in den Untergrund ein
- Schaffen gleichmäßige Oberflächen für nachfolgende Anstriche
Putze & Spachtelmassen
- Unterschiedliche Korngrößen und Verarbeitungstechniken
- Für kreative und dekorative Wandgestaltungen
- Einsetzbar für Innen- und Außenbereiche
Fassadenfarben
- Schutz der Außenwände vor Witterungseinflüssen und Mikroorganismen
- Einsatz moderner Technologien
- Langlebige und widerstandsfähige Fassadenbeschichtungen
Kreativprodukte
- Effektfarben und Kreativputze
- Verschiedene Oberflächenstrukturen und Effekte
- Gestaltungsmöglichkeiten für individuelle Raumatmosphäre
Bodenbeschichtungen
- Schutz vor Abnutzung
- Möglichkeit zur farblichen Gestaltung und Oberflächendekor
Verdünnungen
- Unterstützung bei Verarbeitung, Haltbarkeit und Schutz
- Für spezielle Anwendungen und Effekte geeignet
Farben ohne Konservierungsstoffe
Gesundheit und Nachhaltigkeit spielen bei der Raumgestaltung eine immer wichtigere Rolle. Viele Verbraucher wünschen sich gesunde Farben, die ohne Konservierungsstoffe auskommen.
In Langenlonsheim wird deshalb intensiv an konservierungsmittelfreien Rezepturen geforscht. Diese sind besonders für sensible Wohnräume geeignet und tragen das Umweltzeichen Blauer Engel.
Der Trend zu konservierungsmittelfreien Farben geht eindeutig weiter – die Kunden achten heute viel stärker auf Siegel und Gesundheitsaspekte
- betont Müller
Ökologische Farben und Lacke für gesundes Wohnen
Das SOFT Nature Konzept von Schulz bietet Farben, die frei von Lösungsmitteln, Konservierungsmitteln, Weichmachern und Emissionen sind. Ziel ist die gesundheitlich unbedenkliche Nutzung im Innenbereich sowie die Verringerung von Umweltbelastungen.
Der sogenannte BRAINYPACK® ist eine flexible Verpackung, die eine nahezu vollständige Entleerung ermöglicht. Das Konzept wurde 2018 mit dem Red Dot Award in der Kategorie „Design Concept (Green)“ ausgezeichnet. Es kombiniert ökologische Inhaltsstoffe mit einer nachhaltigen Verpackungslösung. Das Konzept zeigt, dass schon kleine Änderungen im Alltag einen bedeutenden Beitrag für die Gesundheit und Umwelt leisten können.
Farbgestaltung durch Tönung in großen Mengen
Computergesteuerte Farbmischanlagen für präzise Farbmischungen ermöglichen eine individuelle Herstellung von Farben und Lacken. Handelspartner wie Baumärkte können sich spezielle Farbtonwünsche anmischen lassen, wobei die Speicherung der Farbtöne für eine spätere Nachbestellung möglich ist. Die Technologie ist für alle Produktgruppen möglich: Innen- und Außendispersionen, Lacke, Lasuren und Putze. So kann eine Farbtonauswahl von über einer Million Rezepturen gespeichert werden.
Wie wird Wandfarbe getestet?
Bevor eine Farbe auf den Markt kommt, wird sie umfassend geprüft. In der Anwendungstechnik werden Kriterien wie Deckkraft, Verarbeitung, Spritzverhalten und Farbwirkung getestet. Hier zeigt sich, ob eine Farbe nicht nur schön aussieht, sondern auch leicht aufzutragen ist und gleichmäßig deckt.
Moderator Tobias Baunach staunt beim nachgestellten Praxistest: „Ich dachte immer, wenn meine Decke streifig ist, liegt das an mir!” Gerade bei der Farbqualität macht sich der Preis bemerkbar: Günstige Farben decken oft schlechter und lassen sich schwerer auftragen. Eine hochwertige Wandfarbe hingegen spart Zeit, Nerven und sorgt für ein professionelles Ergebnis.

Farben, die Räume und Stimmung gestalten
Farben sind mehr als nur Oberflächenbeschichtung – sie beeinflussen direkt unsere Wahrnehmung und Stimmung. Ob beruhigendes Blau, wärmendes Gelb oder minimalistisches Weiß: Die Farbwirkung entscheidet maßgeblich über das Raumgefühl.
Hochwertige Farben und Lacke tragen damit zur Raumgestaltung ebenso bei wie Möbel oder Licht. Und dank moderner Farbhersteller wie Schulz ist heute nahezu jeder Farbton in jeder Qualität und Menge individuell mischbar – von der kleinen Dose bis zum Sattelzug voller Farbe.
Historie des Unternehmens
Die Geschichte des Unternehmens beginnt 1966, als Dieter Schulz unter dem Namen „Pinsel Schulz“ einen Ein-Mann-Betrieb zur Belieferung des Malerfachhandels gründete. Ende der 1970er Jahre erfolgte der Einstieg in die eigene Farben- und Lackproduktion mit gebrauchten Rührwerken und Abfüllmaschinen, und bereits Anfang der 80er Jahre etabliert sich das Unternehmen als Eigenmarkenlieferant großer Baumärkte. Im Jahr 1998 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort in Langenlonsheim, wodurch sich Produktions- und Kapazitätsräume deutlich erweiterten. Heute zählt das Familienunternehmen nach eigenen Angaben mit rund 300 Mitarbeitenden zu den führenden Herstellern von lösemittel- und konservierungsmittelfreien Farben und Lacken in Europa.

Fazit: Farbproduktion ist Präzisionsarbeit
Von der ersten Rezeptur bis zum fertigen Eimer im Regal steckt in jeder Farbe ein Stück Hightech. Moderne Anlagen produzieren täglich etwa 250.000 Liter, umgerechnet 20 vollgeladene Sattelzüge – mit hohem Anspruch an jede Charge, die das Werk verlassen.




