Einfach & Schnell tapezieren
Vliestapete tapezieren: Anleitung, Tipps & Tricks für Anfänger
Deutschland • Lesedauer: 7 min

Wer sein Zuhause neu gestalten möchte, greift heute oft zur Vliestapete. Im Vergleich zur klassischen Papiertapete bietet sie entscheidende Vorteile: Der Kleister wird direkt auf die Wand aufgetragen, die Bahnen müssen nicht einweichen und lassen sich später trocken und rückstandsfrei wieder entfernen. Damit ist die Vliestapete besonders für Anfänger und alle geeignet, die ein sauberes Ergebnis ohne großen Aufwand erzielen möchten.
Doch auch wenn das Vliestapete kleben einfacher ist als bei anderen Tapetenarten, kommt es auf die richtige Vorbereitung und Technik an. In diesem Ratgeber erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie Vliestapeten tapezieren – vom richtigen Untergrund über den Kleisterauftrag bis zu den besten Tricks für Ecken und Kanten.
Das Wichtigste in Kürze
- Kleister auf die Wand: Bei Vliestapeten wird der Kleister direkt auf die Wand aufgetragen – nicht auf die Tapete. Das spart Zeit und verhindert Einweichfehler.
- Untergrund vorbereiten: Die Wand muss glatt, sauber, trocken und saugfähig sein. Grundierung sorgt für gleichmäßige Haftung und verhindert Farbunterschiede.
- Bahnen trocken schneiden: Vliestapeten werden vor dem Anbringen zugeschnitten – mit etwa 5 cm Überstand oben und unten.
- An der richtigen Stelle starten: Beginnen Sie neben einem Fenster und arbeiten Sie vom Licht weg in den Raum hinein, damit Nähte weniger sichtbar sind.
- Blasen und Falten sofort glätten: Mit einer Tapezierbürste oder einem Moosgummiroller werden Luftblasen von der Mitte nach außen gestrichen.
Warum Vliestapete? Die Vorteile im Überblick
Vliestapeten bestehen aus einem Vliesstoff – einem stabilen, reißfesten Material aus Zellstoff- und Textilfasern. Dieses Trägermaterial macht sie besonders dimensionsstabil: Die Bahnen dehnen sich nicht aus und schrumpfen nicht beim Trocknen.
Vorteile von Vliestapeten
- Einfache Verarbeitung: Der Kleister kommt auf die Wand, nicht auf die Tapete. Das beschleunigt die Arbeit erheblich.
- Keine Einweichzeit: Anders als Papiertapeten müssen Vliestapeten nicht einweichen – Sie können sofort loslegen.
- Formstabil: Vliestapeten verziehen sich nicht, wodurch Muster exakt aneinanderpassen.
- Rückstandsfrei entfernbar: Beim Renovieren lassen sich Vliestapeten trocken und in ganzen Bahnen abziehen.
- Kleine Risse überbrücken: Die Struktur des Vliesstoffs kann feine Haarrisse im Untergrund kaschieren.
Diese Eigenschaften machen die Vliestapete zur idealen Wahl für Heimwerker, die ein professionelles Ergebnis ohne Profi-Erfahrung erzielen möchten.
Vliestapete tapezieren: Der richtige Untergrund
Ein sauberer, tragfähiger Untergrund ist die Grundlage für ein perfektes Tapezierergebnis. Bevor Sie mit dem Vliestapete anbringen beginnen, sollte die Wand optimal vorbereitet sein.
Anforderungen an den Untergrund
Der ideale Untergrund für Vliestapeten ist:
- Glatt: Unebenheiten, Löcher und Risse müssen verspachtelt und geschliffen werden.
- Sauber: Staub, Schmutz und lose Partikel verhindern eine gute Haftung.
- Trocken: Feuchte Wände führen zu Schimmel und lösen den Kleister.
- Saugfähig: Zu stark oder zu wenig saugende Untergründe müssen mit Tiefgrund oder Tapeziergrund vorbehandelt werden.
- Tragfähig: Alte, lose Farbschichten oder Tapetenreste müssen entfernt werden.
Eine ausführliche Anleitung zur Wandvorbereitung finden Sie in unserem Ratgeber Wand vorbereiten zum Tapezieren [dieser Ankertext sollte für eine interne Verlinkung des Artikels „Wand vorbereiten zum Tapezieren: Das müssen Sie wissen" genutzt werden].
Grundierung vor dem Tapezieren mit Vliestapete
Die Grundierung vor dem Tapezieren mit Vliestapete erfüllt mehrere Funktionen:
- Saugfähigkeit ausgleichen: Tiefgrund reduziert die Saugkraft poröser Untergründe, sodass der Kleister nicht zu schnell einzieht.
- Farbunterschiede verhindern: Pigmentierter Tapeziergrund sorgt für eine einheitlich helle Oberfläche – besonders wichtig bei dünnen oder hellen Vliestapeten.
- Haftung verbessern: Der Kleister haftet besser auf grundierten Flächen.
Tipp: Lassen Sie die Grundierung vollständig trocknen (meist 12–24 Stunden), bevor Sie mit dem Tapezieren beginnen.
Werkzeug und Material: Das brauchen Sie
Bevor Sie mit dem Vliestapeten verarbeiten starten, sollten alle Werkzeuge griffbereit sein.
Checkliste Material
- Vliestapete (ca. 10 % Verschnitt einplanen)
- Vliestapetenkleister (speziell für Vliestapeten)
- Tiefgrund oder Tapeziergrund
- Cuttermesser mit scharfen Klingen
- Tapezierbürste oder Moosgummiroller
- Kleisterrolle oder Quast
- Zollstock und Bleistift
- Wasserwaage oder Lot
- Tapeziertisch oder saubere Arbeitsfläche
- Nahtroller
- Schwamm oder feuchtes Tuch
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Vliestapete kleben
Mit der richtigen Technik gelingt das Vliestapete tapezieren auch Anfängern. Folgen Sie dieser Anleitung für ein professionelles Ergebnis.
Schritt 1: Raumhöhe messen und Bahnen zuschneiden
- Messen Sie die Raumhöhe an mehreren Stellen (Altbauten haben oft unterschiedliche Höhen).
- Schneiden Sie die Tapetenbahnen mit einem Überstand von ca. 5 cm oben und unten zu.
- Achten Sie bei Mustertapeten auf den Rapport (Musterversatz) und schneiden Sie entsprechend mehr Material zu.
Schritt 2: Startpunkt festlegen – Vliestapete tapezieren: Wo anfangen?
- Am Fenster beginnen: Starten Sie an der Fensterseite und arbeiten Sie vom Licht weg in den Raum hinein. So fallen Nähte weniger auf.
- Lotrechte Linie anzeichnen: Zeichnen Sie mit Wasserwaage und Bleistift eine senkrechte Linie als Orientierung für die erste Bahn.
Schritt 3: Kleister auftragen
- Rühren Sie den Vliestapetenkleister nach Herstellerangaben an und lassen Sie ihn quellen.
- Tragen Sie den Kleister gleichmäßig mit einer Rolle auf die Wand auf – immer nur so viel Fläche, wie Sie für eine Bahn benötigen.
- Achten Sie darauf, dass keine Stellen ausgespart werden, besonders an Ecken und Kanten.
Wichtig: Der Kleister kommt nur auf die Wand – nicht auf die Tapete!
Schritt 4: Tapetenbahn anbringen
- Legen Sie die erste Bahn oben an der Decke an und lassen Sie den Überstand überstehen.
- Richten Sie die Bahn an der lotrechten Linie aus.
- Drücken Sie die Tapete mit einer Tapezierbürste oder einem Moosgummiroller von oben nach unten und von der Mitte nach außen an.
- Arbeiten Sie Luftblasen konsequent heraus.
Schritt 5: Überstände abschneiden
- Drücken Sie die Tapete mit einem Spachtel in die Kante zwischen Wand und Decke bzw. Fußleiste.
- Schneiden Sie den Überstand mit einem scharfen Cuttermesser sauber ab.
- Wechseln Sie die Klinge regelmäßig, um saubere Schnitte zu erzielen.
Schritt 6: Weitere Bahnen stoßen

- Tragen Sie Kleister für die nächste Bahn auf.
- Setzen Sie die neue Bahn Stoß an Stoß (Kante an Kante) zur vorherigen Bahn – nicht überlappend.
- Rollen Sie die Nähte mit einem Nahtroller leicht an, um eine saubere Verbindung zu erzielen.
Schritt 7: Ecken und Hindernisse
Innenecken:
- Messen Sie die Entfernung zur Ecke und schneiden Sie die Bahn etwa 1–2 cm breiter zu.
- Kleben Sie die Bahn so, dass sie um die Ecke greift.
- Die nächste Bahn wird auf der neuen Wandseite lotrecht ausgerichtet und leicht überlappend angesetzt.
Steckdosen und Lichtschalter:
- Strom abschalten!
- Kleben Sie die Bahn über die Dose und schneiden Sie nach dem Antrocknen kreuzförmig ein.
- Klappen Sie die Ecken nach innen und schneiden Sie sie sauber ab.
Schritt 8: Trocknungszeit beachten
Nach dem Tapezieren braucht die Vliestapete Zeit zum Trocknen – in der Regel 24 bis 48 Stunden.
Wichtig während der Trocknungszeit:
- Nicht heizen: Übermäßige Wärme lässt den Kleister zu schnell trocknen und kann zu Spannungen führen.
- Nicht lüften: Zugluft führt zu ungleichmäßiger Trocknung und kann die Nähte lösen.
- Fenster und Türen geschlossen halten: Der Raum sollte gleichmäßig temperiert bleiben.
- Erst nach vollständiger Trocknung streichen: Falls Sie die Vliestapete überstreichen möchten, warten Sie mindestens 24 Stunden.
Vliestapete tapezieren: Tricks für ein perfektes Ergebnis
Mit diesen Vliestapete tapezieren Tricks vermeiden Sie typische Fehler und erzielen ein makelloses Ergebnis.
Trick 1: Scharfe Klingen verwenden
Stumpfe Cuttermesser reißen die Tapete ein, statt sie sauber zu schneiden. Wechseln Sie die Klinge nach jeder zweiten bis dritten Bahn.
Trick 2: Kleister nicht zu dünn auftragen
Zu wenig Kleister führt zu abstehenden Rändern und Blasenbildung. Tragen Sie lieber etwas mehr auf – überschüssiger Kleister lässt sich mit einem feuchten Schwamm abwischen.
Trick 3: Nicht bei direkter Sonneneinstrahlung arbeiten
Trocknet der Kleister zu schnell, haftet die Tapete nicht richtig. Arbeiten Sie in abgedunkelten Räumen oder bei geschlossenen Rollos.
Trick 4: Nähte nicht überrollen, sondern andrücken
Zu viel Druck auf den Nähten presst den Kleister heraus. Verwenden Sie einen Nahtroller mit sanftem Druck.
Trick 5: Blasen sofort behandeln
Luftblasen, die nach dem Trocknen sichtbar werden, lassen sich mit einer Spritze (Kleister einspritzen) und vorsichtigem Andrücken beheben.
Häufige Fehler beim Vliestapete anbringen vermeiden
Auch wenn Vliestapeten verzeihen, gibt es typische Fehler, die das Ergebnis beeinträchtigen:
- Untergrund nicht vorbereitet: Unebenheiten, Flecken und unterschiedliche Saugfähigkeit schlagen durch die Tapete durch.
- Falscher Kleister: Verwenden Sie immer speziellen Vliestapetenkleister – normaler Tapetenkleister ist nicht geeignet.
- Zu schnelles Arbeiten: Nehmen Sie sich Zeit, um jede Bahn sorgfältig auszurichten und zu glätten.
- Bahnen überlappen: Vliestapeten werden Stoß an Stoß geklebt – Überlappungen sind sichtbar und unschön.
- Kleister auf der Tapetenoberfläche: Kleisterreste sofort mit einem feuchten Schwamm entfernen, bevor sie antrocknen.
Vliestapete kleben: Mit der richtigen Technik zum perfekten Ergebnis
Vliestapete tapezieren ist auch für Anfänger gut machbar – vorausgesetzt, der Untergrund ist richtig vorbereitet und die Technik stimmt. Der große Vorteil: Der Kleister kommt auf die Wand, nicht auf die Tapete. Das spart Zeit, verhindert Einweichfehler und sorgt für ein sauberes Ergebnis.
Mit den richtigen Werkzeugen, etwas Geduld und den Tricks aus diesem Ratgeber gelingt das Vliestapete kleben ohne Blasen, Falten oder sichtbare Nähte. So verwandeln Sie Ihre Räume in ein neues Zuhause – ganz ohne Profi-Hilfe.
