Nachhaltiger Boden
Linoleum verlegen: Eine Schritt für Schritt Anleitung
Deutschland / Lesedauer: 4 min

Linoleum erlebt ein echtes Comeback: Der Bodenbelag besteht aus natürlichen Rohstoffen, ist langlebig, pflegeleicht und optisch vielseitig. Doch gerade beim Linoleum verlegen – insbesondere bei klassischer Bahnenware – lauern einige Herausforderungen. Linoleum ist ein weiches Material, das jede Unebenheit des Untergrunds sichtbar übernimmt und für ein perfektes Ergebnis präzise Arbeit erfordert.
Die nachfolgende Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt, welche Werkzeuge Sie benötigen, wie Sie den Untergrund vorbereiten, wie man Linoleum richtig zuschneidet, verklebt, verschweißt und wann ein Fachbetrieb die bessere Wahl ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Untergrund muss absolut eben, trocken, sauber und tragfähig sein – Linoleum verzeiht keine Fehler.
- Das Material sollte 24–48 Stunden akklimatisieren, damit der Belag sich nicht nachträglich verzieht.
- Das Linoleum selbst verlegen von Bahnenware gilt als anspruchsvoll und erfordert Spezialwerkzeuge wie Fugenfräse, Wandschmiege, Handschweißgerät und eine schwere Bodenwalze.
- Der Kleber muss vollständig durchgetrocknet sein, bevor die Nähte verschweißtwerden.
- Nähte müssen wasserdicht sein – dringt Feuchtigkeit ein, quillt Linoleum und ist nicht reparierbar.
1. Linoleum verlegen: Welche Verlegearten gibt es?
Beim Linoleumboden verlegen haben Sie zwei gängige Optionen:
Klassische Bahnenware (verklebte Verlegung)
- Wird vollflächig verklebt und die Fugen anschließend mit Schmelzdraht verschweißt.
- Ergebnis: extrem robuster, langlebiger Boden, der kurzfristige Feuchtigkeit aushält.
- Nachteil: Verlegung ist anspruchsvoll und das Material ist später nur mit großem Aufwand entfernbar.
Klick-Linoleum (schwimmende Verlegung)
- Elemente mit Nut-und-Feder-System, ähnlich Klick-Laminat.
- Vorteil: Einfach zu verlegen, kein Kleber notwendig.
- Nachteil: Feuchtigkeitsempfindlicher, da Trägerplatten häufig aus Holzfasern bestehen.
Wichtig:
Das lose Verlegen von Linoleum Bahnen (z. B. mit Klebeband) funktioniert nicht. Die Jute-Rückseite ist rau, das Material zu steif – es würde zu Wellen und Höhenunterschieden kommen.
Vorbereitung & Werkzeug: Wie verlegt man Linoleum richtig?
Wer Linoleum selbst verlegen möchte, braucht mehr als Basis-Werkzeug.
Grundlegende Hilfsmittel
- Bleistift
- Zollstock
- Cuttermesser mit Trapez- und Hakenklingen
- Reinigungswerkzeug (Besen, Staubsauger)
Spezialwerkzeuge (oft mietbar)
- Zahnspachtel B1 für den Klebstoffauftrag
- Hand- und Bodenwalze (mind. 50 kg für bahnenweise Verlegung)
- Wandschmiege (Anreißer für ungerade Wandverläufe)
- Konturenlehre für Rohr- und Kantenübertragungen
- Fugenfräse zum Einfräsen der Schweißnut
- Handschweißgerät für Schmelzdraht
- Abstoßmesser bzw. Viertelmondmesser
Tipp: Werkzeugverleih spart Kosten – besonders für Handschweißgerät und Bodenwalze.
3. Der Untergrund muss perfekt sein: Linoleum verlegen auf stabilem Grund
Ein idealer Untergrund ist entscheidend, da Linoleum jeden Makel sichtbar macht.
Anforderungen an den Untergrund
- absolut eben, sauber und trocken
- fest und tragfähig
- Höhenunterschiede max. 3 mm pro laufendem Meter
Untergrund vorbereiten
- Alte Bodenbeläge entfernen (Ausnahme: harte, glatte Beläge wie altes PVC können bleiben).
- Unebenheiten mit Nivelliermasse ausgleichen.
- Risse im Estrich verspachteln.
- Uneignete Untergründe wie Fliesen vorher spachteln – sonst zeichnet sich das Fugenbild ab.
- Bei Klick-Linoleum auf mineralischen Böden: Dampfsperre notwendig.
- Feuchtigkeit ausschließen, ggf. Isolieranstrich auftragen.
Merke: Fehler hier wirken sich direkt auf den fertigen Boden aus.
Linoleum akklimatisieren & Linoleum schneiden
Linoleum muss sich setzen, bevor es zugeschnitten wird.
Akklimatisierung
- 24–48 Stunden im Verlegeraum stehend lagern.
- Raumtemperatur mindestens 18 °C.
- Bahnen locker aufgerollt mit der Oberfläche nach außen aufstellen.
Zuschneiden
- Übermaß von etwa 5 cm einplanen.
- Mit der Wandschmiege ungerade Wandverläufe exakt übertragen.
- Konturenlehre für Heizungsrohre oder Vorsprünge nutzen.
- Feinschnitt: Erst mit Trapezklinge anritzen, dann mit Hakenklinge schneiden.
- Kopfenden „einwalken“, damit das Material glatt liegt.
Diese präzise Vorbereitung erleichtert das spätere Verkleben und Verschweißen erheblich.
5. Bodenbelag Linoleum verlegen: Verklebung der Bahnen
Kleber auftragen
- Nur Dispersionsklebstoffe der niedrigsten Emissionsklasse verwenden (z. B. UZIN WK 222).
- Gleichmäßig mit Zahnspachtel B1 auftragen.
- Keine Multifunktionskleber verwenden – die Haftung ist nicht optimal.
Bahnen verkleben
1. Bahn zur Hälfte zurückklappen.
2. Kleber auftragen.
3. Bahn einlegen und mit der Walze kräftig anpressen (quer und längs).
4. Austretenden Kleber sofort entfernen. 5. Nächste Bahn mit ca. 2 cm Überstand verkleben, damit später passgenau geschnitten werden kann.
Wichtig: Die Rückseite aus Jute muss vollständig benetzt sein.
6. Nähte verschweißen: Der letzte, entscheidende Schritt
Nach ca. 48 Stunden Trocknungszeit erfolgt der Fugenschluss.

So geht das Verschweißen
1. Fugen mit der Fugenfräse ca. 3 mm breit und tief fräsen.
2. Schmelzdraht mit dem Handschweißgerät (400–450 °C) in die Nut einbringen.
3. Überstand mit dem Viertelmondmesser im warmen Zustand abstoßen.
4. Nach vollständigem Abkühlen die Fuge bündig nacharbeiten.
Alternativ: Kaltverschweißen (nur bei nicht homogenem Belag empfehlenswert).
Warum Verschweißen zwingend nötig ist
- Nur so werden Fugen wasserdicht.
- Dringt Wasser ein, quillt Linoleum, und der Boden ist nicht reparierbar.
7. Linoleum selbst verlegen oder Fachbetrieb beauftragen?
Selbst verlegen - sinnvoll bei:
- Klick-Linoleum
- kleineren Räumen ohne viele Ausschnitte
- vorhandenem Werkzeug & Erfahrung
Fachbetrieb empfehlen bei:
- Bahnenware (Königsklasse)
- größeren Räumen
- komplexen Schnitten & vielen Rohrdurchführungen
- Fußbodenheizung
- feuchten oder problematischen Untergründen
Kostenübersicht (ohne genaue Euroangaben)
- Werkzeugmiete (Walze, Schweißgerät)
- Klebstoffe
- Materialkosten des Linoleumbelags
- Aufwand für Untergrundvorbereitung
- professionelle Verlegung (Arbeitszeit)
Eine schlechte Naht oder falsche Verklebung kann später sehr teuer werden – deshalb sorgfältig abwägen.
Fazit: Linoleum verlegen – Ein Aufwand, der sich langfristig lohnt
Wer Linoleum verlegen möchte, erhält einen nachhaltigen, langlebigen und optisch ansprechenden Bodenbelag. Die Verlegung erfordert jedoch Präzision, gute Vorbereitungund das richtige Werkzeug. Besonders bei Bahnenware ist sorgfältiges Arbeiten – vom Untergrund über das Zuschneiden bis hin zum Verschweißen der Fugen – entscheidend.
Mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung gelingt das Projekt, doch bei Unsicherheiten oder schwierigen Räumen ist der Fachbetrieb oft die bessere Wahl.
