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Regional heizen, nachhaltig sparen

Pelletheizung - Alternative zur Wärmepumpe?

Weingarten / Lesedauer: 7 min

Heizen mit gutem Gewissen: Regionale Pellets sparen CO₂, schonen den Geldbeutel und fördern die lokale Wertschöpfung.
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Was sind Pellets und woraus bestehen sie?

Pellets aus Resthlzern im Detail
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Pellets aus Resthlzern im Detail (Foto: Pixabay)

Bei der Anschaffung eines neuen Heizsystems, stehen Hausbesitzer vor der Frage, wie sie ihr Zuhause nachhaltig und effizient heizen können. Neben dem Boom beim Kauf von Wärmepumpen gewinnt auch die Pelletheizung wieder an Aufmerksamkeit. Denn Pellets bestehen aus Resthölzern der heimischen Holzindustrie. Bei uns zu Gast im BAUEN & WOHNE Studio: Helmut Schellinger Gesellschafter und Geschäftsführer des Familienunternehmens Schellinger KG mit Sitz in Weingarten zum Thema: Ist Pelletheizung eine nachhaltige Alternative zur Wärmepumpe?

Moderator Tobias Baunach mit Talkgast Helmut Schellinger
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Moderator Tobias Baunach mit Talkgast Helmut Schellinger (Foto: BAUEN & WOHNEN)

Die Pellets bestehen aus Resthölzern, aus der heimischen Industrie. Das heißt, das, was beim Verarbeiten eines runden Stammes zu Holz – sei es vom Tisch- oder Bauholz – abfällt. Für die Herstellung werden keine Bäume gefällt! Das wäre ein wirtschaftlicher Blödsinn!

- erklärt Schellinger.

Wie werden Pellets hergestellt?

Pellets bestehen aus kleinen Holzpresslingen, deren Zusammenhalt ohne chemische Zusätze funktioniert. In Deutschland werden Pellets überwiegend aus Nadelhölzern hergestellt. Durch Zertifizierungen und Normen wird eine gleichbleibende Qualität für die Nutzer sichergestellt.

Wie diese Produktion verläuft, konnten wir uns bei einem Dreh auf dem Produktionsgelände des modernen Familienunternehmens genauer ansehen.

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Das Restholz, das ursprünglich aus heimischen Wäldern stammt und von umliegenden Sägewerken übrig bleibt wird nach Krauchenwies zur Pellet Produktion gebracht. Dort gelangen die Holzreste, über ein Förderband in eine große Trocknungsanlage und werden getrocknet. In einem riesigen Trockenspansilo wird die Holzspäne zwischengelagert, bevor sie weiterverarbeitet werden. Die noch groben Teile werden in sogenannten Hammermühlen weiter getrocknet und noch feiner zerkleinert. Im Anschluss wird die Masse durch eine Matrize gepresst, dabei erhalten sie schon ihre typische Form. Damit sie auch in dieser Form bleiben, werden die Pellets unter hohen Druck und Temperaturen gesetzt, das setzt einen Holzbindestoff frei – einen natürlichen Kleber.

 Produktionsschritte der Pelletherstellung bei Schellinger KG, Krauchenwies
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Produktionsschritte der Pelletherstellung bei Schellinger KG, Krauchenwies (Foto: BAUEN & WOHNEN)

Es ist tatsächlich ein natürlicher Klebstoff. Der Stoff nennt sich Lignin und wird beim Pelletieren genutzt, um das zu verbinden. Das Holz wird weich, wenn es warm wird, und dann hält das Pellet zusammen.

- erklärt Schellinger

Durch das Pressen der Holzspäne unter hohem Druck entsteht Reibungswärme, die das Lignin in einen natürlichen Klebstoff umwandelt, der die Holzfasern zusammenhält. Das bisher eher als Abfallstoff betrachtete Lignin wird aus dem Zellwandmaterial verholzter Pflanzen, der Lignocellulose, gewonnen. Diese wird vor allem in der Papierherstellung als Rohstoffquelle für Cellulose und Hemicellulose benötigt.

Worauf sollte man beim Kauf Von Pellts achten?

Mit „ENplus“ wird die Norm ISO 17225-2 für Holzpellets vom Deutschen Pelletinstitut umgesetzt. Mit seinen strengen Grenzwerten für Holzpellets sorgt das ENplus-Zertifikat für einwandfreie Pelletqualität. Dabei wird die gesamte Bereitstellungskette überwacht, von der Produktion bis zur Auslieferung. ENplus-Pellets sind darüber hinaus weltweit verfügbar und sorgen für eine vergleichbare Qualität. Achten Sie daher beim Pelletkauf auf das Qualitätssiegel ENplus. Damit funktionieren Pelletkessel und -kaminöfen einwandfrei, effizient und emissionsarm.

Welche Vorteile bieten ENplus A1 Pellets gegenüber anderen Brennstoffen?

En Plus A1 Pellets gelten als die hochwertigste Pelletklasse auf dem Markt. Die Bezeichnung „En Plus“ steht für ein europaweit anerkanntes Qualitätssiegel, das alle Schritte der Produktion, Lagerung und des Vertriebs überwacht. Die Klassifizierung A1 kennzeichnet dabei die beste verfügbare Qualität. Nur Pellets aus Frischholz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern dürfen für diese Zertifizierung verwendet werden. Ein zentrales Kriterium ist der Feuchtigkeitsgehalt, der bei En Plus A1 Pellets unter 10 Prozent liegen muss. Dadurch wird eine besonders hohe Wärmeausbeute erzielt, während Emissionen und Rußbildung deutlich reduziert werden.

Auch die Maße der Pellets sind normiert: Sie müssen zwischen 3,15 mm und 40 mm lang sein, um eine gleichmäßige und störungsfreie Verbrennung im Brenner zu gewährleisten. Diese strengen Anforderungen garantieren eine stabile Heizleistung.

Ein weiterer Vorteil liegt in der sauberen Verbrennung. Durch den niedrigen Feuchtigkeitsgehalt und die homogene Struktur entstehen kaum Rückstände, wodurch Heizkessel und Brennkammern geschont werden. Das verlängert die Lebensdauer der Anlage und senkt langfristig die Betriebskosten. Zudem tragen En Plus A1 Pellets durch ihre CO₂-neutrale Verbrennung aktiv zur Reduzierung von Treibhausgasen bei. Damit die hohe Qualität erhalten bleibt, sollten die Pellets trocken und gut belüftet gelagert werden. Eine sachgerechte Lagerung schützt vor Feuchtigkeit, erhält den Heizwert und verhindert Verklumpungen.

Wie funktioniert das Heizen mit einer Pelletheizung?

Beim Heizen mit einer Pelletheizung erfolgt der Transport der Pellets aus dem Lagerraum automatisch, entweder über eine Förderschnecke oder ein Saug-System, direkt in den Pelletkessel. Dort sorgt eine automatische Zündung dafür, dass die Pellets im Brennraum entzündet werden. Die e Verbrennung wird durch eine gezielte Zufuhr von Luft gesteuert, um eine effiziente und nahezu rückstandsfreie Verbrennung zu gewährleisten. Die dabei freigesetzte Wärme wird über einen Wärmetauscher an das Heizungswasser übertragen. Das Wasser wird durch das Heizsystem gepumpt, um die Wohnräume zu beheizen. Die bei der Verbrennung anfallende Asche wird automatisch in einen Aschebehälter geleitet, der lediglich ein- bis dreimal im Jahr geleert werden muss.

Meist funktionieren beim Nachrüsten die alten Heizkörper. Klassische Heizkörper müssen daher meist nicht für eine Pelletheizung erneuert werden. Sie arbeiten problemlos zusammen, denn im Gegensatz zu anderen Heizsystemen erreichen Pelletheizungen leicht die notwendigen hohen Vorlauftemperaturen. Das macht den Heizungstausch einfach und unkompliziert.

Klassische Heizkörper müssen bei einer Nachrüstung mit Pelletheizung größtenteils nicht erneuert werden.
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Klassische Heizkörper müssen bei einer Nachrüstung mit Pelletheizung größtenteils nicht erneuert werden. (Foto: Pixabay)

Ökobilanz von Pellets

Regionale Pellets haben eine gute Ökobilanz.
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Regionale Pellets haben eine gute Ökobilanz. (Foto: BAUEN & WOHNEN)

Kurze Transportwege und regionale Wertschöpfung sind das Geheimnis.

Transporte machen natürlich eine Ökobilanz kaputt, deswegen ist es wichtig, auf kurzen Wegen zu arbeiten. Das ist auch der Vorteil von Pellets.

Die Nutzung von Resthölzern aus der Region sorgt für eine geringe CO₂-Bilanz und stärkt die lokale Wirtschaft. Verbraucher schätzen die Transparenz:

Die Menschen wollen wissen, wo es verlässlich herkommt. Greenwashing kennt heute jeder. Hier kann man sich anschauen, wie es gemacht wird und wo das Holz herkommt.

- erklärt Helmut Schellinger im Interview.

Kosten und Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu Öl und Gas

Pelletheizungen sind wirtschaftlich attraktiv. Historisch liegen die Preise 30 bis 50 % unter den Kosten für Heizöl:

Ein Vergleich zu Heizöl:

Aktuell benötigt ein Standard-Einfamilienhaus rund vier Tonnen Pellets, die circa 1.200 € kosten, das ist etwa ein Container. Zum Vergleich: 2.000 Liter Heizöl kosten etwa 0,90 bis 1 € pro Liter. Zudem bieten Pellets bieten eine verlässliche Preissicherheit im Vergleich zu Strompreisen für Wärmepumpen, insbesondere für Bestandsgebäude.

- so Schellinger.

Pelletheizung vs. Wärmepumpe: Vor- und Nachteile

Pelletheizungen vereinen Nachhaltigkeit, regionale Wertschöpfung und Preisvorteile, haben jedoch Anforderungen an Lagerraum und Wartung. Wärmepumpen punkten bei Neubauten mit guter Dämmung durch hohen Wirkungsgrad und benötigen keinen Brennstofflagerplatz.

Marktseitig haben Pelletheizungen Schwankungen erlebt:

Bis zu neuen Förderprogrammen haben Pelletheizungen einen starken Aufschwung erlebt. Mit neuen politischen Rahmenbedingungen kam es allerdings zu Verunsicherung, und der Markt brach auf ein Viertel der vorherigen Investitionen zusammen. Inzwischen sind Pellets wieder auf dem Niveau vor der Krise.

Förderung Pelletheizung:

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Pelletheizungen profitieren aktuell von attraktiven staatlichen Förderprogrammen, die die Anschaffung und Modernisierung von Heizsystemen mit erneuerbaren Energien finanziell unterstützen. Für die Grundinvestition einer Pelletheizung wird ein Zuschuss von bis zu 30 % der förderfähigen Kosten gewährt. Zusätzlich können Haushalte mit einem zu versteuernden Einkommen unter 40.000 Euro von einem Einkommens-Bonus von weiteren 30 % profitieren.

Darüber hinaus ist ein sogenannter Klimageschwindigkeits-Bonus möglich, wenn eine alte Heizung älter als 20 Jahre ersetzt wird und die neue Pellet Anlage mit weiteren erneuerbaren Systemen wie Solarthermie, Photovoltaik oder einer Wärmepumpe kombiniert wird.

Biomasseheizungen: Auch besonders emissionsarme Anlagen können zusätzliche Zuschüsse erhalten: Wird ein Staub-Emissionsgrenzwert von 2,5 mg/m³ eingehalten, sind zusätzliche 2.500 Euro möglich.

In Summe können so unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 70 % der förderfähigen Kosten übernommen werden, wobei die maximale Fördersumme pro Wohneinheit bei etwa 23.500 Euro liegt.

Für Hausbesitzer bedeutet dies, dass die Umstellung auf eine Pelletheizung nicht nur ökologisch und wirtschaftlich interessant ist, sondern durch staatliche Zuschüsse erheblich unterstützt werden kann. Voraussetzung für die Förderung ist, dass die Anlage moderne Technik aufweist, darunter automatische Zündung, Leistungsregelung und gegebenenfalls ein Pufferspeicher. Eine frühzeitige Prüfung der Förderbedingungen und eine rechtzeitige Antragstellung sind daher empfehlenswert, um die Vorteile der finanziellen Unterstützung optimal zu nutzen.

Fazit: Insgesamt sind Pellets eine nachhaltige und wirtschaftliche Alternative, besonders für Bestandsgebäude. Resthölzer aus der Industrie werden zu Pellets verarbeitet, regional und mit kurzen Tarnsportwegen haben sie eine gute Ökobilanz. Wer nach einer alternativen Lösung zur Wärmepumpe sucht, ist mit einer Biomasseanlage hat mit einer Pelletheizung eine zukunftsfähiges Heizsystem, wenn der Brennstoff lokal produziert wird.