Sanierung
AnzeigeDenkmalschutz: Bauernhof sanieren
Ein Beitrag von: Bauen & Wohnen
Zwischen historischem Charme und modernem Feinschliff liegt eine Welt voller Geschichten – eine davon erzählt das alte Bauernhaus von Reinhard Wurm. Kommt mit BAUEN & WOHNEN auf eine inspirierende Reise durch Vergangenheit und Gegenwart.

Am Anfang dieser Wohngeschichte steht unser Daniel Düsentrieb - der Selbermacher! Reinhards Ehe brach schlagartig auseinander und er suchte ein Projekt und ein neues Zuhause für einen Neuanfang mit Mitte 50. Als er im März 2014 das desolate Bauerhaus entdeckte, schlug er zu für nur 42.000 Euro kaufte er das den Bauernhof und hatte schon damals eine Vision. Die musste man auch haben, den der Hof stand lange leer, war vermüllt, von außen eingewuchert und an vielen Stellen einsturzgefährdet. Die Wand zur Mitteltenne neigte sich gefährlich. Zudem ist das Haus von 1750 und steht unter Denkmalschutz! Keine leichte Aufgabe, die er sich da selbst eingekauft hat!

Das Haus war in schlechtem Zustand und alle hatten mich für verrückt erklärt, in das Haus zu investieren.”
erinnert sich Reinhard Wurm mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Der Selbermacher: Vom Schandfleck zum preisgekrönten Sanierungsobjekt
Für nur 42.000 Euro kaufte Reinhard ein altes, völlig verwahrlostes Bauernhaus. Was für andere nur ein Haufen alter Steine war, war für ihn ein Schatz mit Potenzial. In liebevoller Eigenregie sanierte er das Gebäude. Von Beruf ist er – ohne professionelle Baufirma, dafür mit einem feinen Gespür für Details, Geschichte und Handwerk.
Die Grundlage seines Projekts: alte, originale Baumaterialien, gesammelt aus Abbruchhäusern und Rückbauten. Jeder Balken, jede Mauer erzählt eine Geschichte – und genau das begeistert auch den Denkmalschutz. Für sein Engagement wurde Reinhard Wurm 2020 mit dem Denkmalschutzpreis ausgezeichnet.

Bauernhof sanieren: Geschichte zum Anfassen
Das Haus war früher die Dorfschusterei – und das spürt man bis heute. Alte Leisten, Werkzeuge, Karteikarten und ein Foto des früheren Schusters finden sich liebevoll inszeniert im Dachboden, der heute fast schon ein kleines Heimatmuseum ist. Unsere Redakteurin und studierte Architektin Sandra König geht mit dem „Selbermacher“ auf Zeitreise.

Wohnen mit Geschichte: Liebe zum Detail auf 180 Quadratmetern
Reinhards Wohntraum ist geprägt von kreativen Lösungen. Ob eine urige Küche mit verstecktem Stahlträger unter einer Balkenattrappe, oder das Badezimmer mit nostalgischer Wanne auf Löwenfüßen – überall wurde Altes bewahrt und Neues geschickt integriert.
Selbst Kleinigkeiten wie Steckdosen oder Leitungsverteilungen wurden in das Design eingebunden und aus Kupfer gefertigt. Kunststoff kommt ihm nicht ins Haus – nicht, wenn es eine Alternative mit Charakter vom Flohmarkt gibt.
Bauernhof sanieren: Alte Werte, moderne Technik
Trotz aller Liebe zur Vergangenheit lebt Reinhard nicht im Gestern. Eine moderne Holzbrennheizung mit Pufferspeicher sorgt für wohlige Wärme, während eine Solaranlage mit 20-kW-Speicher die Stromversorgung fast autark regelt. Für alle Eventualitäten steht sogar ein Notstrom-Generator bereit.
Tradition trifft Innovation – ein perfektes Zusammenspiel, das zeigt, wie nachhaltig und zukunftsorientiert Denkmalschutz heute sein kann.

Wie ist der Ablauf einer Sanierung des Bauernhauses?
Reinhard hatte den Ablauf seiner Sanierung nach Dringlichkeit geplant. Zuerst kümmerte er sich um das Dach. Es war mit Löchern versehen, ungedämmt und stellenweise die Balken feucht und modrig.
Dann folgte die Wand in der Mitteltenne – sie war kurz vor dem Einstürzen. Hierfür musste Reinhard Wurm zuerst ans Fundament ran. Er grub den Boden von Hand ab, ersetzte Holzbalken und betonierte ein neues Fundament. Mit einer Hydraulikpresse wurde die Wand dann wieder aufrecht gestellt. Damit der gelernte Kfz-Mechaniker Meister sein Projekt weiterhin finanzieren konnte, kam als Nächstes die Werkstatt dran. Der ehemalige Stall wurde dafür mit großzügigen Fenstern ausgestattet. Beim Gießen einer neuen Bodenplatte wurde zuerst der alte Boden abgetragen, die Wasserrohre erneuert und eine neue Bodenplatte gegossen.
Ich habe keinen Urlaub gemacht und rund um die Uhr gearbeitet: entweder an meinen Autos geschraubt oder am Haus weiter umgebaut.
erzählt uns der heute über 70- jährige Selbermacher stolz.
Zwischenzeitlich lerne er seine neue Frau Brigitte kennen, die nun mit ihm auf dem Hof wohnt und ihn gerne bekocht. Sie liebt es auf dem Hof zu wohnen.
Während mein Mann gerne Alltagsgegenstände sammelt, liebe ich es Tieren ein zuhause zu geben. Hier haben schon einige Tiere mit ein Plätzchen gefunden, um mit uns gemeinsam alt zu werden!
erzählt uns Brigitte Wurm.
Denkmalschutz
Was bedeutet es, wenn ein Haus unter Denkmalschutz steht?
Wenn ein Haus unter Denkmalschutz steht, heißt das: Es ist offiziell als schützenswertes Kulturgut anerkannt. Das betrifft oft historische Gebäude mit besonderer Architektur, Geschichte oder regionaler Bedeutung.
Was heißt das konkret?
- Die Originalsubstanz (z. B. Fassade, Fenster, Dach, Balken) soll möglichst erhalten bleiben oder im Stil ersetzt werden.
- Umbauten und Renovierungen müssen mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt werden.
- Ziel ist es, Geschichte erlebbar zu erhalten – für uns und kommende Generationen.
- Es gibt Fördermöglichkeiten (z. B. Steuervergünstigungen oder Zuschüsse).
Übrigens: Reinhard Wurm hat keine Fördermittel für sein Bauvorhaben beantragt. Er hat alles aus eigenen Mitteln finanziert und zusammengetragen aus alten Abbruchhäusern. Mit etwas Kreativität und Liebe zum Detail kann man auch unter Denkmalschutz kostengünstig modernisieren.
Fazit: Wohntraum mit Eigenleistung
Reinhard Wurm hat sich nicht nur ein Zuhause geschaffen, sondern ein Haus zum Denkmal gemacht. Auf 180 Quadratmetern steckt viel Geschichte und handwerkliches Können. Ein Wohntraum, der beweist: Mit dem richtigen Blickwinkel und viel Eigenleistung wird aus einem alten Haus ein echtes Juwel.