Mit spektakulärem Sturz-Test im Video
Innovativer Rucksack-Airbag schützt Radfahrer beim Sturz
Region / Lesedauer: 2 min

Thomas Werz
Radfahrer sind bei Unfällen besonders gefährdet. 2022 verunglückten mehr als 97.000 Radler auf bundesdeutschen Straßen. Das Münchner Unternehmen Evoc, auf Sportrucksäcke spezialisiert, möchte hier die Sicherheit erhöhen und hat den weltweit ersten Rucksack mit Airbag-Technologie entwickelt ‐ so wie man sie aus dem Auto kennt. Dieser soll Radfahrer vor Verletzungen von Schulter, Schlüsselbein und Halswirbelsäule schützen.
Die Bremse quietscht, es knallt
So eine Innovation will getestet sein: Die Bremse quietscht, der Vorderreifen rutscht, es knallt. Doch anstatt hart mit dem Körper im Straßengraben aufzuschlagen, schießt noch während des Sturzes der Airbag aus den Rucksackträgern und legt sich fest um Nacken, über Schultern und Brust.
Klar schmerzt der Sturz ‐ passiert ist glücklicherweise nichts. Zugegeben erfolgte der provozierte Crash nicht im fließenden Verkehr, sondern zu Testzwecken auf eine vom Radweg abgesetzte Wiese.
Fünf Jahre Entwicklungsarbeit
Evoc hat sich in den vergangenen 15 Jahren als Hersteller von Protektorenrucksäcke für Mountainbiker und Wintersportler einen Namen gemacht. Am ersten Rucksack mit Airbag für Radfahrer tüftelte das Unternehmen fast fünf Jahre lang, erklärt Holger Feist, Technischer Geschäftsführer und Co-Gründer von Evoc.

Zwar habe man schon bei der Entwicklung von Lawinen-Rucksäcken Vorerfahrungen gesammelt. „Der Automobilstandard ist aber eine völlig andere Nummer. Der Airbag muss viel stabiler sein, er füllt sich rund 20 Mal schneller, dazu kommen Packmaß und Gewicht“, erklärt Feist.
Sechs Sensoren messen permanent
Sechs verschiedene Sensoren gleichen permanent ihre Daten mit einem Algorithmus ab und entscheiden, ob der Airbag auslösen muss ‐ oder nicht. Es dauert gerade einmal 0,2 Sekunden, bis sich der Airbag prall gefüllt mit Luft um den Hals legt.

Verstaut ist er in den Trägern und im Schulterbereich des Rucksacks. Vorausgesetzt der Airbag ist nicht beschädigt, kann er dort mit etwas Übung in wenigen Minuten wieder verstaut werden und ist nach dem Tausch der Gaskartusche wieder einsatzbereit.
Der Commute A.I.R Pro verfügt zudem über einen Rückenprotektor und kann mit 18 Liter Volumen, einem gepolsterten Laptopfach und mehreren Staufächern all das aufnehmen, was man täglich bei der Arbeit benötigt. Mit einem Preis von 990 Euro spielt der Rucksack in einer ähnlichen Liga wie Lawinenairbags. Als Hauptzielgruppe sieht Feist sportive Pendler ‐ auch mit dem E-Bike, „die sich aufgrund ihres Berufs nicht leisten können, verletzt zu sein“.

Ein Helmersatz sei das System freilich nicht, „der gehört für einen sportiven Fahrer eh immer dazu“, ist Feist überzeugt. Das Airbag-System sei ein zusätzlicher Schutz. Eines, das man ähnlich wie im Auto, am besten nicht zu Gesicht bekommt.