Eishockeyparty
Towerstars-Kapitän: Lieber eine Eishockeyparty als ein Abschlussfest
Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Mit einem „Laser-Tor“ (Towerstars-Fan-TV) hatte Christopher Oravec den Schwenninger Wild Wings den „plötzlichen Tod“ (sudden death) in Spiel vier des Play-off-Halbfinales der 2. Eishockey-Bundesliga beschert.
Mit dem Kapitäns-Kracher von der blauen Linie in der dritten Minute der Verlängerung holte Ravensburg den ersten Punkt in der Serie „best of seven“. Ravensburg steht aber bei einem Gesamtstand von 1:3 immer noch mit dem Rücken zur Wand. Am Freitagabend (20 Uhr) können die Wild Wings vor eigenem Publikum den Finaleinzug perfekt machen.
„Man hat gespürt, dass wir immer noch den Willen haben, diese Serie rumzureißen“, sagt Christopher Oravec, „dass wir Spiele gewinnen wollen. Wir haben den Schwenningern gezeigt, dass wir nicht nachlassen.“ Wenn es nach „Orca“ geht, können die Eishockeyfestspiele noch weitergehen und die Play-off-Bärte noch länger werden. „Wer rasiert, verliert“, sagt Oravec. „Der Bart ist schon so lang, da kommt es auf ein, zwei Wochen nicht an.“
Positive Stimmung im Team
Für die Köpfe war der Sieg vom Dienstag auf jeden Fall Gold wert. „Wir haben jetzt eine viel bessere Stimmung in der Mannschaft, das spürt jeder Einzelne, das gibt uns einen Extra-Aufschwung“, sagt Oravec. Lohn für einen Sieg am Freitag wäre ein weiteres Heimspiel am Sonntag (18.30 Uhr). „Solche Spiele sind etwas ganz Besonderes, wie die Fans das annehmen, ist gigantisch. Ich wünsche mir, dass wir am Sonntag wieder hier sind und eine Eishockeyparty stattfindet.“ Ein sechstes Spiel vor heimischer Kulisse wäre dem Kapitän also deutlich lieber als ein Saisonabschlussfest, das jetzt bereits auf Samstag terminiert wurde, falls die Towerstars am Freitag ausscheiden sollten. Solche Abgesänge auf das eigene Team kommen bei den Spielern naturgemäß nicht so gut an. „Das geht bei mir da rein und da raus“, sagt Oravec, „das interessiert mich nicht, was da geplant ist.“
Entscheidende Bedeutung wird auch in Schwenningen wieder den Special Teams zukommen. In Spiel vier zeigten sich die Towerstars hier erstmals effektiver als Schwenningen. Alle drei Tore machte Ravensburg in Überzahl, in Unterzahl zerstörten die Towerstars dagegen alle Schwenninger Angriffsbemühungen, am Ende stand der 3:2-Sieg nach Verlängerung. „Überzahl und Unterzahl entscheiden die engen Spiele“, ist sich auch Coach Petri Kujala sicher.
Bei Ravensburg kommt mit Frederik Cabana der Top-Stürmer nach abgesessener Sperre zurück. Cabana geht nach vier Tagen Pause erholt in das Spiel. Den goldenen Helm des besten Ravensburger Play-off-Scorers behauptet Cabana aber nur wegen der mehr geschossenen Tore. Auch Lukas Slavetinsky, Oravec und Matt Kelly kommen mittlerweile auf starke zehn Scorerpunkte. „Ansonsten werden wir sehen, wer noch spielen kann“, sagt Kujala. Elf Play-off-Spiele in drei Wochen hinterlassen bei den Spielern Spuren. Mit dabei sein wird auch wieder Tomaz Razingar, der in Spiel vier nach sechs Minuten verletzt vom Eis musste. „Er wird es probieren“, sagt Kujala. Im Tor bleibt der junge Matthias Nemec.
„Der letzte Biss hat gefehlt“
Von Dienstag bis Freitag hatten die Towerstars dieses Mal zwei Tage Spielpause, der Kräfteunterschied, als Ravensburg nach dem Viertelfinale zwei Spiele mehr brauchte, ist nicht mehr so groß. „Das gleicht sich langsam aus“, sagt Kujala, „auch wenn Schwenningen mehr Tiefe im Kader hat.“ Schwenningen kann weiter auf vier stark besetzte Reihen bauen, aber: „Wenn sie in Rückstand sind, gehen sie schnell auf drei Reihen. Eine vierte Reihe kann dich auch aus dem Rhythmus bringen.“ Bei den Wild Wings sind wieder alle Mann an Bord, Coach Stefan Mair will mit seinem Team den Sack am Freitag zumachen. „Es war nicht unser bestes Play-off-Spiel“, sagte Mair zum Dienstagsspiel, „der letzte Biss hat bei uns gefehlt, Ravensburg wollte den Sieg mehr als wir.“ Mair erwartet die Towerstars wieder aggressiv und hofft, dass deren Kräfte am Ende nicht reichen.
Nachdem die Towerstars mit dem Halbfinaleinzug bereits mehr erreicht haben als man ihnen zugetraut hätte, können sie wieder ohne großen Druck angreifen. „Wir haben nur einen positiven, einen schönen Druck“, sagt der Trainer. Am Ende wird es wieder darauf ankommen, dass einige Spieler über sich hinauswachsen. „Keine Mannschaft wird Meister, wenn man nicht Leute hat, die auf einmal Extra-Willen und Extra-Energie zeigen, das muss passieren. Bei uns passiert das immer wieder.“ Vielleicht gibt es ja noch einen Play-off-Kracher im eigenen Stadion: „Ein Spiel müssen wir gewinnen, dann geht die Eishockeyparty weiter“, sagt Kujala.