Derbyzeit
Müde Towerstars verlieren trotz großem Kampf
Schwenningen / Lesedauer: 4 min

Es ist Halbfinal- und Derbyzeit in der 2. Eishockey-Bundesliga. Mindestens vier Mal treffen die Schwenninger Wild Wings und die Ravensburg Towerstars aufeinander. Das erste Derby stieg gestern Abend vor 4160 Fans in der bei Weitem nicht ausverkauften Helios-Arena in Schwenningen . Die Wild Wings waren zunächst drückend überlegen und lagen verdient mit 3:0 vorne. Dann schenkte Schwenningen die Führung aber leichtfertig her und zitterte sich noch zu einem 5:3 (3:0, 1:3, 1:0)-Sieg. Damit führen die Wild Wings in der Serie „best of seven“ mit 1:0.
Schwenningens Trainer Stefan Mair hatte mit Stefan Meyer sogar einen überzähligen Ausländer auf der Tribüne sitzen. Ravensburgs Trainer Petri Kujala fehlten dagegen mit Tommi Hannus (Knie), Brian Maloney (Leiste) und Goalie Christian Rohde (Gehirnerschütterung) drei Stammspieler wegen Verletzungen. Rohde wurde nach seiner Matchstrafe in Spiel sechs der Viertelfinalserie gegen Bremerhaven mittlerweile für vier Spiele (eine Partie auf Bewährung) gesperrt. Frühestens am Sonntag könnte der Goalie wieder mitmischen – das ist allerdings höchst unwahrscheinlich.
Die Verantwortung im Towerstars-Tor hat somit bis auf Weiteres Matthias Nemec . Dieser kassierte gestern bereits im ersten Drittel drei Gegentreffer. Die Ravensburger wirkten – wenig verwunderlich – müde. Die Wild Wings nutzten dies aus, spielten mit hohem Tempo und kamen mehrmals frei zum Abschluss. In der sechsten Minute nutzte der Ex-Ravensburger Peter Boon in der Mitte seinen Freiraum und schoss die Scheibe links oben zum 1:0 ins Ravensburger Tor. Kurz danach hatte Frederik Cabana die Chance zum Ausgleich. Es war die einzig nennenswerte Szene der Ravensburger.
Die Towerstars kassierten im ersten Drittel zu viele Strafen. Als Lukas Slavetinsky und Christopher Oravec auf der Strafbank schmorten, brauchten die Wild Wings nur 16 Sekunden, um durch Daniel Hacker auf 2:0 zu erhöhen. Wenn Schwenningen schnell spielte, bekamen die Towerstars Probleme. Chancen gab es für die Wild Wings quasi im Sekundentakt. Bei einem Unterzahl-Konter scheiterte Robert Hennigar am stark reagierenden Nemec (15.). Ab der 17. Minute waren die Wild Wings wieder in Überzahl. Sleigher nahm sich ein Herz, marschierte über rechts und überlistete Nemec, der da nicht gut aussah, aus spitzem Winkel – 3:0.
Die Partie schien entschieden zu sein. Schwenningen hätte sogar auf 4:0 stellen können. Hacker verfehlte in der 29. Minute nach einem Abpraller von Nemec aber das leere Tor. Stattdessen gönnten sich die Wild Wings eine 64 Sekunden währende Tiefschlafphase – und plötzlich stand es 3:3. Zunächst staubte Matt Kelly in der 31. Minute zum 1:3 ab. 42 Sekunden später klingelte es erneut. Marko Friedrich bediente Stefan Vogt, der dem Goalie Sinisa Martinovic keine Chance ließ. Trainer Mair reagierte mit einer Auszeit. Doch nur 22 Sekunden danach traf Tobias Bräuner zum 3:3. Sein Schuss schien allerdings nicht unhaltbar gewesen zu sein. Martinovic musste dieses Gegentor auf seine Kappe nehmen. Nach dieser vogelwilden Minute bekamen sich die Wild Wings aber wieder in den Griff. Sie erarbeiteten sich ein optisches Übergewicht zurück – und nutzten in der 40. Minute eine weitere Überzahl-Situation zum 4:3. Hacker zog von der blauen Linie ab, Robert Hennigar war am Pfosten frei und hatte keine Mühe, den Puck im Tor zu versenken.
Entscheidung durch Henningar
Im Schlussabschnitt gaben sich die Towerstars noch lange nicht geschlagen. Radek Krestan brachte in der 47. Minute den Puck aus einem Meter aber nicht an Martinovic vorbei. Zehn Minuten vor dem Ende fiel die Vorentscheidung. Hennigar besorgte mit seinem zweiten Treffer das 5:3. Die Niederlage hätte für die Towerstars noch höher ausfallen können. Nemec verhinderte dies jedoch. Gegen Sleigher zeigte der Ravensburger Goalie eine sensationelle Parade (53.). Zwei Minuten später scheiterte Schwenningens pfeilschneller Stürmer auch mit einem Penalty an Nemec. Am Freitag haben die Towerstars in eigener Halle die Chance zum Ausgleich.
„Anfangs hat uns etwas die Frische gefehlt, auch vom Kopf her waren wir zu langsam“, sagte Towerstars-Trainer Petri Kujala nach dem Spiel. „Wir haben blöde Strafen in der offensiven Zone bekommen und die Wild Wings haben eben ein gutes Überzahlspiel. Aber auch wenn wir verloren haben, hat uns dieses Spiel Mut gemacht.“