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Tarifkampf im Handel verschärft sich ‐ Verdi ruft zu Warnstreiks auf
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Eva Stoss
Im Rahmen der andauernden Tarifrunden im Einzelhandel sowie im Groß- und Außenhandel ruft Verdi am kommenden Dienstag, den 26. September in verschiedenen Teilen des Landes zu eintägigen Arbeitsniederlegungen auf. Betroffen sind überwiegend Betriebe des Einzelhandels, in geringerem Umfang auch Betriebe des Großhandels. Darüber hat die Gewerkschaft in einer schriftlichen Mitteilung informiert.
In Stuttgart werden nach Verdi-Angaben 1000 Streikende aus ganz Baden-Württemberg erwartet, die in einem gemeinsamen Demonstrationszug durch die Innenstadt ziehen und sich zu einer anschließenden Kundgebung versammeln werden. Der Demonstrationszug startet um 11:15 Uhr am DGB-Haus, die Abschlusskundgebung findet ab 12 Uhr auf dem Schlossplatz statt.
Tarifverhandlungen treten auf der Stelle
Hauptredner werden Verdi- Landesbezirksleiter Martin Gross und Verhandlungsführer Wolfgang Krüger sein. Die Tarifrunden über Gehälter und Löhne für die Beschäftigten im Handel laufen bereits seit Anfang April im Einzelhandel mit bisher vier Verhandlungsrunden und Anfang Mai im Groß- und Außenhandel mit bisher fünf Verhandlungsrunden.
Dabei haben sich beide Tarifparteien verhakt und halten an ihren Positionen fest. Die Arbeitgeber bieten bisher im Einzelhandel 5,3 Prozent zum 1. August. Verdi lehnt das als unzureichend ab. Kürzlich hat der Handelsverband seinen Mitgliedern empfohlen freiwillig die Gehälter um 5,3 Prozent anzuheben. Einige Lebensmittelkonzerne sind dem Vorschlag bereits gefolgt.
Gewerkschaft wirft Arbeitgebern Verschärfung vor
Verdi hatte umgehen abgelehnt sich auf dieses ungewöhnliche Verfahren einzulassen. Die Gewerkschaft sieht darin eine Verschärfung der Tarifauseinandersetzung, „die die kämpferische Stimmung in den Betrieben noch mehr anheizen wird. „Im Hinblick auf die extrem gestiegenen Preise im vergangenen Jahr ‐ insbesondere bei Lebensmitteln –, fortgesetzt in diesem Jahr, können wir uns mit den bisherigen Angeboten der Arbeitgeber nicht zufrieden geben. Daher rufen wir weiterhin zu Streiks auf“, so Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Krüger laut Mitteilung. „Die Beschäftigten warten schon viel zu lange auf mehr Geld! Für sie gilt es, möglichst bald zu einer guten Einigung zu kommen.“
Seit Anfang Mai ruft Verdi immer wieder in Betrieben Baden-Württembergs zu ein- und mehrtägigen Arbeitsniederlegungen auf. Rund 20.000 Streikende beteiligten sich bislang an den Streiks.
Verdi bleibt bei Forderung von 15 Prozent mehr Geld im Einzelhandel
Die Verdi-Forderungen lauten für den Einzelhandel unter anderem: Erhöhung der Löhne und Gehälter um 15 Prozent, die Anhebung der Ausbildungsvergütungen um monatlich 200 Euro, die Verdoppelung der Sozialzulagen. Verdi verlangt außerdem eine Laufzeit von zwölf Monaten und die Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit.
Für die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel fordert Verdi die Erhöhung der Löhne und Gehälter um 13 Prozent, die Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 175 Euro. Die Laufzeit solle ebenfalls zwölf Monate sein, die Allgemeinverbindlichkeit soll beantragt werden.
Die Arbeitgeber bieten, jeweils für 24 Monate, im Einzelhandel ab August Erhöhungen um 5,3 Prozent, mindestens 13,00 Euro pro Stunde und zum 1.April 2024 um 3,1 Prozent, mindestens 13,50 Euro pro Stunde. Außerdem auch die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 450 Euro (Teilzeitkräfte: anteilig. Azubis: 150 Euro), zahlbar zum nächstmöglichen Zeitpunkt.
Im Groß- und Außenhandel bieten der Verband bisher Verband unter anderem eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen ab 01.09.2023 um 5,1 Prozent und die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 700 Euro im Monat nach dem Abschluss (Azubis: 50 Prozent. Teilzeitkräfte: anteilig). Im August 2024 sollen die Löhne und Gehälter um weitere 2,9 Prozent steigen4 (Azubis entsprechend)
Der nächste Verhandlungstermin für den Einzel- und Versandhandel (5. Runde) wurde von den Tarifparteien einvernehmlich vom 6. Oktober auf den 3. November verschoben. Die nächste Verhandlungsrunde im Groß- und Außenhandel (6. Runde) findet am 4. Oktober statt.