Netzausbau für Energiewende
Strom von der Bank? Sparkassen kaufen sich bei Netzbetreiber ein
Baden-Württemberg / Lesedauer: 3 min

Andreas Knoch
Im Bieterverfahren um den Verkauf eines Minderheitsanteils des Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW ist nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“ eine Entscheidung gefallen. Demnach übernimmt der Sparkassenverband Baden–Württemberg für gut eine Milliarde Euro knapp ein Viertel der EnBW–Tochter (24,95 Prozent). Der Aufsichtsrat des Karlsruher Energieversorgers hat das in einer Sondersitzung am Dienstagabend einstimmig beschlossen. Die Unterzeichnung sei in einigen Tagen geplant.
TransnetBW ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des drittgrößten deutschen Energieversorgers EnBW. Das Unternehmen betreibt im Südwesten 3000 Kilometer Höchstspannungsleitungen für den Stromtransport und ist im Verbund mit anderen Übertragungsnetzbetreibern im In– und Ausland für die Sicherheit der Stromnetze verantwortlich ist.
TransnetBW vor Investitionsmarathon
Bereits Ende Februar des vergangenen Jahres hatte die EnBW bekannt gegeben, Minderheitsgesellschafter für die TransnetBW zu suchen, um den „finanziellen Spielraum für zukünftige Investitionen“ zu erweitern und die Last auf mehrere Schultern zu verteilen.
TransnetBW taxiert die Kosten für den Netzausbau in den nächsten zehn Jahren auf einen zweistelligen Milliarden–Euro–Betrag — unter anderem für die beiden Großprojekte SuedLink und Ultranet, mit denen Windenergie vom Norden in den Süden Deutschlands transportiert werden soll. Seit August 2022 standen 49,9 Prozent der TransnetBW–Anteile in zwei gleich großen Tranchen zum Verkauf.
Für das zweite Paket in Höhe von ebenfalls 24,95 Prozent hat die staatliche Förderbank KfW ein Vorkaufsrecht. Ob die KfW die Option ausübt ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Dem Vernehmen nach gibt es Streit im Verwaltungsrat der Förderbank zwischen Christian Lindner (FDP) und Robert Habeck (Grüne): Während Finanzminister Lindner versucht, Geld zu sparen, hängt Wirtschaftsminister Habeck den im Koalitionsvertrag vereinbarten Plan zum Aufbau einer Bundesnetzgesellschaft nach.
Investoren wie Blackrock, der größte Vermögensverwalter der Welt, oder die Allianz, die auch ihren Hut in den Ring geworfen hatten, gehen damit leer aus.
Wunschkandidat Sparkassenverband
Am Verkauf des TransnetBW–Anteils hatte es zum Teil heftige Kritik gegeben — schließlich geht es um kritische Infrastruktur in Baden–Württemberg. Daran änderte auch die Versicherung der Konzernmutter EnBW nichts, langfristig Mehrheitsgesellschafter bei TransnetBW bleiben zu wollen und nur finanzstarke Investoren aus demokratischen Staaten und mit Erfahrung im Energieversorgungssektor am Bieterprozess teilnehmen zu lassen.
Der Sparkassenverband Baden–Württemberg war vor diesem Hintergrund der Wunschkandidat, kommt damit doch ein Investor zum Zug, der den baden–württembergischen Kommunen gehört.
Beteiligt hatte sich der Verband über sein Verbundunternehmen Sparkassenversicherung, das bereits mit 6,5 Prozent beim größten deutschen Übertragungsnetzbetreiber Amprion beteiligt ist.
Beteiligung der Bürger durch grüne Anlageformen
Die Logik des Deals erklärte Verbandspräsident Peter Schneider unter anderem so: Die Investition sei für die 5,5 Millionen Kundinnen und Kunden der Sparkassen „hochinteressant“, biete sie doch die Möglichkeit, sich über grüne Sparbriefe und andere Anlageformen an der Energiewende, der wichtigsten Zukunftsaufgabe, in für sie leistbaren Größenordnungen zu beteiligen. Dies werde auch zur Akzeptanz für die riesigen Investitionen in der Bevölkerung beitragen, so Schneider.
Die TransnetBW hatte im Jahr 2021 Umsätze von neun Milliarden Euro erwirtschaftet und einen Nachsteuerverlust von 31 Millionen Euro ausgewiesen. Das Geschäftsmodell ist für potenzielle Investoren dennoch attraktiv, da das Übertragungsnetz ein natürliches Monopol ist. So wie bei der Wasserversorgung existiert beim Strom auch nur jeweils ein Leitungsnetz, das ein Gebiet versorgt. Es gibt also keinen Wettbewerb.