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Carthago

Nur nicht nach Übersee

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Der oberschwäbische Wohnmobilbauer Carthago wächst und schaut sich nach Zukäufen um
Veröffentlicht:29.05.2017, 18:39

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Die Zinsen sind niedrig, attraktive Geldanlagen so gut wie nicht zu finden – das verhilft auch dem oberschwäbischen Wohnmobilbauer Carthago zu guten Geschäften. Das Unternehmen mit Sitz in Aulendorf (Kreis Ravensburg) wird seinen Umsatz im Ende Juli zu Ende gehenden Geschäftsjahr 2016/17 von 254 Millionen Euro um mehr als 18 Prozent auf 300 Millionen Euro steigern. Die Anzahl der verkauften Wohnmobile erhöht sich von 4000 auf 4900 Fahrzeuge. Das teilte das Unternehmen der „Schwäbischen Zeitung“ im Hinblick auf die Vorstellung der Jahreszahlen am Donnerstag mit. Den Nettogewinn nannte Firmengründer Karl-Heinz Schuler nicht. Die Umsatzrendite sei aber „gut auskömmlich“. Nach den Einschätzungen von Branchenexperten liegt sie knapp im zweistelligen Bereich.

„Wir müssen einfach konstatieren, dass der Kapitalmarkt nicht attraktiv ist, gute Geldanlagen gibt es nicht“, erläutert der für Vertrieb zuständige Carthago-Geschäftsführer Bernd Wuschak. „Da sagen sich die Leute, lass’ uns doch lieber in etwas investieren, was Spaß macht.“ Hinzu komme, dass die Zielgruppe, vermögende Menschen im Alter von 50 Jahren an aufwärts, in den vergangenen Jahren größer geworden sei und Flugreisen in entfernte Regionen im Hinblick auf die unsichere Sicherheitslage in der Welt vielen Reisenden zunehmend unattratktiv erschienen.

Doch der europäische Marktführer für Wohnmobile im Premiumsegment – also für Fahrzeug von einem Preis von etwa 80 000 Euro an – hat nicht nur die guten Marktbedingungen für sich genutzt, er hat seinen Wettbewerbern auch Marktanteile abgenommen, indem er schneller gewachsen ist als der Markt. Denn während Carthago die Zahl der Zulassungen im vergangenen Jahr um rund 30 Prozent steigerte, legte der Gesamtmarkt in Europa nur um 18,3 Prozent zu: 96 438 erstmals zugelassene Reisemobile waren im Jahr 2016 auf europäischen Straßen unterwegs – davon mehr als 35 500 in Deutschland. Branchenexperten gehen davon aus, dass der Markt weiter wächst und im Jahr 2017 rund 107 000 Fahrzeuge europaweit verkauft werden.

Carthago denkt auch an Zukäufe

Diese Aussichten will auch Carthago für sich nutzen – und blickt sehr selbstbewusst in die Zukunft. „Wir werden weiter wachsen und wollen europaweit eine größere Rolle spielen“, sagte Schuler im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Dabei müsse das Wachstum nicht zwangsläufig organisch sein – auch ein „europäischer Zukauf kommt infrage, wenn er denn passt“, erklärte Schuler, der ein Engagement in Übersee – sprich Nordamerika oder China – allerdings ausschloss. „Das wäre viel zu groß für uns, wir sind ein europäisches Unternehmen.“

Auch in der Produktion agiert Carthago seit vielen Jahren europäisch: Der Fahrzeugbauer produziert im slowenischen Odranci und am Hauptsitz in Aulendorf. Rund 700 Mitarbeiter sind in Slowenien beschäftigt, 500 in Oberschwaben – und auch das ist eine Wachstumsgeschichte: Vor Jahresfrist beschäftigte der Wohnmobilbauer noch 1000 Menschen.