Hohenlohe-Landrat wird neuer Sparkassenpräsident
Stuttgart / Lesedauer: 3 min

Einer der einflussreichsten Posten in der Finanzbranche im Südwesten ist neu vergeben worden: Von Mai 2024 an wird der Landrat des Hohenlohekreises, Matthias Neth, neuer Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg. Die 151 Mitglieder der Verbandsversammlung wählten den gebürtigen Stuttgarter am Freitag Nachmittag mit deutlicher Mehrheit.
„Über den großen Vertrauensbeweis durch die Verbandsversammlung freue ich mich sehr“, sagte Neth in einer ersten Reaktion. „Das Amt des Sparkassenpräsidenten ist eine Herausforderung, die ich mit Freude und großer Tatkraft angehen werde, auch wenn mir der Abschied aus dem Hohenlohekreis in 15 Monaten schwerfallen wird.“
Neth beerbt Peter Schneider, dessen Vertrag Ende April 2024 endet und der nach 18 Jahren als Verbandsvorsteher in den Ruhestand geht. „Mit Matthias Neth hat die Verbandsversammlung einen erfolgreichen Landrat mit großer administrativer und wirtschaftlicher Erfahrung an die Spitze der Sparkassen-Finanzgruppe Baden-Württemberg gewählt“, sagte Schneider nach der Wahl in Stuttgart.
Calwer-Landrat Helmut Riegger unterliegt
Der Verwaltungsjurist Neth ist seit 2013 Landrat in Künzelsau und damit auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse Hohenlohekreis. Ebenfalls zur Wahl gestellt hatte sich Helmut Riegger. Der gebürtige Sigmaringer, seit 2010 Landrat in Calw, gratulierte Neth und wünschte ihm für seine Zeit als Präsident des Sparkassenverbands „eine glückliche Hand“.
Neth, der mit seinen erst 43 Jahren auch für einen Generationswechsel steht, wird Kopf eines organisatorischen Geflechts, der bei Weitem nicht nur die 50 Sparkassen im Südwesten mit ihren knap 32.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führen muss. Er vertritt in dieser Position die komplette Sparkassenfinanzgruppe nach außen. Dazu zählen etwa die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die Sparkassenversicherung, der Bausparbereich sowie der Sparkassenverlag.
Das bringt eine Vielzahl an Ämtern mit sich. Grund, weshalb der Sparkassenverband darauf pocht, dass der Nachfolger gut innerhalb der Sparkassenfamilie verankert sein muss. Aber eben auch gut vernetzt in die Politik. So sitzt ein Sparkassenpräsident zusammen mit dem Finanz- und Innenminister und dem OB Stuttgart im Aufsichtsrat der LBBW.
Für solche Posten ist ökonomischer Sachverstand Pflicht. Etwa im Kreditgeschäft. Wenn es um die Frage der Risikovorsorge geht, muss er sich schon mal in große Kreditfälle einlesen. Oder bei der Sparkassenversicherung mit ihrem milliardenschweren Anlageportfolio: Das viele Geld muss langfristig gewinnbringend und sicher angelegt werden. Bei großen Entscheidungen sitzt da auch der Sparkassenpräsident mit am Tisch.
„Türe zu, Schlüssel rum und wegschmeißen.“
Das Kompetenzfeld reicht sogar bis nach Brüssel. Dort ringen die Sparkassen regelmäßig mit der EU- Kommission. Nicht nur wegen der überbordenden Bürokratie. Denn der EU sind die öffentlich-rechtlichen Strukturen des deutschen Sparkassensystems suspekt – ein Umstand, den Noch-Verbandspräsident Peter Schneider regelmäßig auf die Palme bringt. Das macht sich etwa am Einlagensicherungssystem fest, mit dem der Sparkassensektor die Bankeinlagen seiner Kunden autonom absichert. Die EU will ein supranationales System einführen. Schneider und die Verbandsspitze in Berlin haben das bisher abwehren können.
Unter anderem wegen solcher Gefechte hatte der scheidende Verbandspräsident am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz des Sparkassenverbands klargemacht, dass er der Finanzwirtschaft keine Träne hinterherweint. Wegen der Bürokratie müssten die Sparkassen den Großteil ihrer Mitarbeiter „komplett unproduktiv beschäftigen“. Damit komme er nicht mehr klar, so Schneider. Sein Ziel sei daher: „Türe zu, Schlüssel rum und wegschmeißen.“ Bis dahin wolle er die Zeit aber gerne nutzen, um mit Matthias Neth gemeinsam den Amtswechsel vorzubereiten.