Zins

Gute Erträge trotz niedriger Zinsen

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Neue Indexfonds bieten Chancen für Kleinsparer
Veröffentlicht:22.08.2016, 19:26
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Anleger ziehen angesichts der mickrigen Zinsen für die meisten Geldanlagen lange Gesichter. Traditionelle Sparverträge wie private Rentenversicherungen werfen fast nichts mehr ab. Zugleich scheuen die Deutschen den Kauf von Aktien. Gerade einmal 4,4 Millionen Bundesbürger haben Unternehmensanteile in ihrem Depot. Das Risiko von Kursschwankungen hält viele ab. Auf Aktienfonds lassen sich Kleinanleger eher ein. Diese halten viele verschiedene Positionen und verringern dadurch die Gefahr von Kursverlusten. Doch die für das Management der Fonds fälligen Gebühren fressen einen beträchtlichen Teil der Erträge wieder auf.

Seit einigen Jahren ist eine Alternative zum Kauf von Aktienfonds oder einzelnen Aktien auf dem Vormarsch. Diese Produktgruppe trägt die englische Bezeichnung Exchange Traded Funds (ETF). Vielleicht trägt dieser abschreckende Name dazu bei, dass diese Produkte noch nicht sehr bekannt sind. Dabei lohnt sich ein Blick darauf. Bei ETF handelt es sich um Indexfonds. Ihr Kurs verhält sich exakt so wie der des Index, an den die gekoppelt sind. Ist das beispielsweise der Dax, steigt der Kurs, wenn das deutsche Aktienbarometer an Punkten gewinnt und er sinkt, wenn es ins Minus rutscht.

Verbraucherschützer Hermann-Josef Tenhagen schwört auf ETF. „Einmal gut ausgewählt, kann man jahrzehntelang zum Beispiel einen Hunderter im Monat einzahlen und profitiert ohne großes Risiko von Renditechancen am Aktienmarkt und niedrigen Kosten“, sagt der Chefredakteur des Internetportals Finanztip. Breit gestreute ETF seien die beste langfristige Ergänzung zu einem guten Tagesgeldkonto und einem ordentlichen Festgeld. Tenhagen rät daher zum Kauf von ETF auf den weltweiten Aktienindex, dem MSCI Welt.

Für den am Geschehen an den Finanzmärkten wenig interessierten Sparer haben die Indexfonds zwei große Vorteile. Sie sind deutlich billiger als gemanagte Aktienfonds. An Gebühren verlangen die Herausgeber oft nur 0,2 Prozent der Anlagesumme. Zweitens müssen sie sich nicht mit der Entwicklung einzelner Unternehmen beschäftigen. Ein Blick auf den jeweiligen Index gibt den aktuellen Wert eins zu eins wieder. Auf lange Sicht spricht vieles für ansehnliche Erträge. Das Deutsche Aktieninstitut (DIA) hat die Börsenentwicklung in Deutschland in den letzten 50 Jahren unter die Lupe genommen. Dabei stellt sich heraus, dass eine Geldanlage dort immer erfolgreich war, wenn zwischen Einstieg und Ausstieg 15 Jahre vergehen. Kurzfristige Verluste wie beim Crash 2008 sind jedoch immer möglich.

Auch der Finanzwissenschaftler Andreas Oehler von der Uni Bamberg sieht in den ETF derzeit das probate Mittel gegen die niedrigen Zinsen. „Hinsichtlich einer Altersvorsorge kann es meines Erachtens für eine Grundsicherung nur um ETF gehen, die weltweit breit streuende Indizes abbilden“, erläutert Oehler der auch Mitglied des Sachverständigenrates für Verbraucherfragen der Bundesregierung ist.

Ganz so zuversichtlich sind die Verbraucherzentralen nicht. „Ob und welche ETF genau bedarfsgerecht sind, kommt auf den Einzelfall an“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Weltweit werden ETB immer beliebter. In Deutschland hat sich das Anlagevolumen seit Beginn des Jahrzehnts auf über 400 Milliarden Euro mehr als verdoppelt.

Die Bankberater empfehlen ETF nach einem Markttest der Verbraucherzentralen nicht offensiv. Ein Grund dafür liegt wohl in der schwachen Marge, die sie damit verdienen. „Kaufen Sie die Fonds über eine Depotbank“, rät Finanztip. Das Verbraucherportal führt eine Reihe von positiv bewerteten Anbietern auf.

Es gibt jedoch auch kritische Angebote. Denn unter dem Oberbegriff ETF werden auch Fonds angeboten, die nur Teile eines großen Index abbilden, teurer sind und nach Ansicht von Verbraucherschützern zu wenig transparent. Auch deshalb raten die Experten Kleinsparern, sich an die großen und bekannten Börsenbarometer wie den Dax oder den MSCI Welt zu halten.