Grüne Woche - So geht es der Ernährungsbranche
Berlin / Lesedauer: 2 min

Freude und Ärger liegen mitunter eng beisammen. Das zeigt sich auch kurz vor dem Neustart der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin. Aufatmen gibt es bei den Veranstaltern, dem Deutschen Bauernverband (DBV) und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), weil die Leistungsschau der Branche nach pandemiebedingter Pause wieder in den Messehallen stattfinden kann. „Ich hatte fast Entzugserscheinungen“, flachst Bauernpräsident Joachim Rukwied.
Auch die Messegesellschaft freut sich über die Veranstaltung, die an diesem Freitag für zehn Tage eröffnet wird. 1400 Aussteller aus 60 Ländern haben sich angemeldet. 300 Konferenzen rund um die Branchenthemen stehen auf dem Programm.
Zu einer internationalen Konferenz zur Ernährungssicherheit reisen am kommenden Wochenende 80 Landwirtschaftsminister aus aller Welt an. Die Messe ist trotzdem eine Spur kleiner als in vergangenen Jahren. Statt wie üblich rund 400.000 Besucher rechnen die Ausrichter in diesem Jahr auch nur mit etwa 300.000 Gästen, die sich an kulinarischen Spezialitäten aus aller Welt, einer blühenden Halle oder der Bundeshengstschau erfreuen können.
Kaum gute Aussichten für dieses Jahr
„Klima schützen, Artenvielfalt erhalten, Ernährung sichern‟, lautet das Motto der IGW. Doch über die Wege dorthin gibt es zwischen Politik und Wirtschaft recht unterschiedliche Vorstellungen. Die Verbände sind sauer. Der Bauernverband wirft der Bundesregierung vor, mit ihren Vorstellungen für mehr Tierwohl die Tierhaltung in Deutschland zu gefährden. „Die notwendige politische Unterstützung für den Umbau der Ställe fehle, klagt Rukwied.
Bioware bleibt oft im Regal liegen
Die Bundesregierung stelle eine Milliarde Euro über vier Jahre zur Verfügung. Benötigt würden jährlich vier Milliarden Euro. Als Folge der Agrarpolitik geben demnach immer mehr Schweinehalter auf. Deren Zahl sei beispielsweise in Baden-Württemberg in den vergangenen gut 20 Jahren von 20.000 auf nur noch 1.700 gesunken, während in anderen Ländern Bestände aufgebaut wurden.
Die Industrie wiederum sorgt sich angesichts der hohen Energiepreise. Die Kosten dafür sind laut BVE im vergangenen jähr um 152 Prozent gestiegen. Dies zwinge den Mittelstand allmählich in die Knie, befürchtet Boetticher und fordert von der Politik ein langfristiges Konzept zur Sicherung einer bezahlbaren Energieversorgung. Die Branche ist mit 640.000 Beschäftigten in gut 6000 Betrieben ein wichtiger Arbeitgeber. Mit verarbeiteten Lebensmitteln setzt sie fast 190 Milliarden Euro im Jahr um.