Verfehlte Wohnbaupolitik
Geballter Frust in der Bauwirtschaft
Wirtschaft / Lesedauer: 2 min

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Die Wohnungsbaubetriebe in Baden–Württemberg sind zunehmend frustriert, verzweifelt und auch wütend. Mit Beginn des Frühjahrs sei der Wohnungsbau im Land praktisch zum Erliegen gekommen. Immer mehr Aufträge würden kurzfristig storniert, bereits begonnene Bauvorhaben eingestellt und immer seltener Anträge zur Baugenehmigung eingereicht, so teilt der Bauverband in Baden–Württemberg mit.
Deutliche Worte Richtung Berlin
Allein im Januar sind nach Zahlen des Verbands die Neubaugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 27,5 Prozent eingebrochen. „Die meisten Menschen können sich ihre eigenen vier Wände inzwischen schlichtweg nicht mehr leisten“, so der Bauverband im Land. Schuld sei vor allem die verfehlte Wohnungsbaupolitik des Bundes.
Bauverband im LandDie meisten Menschen können sich ihre eigenen vier Wände inzwischen schlichtweg nicht mehr leisten.
Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden–Württemberg, gibt dem geballten Frust seiner Mitgliedsunternehmen eine klare Stimme und findet deutliche Worte Richtung Berlin: „Frau Geywitz scheint bis heute nicht realisiert zu haben, was die Stunde geschlagen hat. Während die Einschläge immer heftiger werden, lebt unsere Bundesbauministerin offenbar in einer Art Elfenbeinturm“, so der Verbandschef.
Baukosten steigen ins Unermessliche
Seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges seien die Finanzierungskosten für potenzielle Häuslebauer ins Unermessliche gestiegen. Baumaterial und Bauzinsen würden von Monat zu Monat teurer, die hohe Inflation belaste die Familien zusätzlich. „Dennoch zieht die Bundesregierung die Daumenschrauben für Bauwillige immer mehr an“, so Möller.
Einerseits verschärfe sie die Klimavorgaben fürs Bauen massiv, andererseits streiche sie die Fördergelder für neue Wohnungen radikal zusammen. „Damit setzt Berlin völlig falsche Akzente! Frau Geywitz muss das Ruder jetzt ganz schnell rumreißen, sonst sehe ich schwarz für den Wohnungsmarkt.“
Hilferuf der Baubranche im Land
Thomas Möller spricht mittlerweile von einem echten Hilferuf der Baubranche. Ausdrücklich lobt er dabei die Bemühungen des Landes, durch einzelne Unterstützungsmaßnahmen den Wohnungsbau nicht ganz vor die Hunde gehen zu lassen.
Thomas MöllerSonst bekommen wir schon bald soziale Verwerfungen und massive Verteilungskämpfe
Diese könnten aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. „Jeder Euro, den der Bund jetzt bei der Neubauförderung einspart, wird sich bitter rächen, denn allein durch Sanierungsmaßnahmen im Bestand werden wir den eklatanten Wohnungsmangel nicht lösen. Der Neubau–Turbo muss auch wegen der hohen Zuwanderung, unter anderem durch Flüchtlinge, sofort angeworfen werden. Sonst bekommen wir schon bald soziale Verwerfungen und massive Verteilungskämpfe um den ohnehin knappen Wohnraum in unseren Ballungszentren.“