Wirtschaft

Ein Sturm braut sich zusammen

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Chinesische Autohersteller BYD ist auf dem Vormarsch. Wegen günstiger Preise und schnellerer Lieferzeit sollten sich deutsche Autobauer wappnen, meint Thomas Hagenbucher.
Veröffentlicht:23.05.2023, 18:37
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  • Author ImageThomas Hagenbucher
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Stürmisches Wetter kommt in unseren Breiten gerne aus dem Westen. Doch für den deutschen Automarkt braut sich derzeit eine bedrohliche Wetterlage zusammen, die weit von Osten herüberzieht. BYD, seit Kurzem Marktführer in China, hat sich daran gemacht, den deutschen Automarkt zu erobern. Die Branchenriesen hierzulande geben sich noch betont gelassen, dürften intern aber bereits in höchstem Maße alarmiert sein — zumindest sollten sie es.

Auch wenn die Chinesen bisher noch kein Markenimage wie Mercedes, BMW, Volkswagen und Co. aufbauen konnten — sie sind in beeindruckendem Tempo dabei, genau dies zu tun. Ihre Produkte sehen modern und wertig aus, sie sind technologisch auf dem neuesten Stand — insbesondere was Batterien und Software angeht — und zudem ausgesprochen schnell lieferbar. Außerdem werden die E–Fahrzeuge aus dem Reich der Mitte deutlich günstiger als die der deutschen Konkurrenz angeboten. So kann man in China Modelle für unter 10.000 Euro kaufen. Auch wenn BYD in Deutschland mit höheren Preisen an den Start geht, der Preisvorteil gegenüber den Platzhirschen ist dennoch enorm.

Branche muss sich warm anziehen

Die deutschen Hersteller fahren dagegen hinterher: Ihre E–Autos sind nicht selten einen guten Tick hinter dem Stand der Technik — in Sachen Batterie, Software, Interieur und auch Design. Zudem erweisen sich die Fahrzeuge als schlichtweg zu teuer. Höchste Zeit zum Handeln: Die Manager und Ingenieure müssen viel besser und schneller als bisher E–Autos entwickeln, die wirklich bei den Kunden ankommen. Aber auch die Arbeitnehmer sind in der Pflicht: Statt von einer Vier–Tage–Woche bei vollem Lohnausgleich zu träumen, sollten IG Metall und Betriebsräte vielmehr überlegen, wie E–Autos überhaupt noch zu wettbewerbsfähigen Bedingungen in Deutschland hergestellt werden können.

Aktuell mutet der Sturm aus China noch wie ein laues Lüftchen an. Doch wenn es den deutschen Autobauern nicht sehr schnell gelingt, zeitgemäße E–Autos mit einem akzeptablen Preis–Leistungs–Verhältnis zu bauen, könnte es schon sehr bald sehr ungemütlich werden. Die Branche muss sich warm anziehen.