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ZF-Chef Scheider: „Der Vorstand hat den Freiraum, den er benötigt“

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Der neue ZF-Vorstandschef Wolf-Henning Scheider spricht im Interview über die Zukunft des Unternehmens, seinen Vorgänger und dessen Strategie und den Wegfall von MAN-Aufträgen.
Veröffentlicht:22.03.2018, 21:16

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Der alte Chef ist weg, sein Geist lebt: Wolf-Henning Scheider, seit Anfang Februar dieses Jahres neuer Vorstandsvorsitzender des Friedrichshafener Automobilzulieferers ZF und Nachfolger des im Dezember entlassenen Stefan Sommer , bekennt sich im Interview mit Martin Hennings klar zu den Weichenstellungen seines Vorgängers.

Herr Scheider, nach genau 50 Tagen in der neuen Funktion: Welchen ersten Eindruck haben Sie von Ihrem neuen Unternehmen? Und wie beurteilen Sie die Stimmung in der Belegschaft?

Ich habe in Summe eine positive Stimmung im Unternehmen gespürt. Ich habe inzwischen auch schon mehrere Standorte besucht und dort überall das gleiche Bild gesehen: Wir haben attraktive Produkte in der Pipeline und damit gute Aussichten, wenn die Märkte so weiterlaufen. Und das spüren auch die Mitarbeiter. Das war ein positiver Eindruck.

Ihr Vorgänger Stefan Sommer hat vor einem Dreivierteljahr in einem Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“ angemahnt, er brauche „die Freiheit zu tun, was nötig ist“, um das Unternehmen voranzubringen. Haben Sie bislang das Gefühl, die Freiheit zu haben, das zu tun und zu gestalten, was nötig ist, um ZF an der Spitze zu halten?

In den Gesprächen zum Beispiel zuletzt mit dem Aufsichtsrat hatte ich den Eindruck, dass der Vorstand für die Themen, die wir als Herausforderung der Zukunft vor uns haben, den Freiraum hat, den er benötigt. Ich sehe das mit großer Zuversicht.

Sie stehen zur maßgeblich von Stefan Sommer erarbeiteten Unternehmensstrategie „ZF 2025“?

Ich halte die Strategiearbeit, die hier in den vergangenen Jahren geleistet wurde, für sehr treffend und gut und habe keine Notwendigkeit gesehen, an den wesentlichen Säulen dieser Strategie zu rütteln. Es geht jetzt eher darum, engagiert und trotzdem gelassen diese Themen umzusetzen.

Der ZF-Standort Friedrichshafen ist im Wandel und muss mittelfristig den Wegfall vieler Getriebeaufträge des Lastwagenherstellers MAN verkraften. Wo steht der ZF-Standort am Bodensee im Moment und wie wird er sich entwickeln?

Er ist natürlich eine ganz wesentliche Säule, unser Heimatstandort mit der Verwaltung, dem großen Entwicklungszentrum und den Werken für die Nutzfahrzeugtechnik. Und wir wachsen auch hier weiter. Wir werden dieses Jahr über 100 neue Mitarbeiter im Ingenieursbereich einstellen, im Werk für Nutzfahrzeugtechnik sehen wir im Moment eine sehr hohe Auslastung. Wegbrechende Aufträge sind möglich, das wird uns aber erst in den 2020er-Jahren treffen. Wir wir damit umgehen, werden wir uns anschauen. Im Moment hat sich die Situation eher etwas entspannt. Trotzdem darf man es aber nicht beschönigen. Mit Veränderungen müssen wir uns in der nächsten Zeit beschäftigen.

Was hat Sie persönlich gereizt an dem neuen Job? Der See und die nahen Berge allein werden es nicht gewesen sein.

Das sind aber schon sehr gute Argumente. Darüber hinaus ist ZF ein hoch attraktives Unternehmen, einer der drei, vier größten Zulieferer der Welt. Mit vielen Produkten, die uns hier nach vorne bringen, bin ich auch schon in der Vergangenheit in irgendeiner Form in Berührung gekommen. Insofern habe ich mich gefreut, in diesen Feldern wieder arbeiten zu können.