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Egelseekapelle

„Mensch lebt von einer Quelle und der Sehnsucht“

Westerheim / Lesedauer: 3 min

Rund 500 Gläubige feiern mit Weihbischof Thomas Maria Renz das 75-jährige Bestehen der Egelseekapelle
Veröffentlicht:03.09.2012, 06:40

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„Es ist schön, dass die Westerheimer die Wallfahrt zur Egelseekapelle wieder belebt haben und mehrmals das Jahr über zu diesem besonderen Ort pilgern“, erklärte Weihbischof Thomas Maria Renz von der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Mit rund 500 Gläubigen hat er gestern vor der Egelseekapelle einen ergreifenden Gottesdienst gefeiert, und das aus zweierlei Gründen: Das Kirchlein im Südwesten Westerheims bei den Egelsee-Höfen wurde vor 75 Jahren geweiht, zudem feiert die Gemeinde unter der Regie der Fußballabteilung des SVW seit zehn Jahren das Ägidiusfest.

Viele Westerheimer und auch Menschen aus der Region zog es gestern Vormittag zu der Egelseekapelle – sei es pilgernd zu Fuß oder mit dem Auto. Sie wollten mit Weihbischof Thomas Maria Renz den Jubiläumsgottesdienst feiern, den ein Bläserensemble der Musikkapelle Westerheim unter der Leitung von Franz Lemmermeyer festlich umrahmte. Josef Baumeister, stellvertretender Vorsitzender des katholischen Kirchengemeinderats, hieß den Weihbischof aus Rottenburg herzlich willkommen, der in Westerheim in diesem Jahr schon das zweite Mal zu Gast war. Denn zu Jahresbeginn feierte er in der Christkönigskirche einen Jugendgottesdienst.

Ort des Gebets und der Ruhe

„Wir brauchen Tage wie heute und Orte wie diesen“, sagte Renz in seiner Begrüßung unmittelbar nach dem feierlichen Einzug mit den Ministranten zum Altar vor der Egelseekapelle, um den sich rund 500 Menschen versammelt hatten. Der Mensch lebe von Traditionen und so genannten Events, aber auch von Orten mit besonderer Bedeutung, sagte der Bischof. Und einen solchen bilde die Egelseekapelle seit 75 Jahren. Sie sei ein Ort des Gebets, der Einkehr, Ruhe und Besinnung.

Wie Anfang Juni das Fronleichnamsfest, so stand auch der Festgottesdienst am gestrigen Sonntag unter dem Thema „Eucharistie als Quelle christlichen Lebens“. Ohne Quelle und ohne fließendes Wasser sei kein Leben möglich, erläuterte Weihbischof Renz in seiner Predigt und nannte dies als den Hauptgrund, warum sich die Benediktinermönche 1080 nicht auf der rauen Alb, sondern am Blautopf in Blaubeuren niederließen und dort ihr Kloster gründeten. „Wenn Wasser und Quellen fehlen, müssen wir neue Quellen erschließen oder den Standpunkt verändern“, unterstrich Renz mit dem Hinweis, dass Menschen Quellen brauchen, die „Lebenskraft und Lebenssaft“ spenden.

Den Durst nach Wasser lösche Jesus Christus, der sogar „lebendiges Wasser“ schenke, erklärte Renz in Anlehnung an die Geschichte zum Jakobsbrunnen aus dem Johannes-Evangelium, als dort Jesus einer Samariterin begegnet und sie um Wasser bittet. Jesus offenbare sich dort als Heilsbringer, der ewiges Leben bietet und Sehnsüchte der Menschen erfüllt. Wie einst das Herz der Frau am Jakobsbrunnen im Gespräch mit Jesus aufging, so müssten auch heute die Menschen die Botschaft Christi aufnehmen. „Wir brauchen eine neue Sehnsucht nach Gott. Wir brauchen eine Sehnsucht, die zielorientiert nach Gott ist“, betonte der Weihbischof. Denn menschliches Leben sei mehr als nur irdisches und die wahre Quelle menschlichen Lebens sei Jesus Christus.

Dass die fehlende Wasserquelle die Benediktinermönche vor 1000 Jahren zum Weiterzug bewegte, hatte auch Justin Tritschler aufgezeigt, als er in einem Gedicht die Geschichte der Westerheimer Egelseekapelle aufzeigte und von einem besonderen Ort sprach. „Von Tübinga send Männer komma und hend den Ort in Augenschein gnomma. Doch es sollt ned sei an dieser Stelle, es fehlte eine Wasserquelle“, sagte Justin Tritschler in seinem netten Gedicht und erinnerte an die „Wiedererweckung der Kapelle zum Leben“ und das seit zehn Jahren bestehende Ägidiusfest. Abschließend meinte er: „A Quell hen wir ne und auch koi Kloster ist do. Und trotzdem send mer dem Himmel ganz noh“. Diese Worte griff Weihbisch Renz in seiner Predigt nochmals auf.