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Finanzskandal

Finanzskandal: Verkauf von Erwin-Hymer-Gruppe wackelt

Bad Waldsee / Lesedauer: 2 min

Nach Skandal will Thor die Amerika-Tochter des Waldseer Wohnmobilbauers nicht mehr
Veröffentlicht:21.01.2019, 17:01

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Nach einem Finanzskandal bei der Nordamerika-Tochter der Erwin-Hymer-Gruppe (EHG) könnte der Verkauf des größten europäischen Wohnmobilbauers an das US-Unternehmen Thor vor dem Aus stehen.

Zurzeit laufen Gespräche, das Nordamerika-Geschäft des Unternehmens mit Sitz in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg) aus der Übernahme auszuschließen, wie der US-Marktführer am Montag mitteilte. In dem Zusammenhang kündigte Thor Änderungen am Kaufvertrag sowie Anpassungen des Kaufpreises und der zu übernehmenden Schulden an.

Nachdem eine interne Prüfung ergeben hat, dass die Unregelmäßigkeiten einer größeren Umfang haben, haben wir externe Prüfer hinzugezogen.

Hymer-Chef Marin Brandt

EHG-Chef Martin Brandt bestätigte der „Schwäbischen Zeitung“ die Unregelmäßigkeiten. „Nachdem eine interne Prüfung ergeben hat, dass die Unregelmäßigkeiten einer größeren Umfang haben, haben wir externe Prüfer hinzugezogen“, erklärte Brandt. Die Untersuchung der Vorgänge, die alle aus den vergangenen Wochen stammten, übernehme die Prüfgesellschaft EY. Brandt geht davon aus, dass der Deal in jedem Fall zustande kommt. „Sollten wir die Prüfung im ersten Quartal nicht abschließen, bleibt die Nordamerika-Tochter erstmal außen vor.“

Vorstände beurlaubt

Hintergrund soll ein Finanzskandal sein, in den nach Angaben des US-Online-Magazins „RV Daily Report“ die gesamte Führung der EHG-Tochter verwickelt ist. Das Unternehmen habe sowohl Vorstandschef Jim Hammill als auch Finanzchef Mark Weigel und Produktionsvorstand Howard Stratton beurlaubt. Die drei Manager sollen rund 1700 Rechnungen im Gesamtwert von mehr als 100 Millionen Dollar gefälscht, und so den Umsatz des Tochterunternehmens in die Höhe getrieben haben.

Im September hatten die Witwe und die Kinder von Unternehmensgründer Erwin Hymer bekannt gegeben, die EHG an Thor zu verkaufen . Der US-Konzern wollte 2,1 Milliarden Euro in bar und in eigenen Aktien zahlen. EHG-Chef Brandt ging damals davon aus, dass das Geschäft bis Ende 2018 vollzogen werde. Im Januar informierte Brandt aber über Verzögerungen. Die Eigentümer hatten seit Ende 2017 nach einem Investor gesucht und auch einen Börsengang ins Auge gefasst, um die Wachstumsambitionen des Konzerns finanzieren zu können.