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Trumps lukrativer Mauerbau

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Hält Trump an seinem Grenzbollwerk zu Mexiko fest, könnte ausgerechnet Heidelberg Cement profitieren
Veröffentlicht:11.11.2016, 19:12

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Wenn es ein Zeichen für das Gefühl gibt, das die Wirtschaft seit der Wahl Donald Trumps bewegt, dann ist es das Fragezeichen. Die Manager und Investoren, die Anleger und Banker, wissen einfach so ganz und gar nicht, was sie vom 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten erwarten müssen. Sie können nicht abschätzen, ob sie die Ankündigungen Trumps ernst nehmen sollen. Gebannt wartet die Weltwirtschaft auf die ersten Signale und Personalentscheidungen des 70-Jährigen.

Kernelement der Wirtschaftspläne Trumps ist ein riesiges Infrastrukturprogramm. Rund eine Billion Dollar, umgerechnet mehr als 906 Milliarden Euro, will der Nachfolger von Barack Obama in marode Straßen, Tunnel, Brücken, Schulen und Krankenhäuser stecken. Das umstrittenste Projekt dabei: eine 1500 Kilometer lange Mauer an der mexikanisch-amerikanischen Grenze, um Migranten von der illegalen Einreise abzuhalten. Mit der Mauer warb Trump in seinem Wahlkampf jedenfalls immer wieder, und er wollte sie ursprünglich von Mexiko bezahlen lassen, nun könnte das Mammutwerk Teil seines Infrastrukturprojektes werden.

Hält Trump an der Mauer fest, die nach Schätzungen von Experten zwischen 15 und 20 Milliarden Dollar kosten wird, profitiert womöglich ausgerechnet ein Unternehmen aus Baden-Württemberg davon: Der Baustoffkonzern Heidelberg Cement hat über ihre amerikanische Tochter Lehigh Hanson einige Niederlassungen in den Grenzstaaten Texas und Arizona – und könnte den Beton für das Bauwerk liefern. Der Vorstandschef des Dax-Konzerns, Bernd Scheifele , machte sich jetzt jedenfalls erste Gedanken über ein mögliches Engagement. „Ob das Thema Mauerbau an der mexikanischen Grenze tatsächlich kommt, muss man abwarten“, sagte Scheifele dem „Handelsblatt“. „Wenn ja, wären wir mit Zementwerken in Texas und Arizona gut vorbereitet.“ Deutlich machte der Manager aber, dass er das Infrastrukturprogramm Trumps positiv sieht. „Er hat sich klar für einen Ausbau der Infrastruktur ausgesprochen, viel stärker noch als Hillary Clinton. Nur so kann er schnell Jobs schaffen.“ Scheifele wollte auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“ nicht näher erläutern, wie er sich den Anteil seines Konzerns, der in den ersten neun Monaten des Jahres bei einem Umsatz von 12,8 Milliarden Euro einen operativen Gewinn von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftete, beim Bau der Mauer vorstellt.

Mexikanischer Rivale winkt ab

Klar ist, dass Heidelberg Cement mit seinen Niederlassungen wohl zu den ersten Konzernen gehören würde, die für Zementlieferungen in Frage kämen. Schließlich hat einer der wichtigsten Wettbewerber des Heidelberger Unternehmens, der mexikanische Zementproduzent Cemex, kategorisch ausgeschlossen, sich an dem Projekt zu beteiligen. Scheifeles Konzern ist aber nicht nur deswegen prädestiniert für den Bau der Grenzmauer: Da in der Hitze der Wüste die Mauer wahrscheinlich aus Fertigteilen gebaut werden muss, kämen regionale Anbieter zum Zug – schließlich sind Betongussteile schwer und die Transporte derselben teuer. Wer in den Grenzgebieten also über eigene Niederlassungen verfügt, hat klare Wettbewerbsvorteile. Das Aufstellen eines Zauns, der wohl weit billiger wäre, hatte Trump im Sommer abgelehnt. „Eine Mauer ist besser als ein Zaun. Und kräftiger.“

Bei der Gewerkschaft IG Bau stießen die Gedankenspiele Scheifeles auf scharfe Kritik. „Nicht alles, was für Unternehmen Umsatz verspricht, ist deshalb schon legitim. Es gibt rote Linien“, sagte der Chef der Gewerkschaft, Robert Feiger, der „Frankfurter Rundschau“. Konzernmanager trügen „selbstverständlich eine gesellschaftliche Verantwortung“.