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Sommer-Entlassung: ZF-Aufsichtsrat tagt heute

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Aufsichtsrat des Autozulieferers berät über die Ablösung des Vorstandschefs
Veröffentlicht:03.12.2017, 22:19

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Der Automobilzulieferer ZF steht vor einer Woche der Entscheidungen: Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“ aus Unternehmenskreisen tritt der Aufsichtsrat bereits am Montag zusammen, um über die Entlassung von Vorstandschef Stefan Sommer zu entscheiden.

Die nächste reguläre Sitzung des Kontrollgremiums war eigentlich erst für den 12. Dezember vorgesehen. Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand, der die Zeppelin-Stiftung als Haupteigentümer von ZF im Aufsichtsrat vertritt, plant am Dienstag auf einer Betriebsversammlung in Friedrichshafen zu sprechen und seine Position zu erläutern.

Das Umfeld des ZF-Chefs sagt, Sommer wolle nicht freiwillig zurücktreten, weil er von seiner Strategie überzeugt ist. Vonseiten der Eigentümer, der Zeppelin-Stiftung, die 93,8 Prozent der Anteile hält, und der Ulderup-Stiftung, der die restlichen Anteile gehören, sei Sommer aber zum Rücktritt aufgefordert worden. Andreas Brand wollte die Pläne des Aufsichtsrats und eine mögliche außerordentliche Sitzung nicht kommentieren.

Franz-Josef Paefgen als Nachfolger?

Nach jetztigem Stand müsste der stellvertretende Chef des Aufsichtsrats, Frank Iwer von der IG Metall, die außerordentliche Sitzung des Kontrollgremiums leiten, nachdem Giorgio Behr vor einer Woche als Vorsitzender zurückgetreten war. Behr gilt als Unterstützer Sommers, der die von dem 54-jährigen Ingenieur vorangetriebene Strategie 2025 maßgeblich unterstützt hatte. Offensichtlich wollte er an der Demission Sommers nicht mitwirken.

Brand hatte nach dem Rücktritt Behrs erklärt, dass der Aufsichtsrat „gemäß Satzung umgehend einen Nachfolger aus der Mitte des Gremiums wählen wird“. Kandidat für die Nachfolge von Behr könnte nach Angaben aus dem Umfeld des Aufsichtsrats der 71 Jahre alte Franz-Josef Paefgen sein, der seit 2008 Mitglied im Kontrollgremium von ZF ist und bis zum Jahr 2011 die VW-Tochter Bentley als Vorstandschef führte, bevor er in Ruhestand ging. Zuvor war Paefgen sieben Jahre lang Mitglied im Vorstand von Audi.

Machtkampf um die Ausrichtung

Ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat ist Jürgen Otto, Vorsitzender der Geschäftsführung des Automobilzulieferers Brose aus dem bayerischen Coburg. Otto hatte im November erklärt, Brose am Jahresende verlassen zu wollen, um sich neuen Herausforderungen zu stellen. Doch der 53-Jährige soll deutlich gemacht haben, dass er bei ZF weder Interesse am Posten des Vorstandschefs noch am Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden habe. Gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“ wollte sich Otto nicht zu seinen Plänen und dem Führungsstreit äußern. Erfahrung im Automobilbereich haben auch Ernst Baumann, ehemaliges Vorstandsmitglied des Autobauers BMW, und Margarete Haase, Finanzchefin des Motorenbauers Deutz.

Bei dem Machtkampf zwischen Brand und Sommer geht es um die Ausrichtung des Friedrichshafener Traditionskonzerns. Sommer wollte das Unternehmen, das viele Jahre vor allem für seine Getriebetechnik bekannt war, mit Zukäufen zu einem global agierenden Automobilzulieferer formen, der neben Getriebetechnik künftig verstärkt auch Produkte in den Bereichen aktive und passive Sicherheitssysteme, Elektromobilität und autonomes Fahren anbietet.

Brand verteidigt Dividendenpolitik

Brand ging dieser Wandel offenbar zu schnell. Vor allem sperrte er sich in diesem Jahr zweimal gegen Sommers Plan, den belgisch-amerikanischen Bremsenhersteller Wabco zu übernehmen. Der Zukauf hätte die Produktpalette ergänzt, wäre aber mit finanziellen Risiken verbunden gewesen. Ein weiterer Streitpunkt war die Erhöhung der Dividende von ZF an die Zeppelin-Stiftung, die Andreas Brand am Wochenende noch einmal verteidigte. Die beiden Eigentümer, Zeppelin-Stiftung und Ulderup-Stiftung, haben immer betont, dass ZF für die Herausforderungen der Zukunft gut aufgestellt ist – auch mit der neuen Dividendensystematik, ließ Brand ausrichten.

Auch Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich sieht ZF als „sehr erfolgreiches Unternehmen und für die Zukunft gut aufgestellt“. Den Machtkampf und die Pläne des Aufsichtsrats, zu dem er ebenfalls als Vertreter der Arbeitnehmerbank gehört, wollte Dietrich nicht kommentieren. Die IG Metall äußerte sich auf Anfrage gar nicht zur Führungskrise des Automobilzulieferers.

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