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Schleckers zahlen Millionen an Insolvenzverwalter

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Vier Millionen sollen als Wiedergutmachung dienen – Prozessende naht
Veröffentlicht:14.11.2017, 05:00

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Anton Schlecker hat in der vergangenen Woche zwei Millionen Euro an den Insolvenzverwalter seiner Bankrott gegangenen Drogeriemarkt-Kette Arndt Geiwitz gezahlt. Seine beiden Kinder überwiesen je eine Million Euro an Geiwitz. Entsprechendes erklärten deren Anwälte in der Gerichtsverhandlung am Montag vor dem Stuttgarter Landgericht. Das Geld fließt in die Insolvenzmasse. Anton und Lars Schlecker gaben zudem persönliche Erklärungen ab.

Der seit März laufende Prozess gegen Anton Schlecker geht dem Ende entgegen. Vor dem Landgericht Stuttgart muss sich der Ehinger wegen Insolvenzverschleppung seines ehemaligen Drogeriemarkt-Imperiums verantworten. Außerdem wirft ihm die Staatsanwaltschaft Untreue vor, weil er vor der Insolvenz Geld beiseite geschafft haben soll.

Seine Kinder Lars und Meike sind wegen Beihilfe angeklagt. Anfang 2012 ging die Drogeriemarktkette pleite. Zehntausende Arbeitsplätze gingen verloren.

Anton Schlecker führte sein Unternehmen als eingetragener Kaufmann. Damit haftete er mit seinem Privatvermögen für Verluste. Kurz nach der Pleite hatte Tochter Meike Schlecker öffentlich erklärt: „Es ist nichts mehr da.“ Dennoch zahlte die Familie gut ein Jahr später 10,1 Millionen Euro an den Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz – als Kompensation für Vermögensübertragungen von Anton Schlecker an seine Familienmitglieder. In einer fünfminütigen Erklärung sagte Schlecker nun am Montag im Gerichtssaal: „Infolge der Insolvenz habe ich mein gesamtes Vermögen verloren.“ Er habe seine Frau Christa gebeten, zwei Millionen Euro ihres Vermögens an den Insolvenzverwalter zu überweisen. Das Geld sei eine Vorauszahlung für seinen Unterhalt.

Zahlung als Wiedergutmachung

Warum er das Geld zahlte? Darüber lässt sich mutmaßen. Er selbst strebe ein „schnelles Ende“ des Prozesses an, sagte Schlecker und deutete gesundheitliche Probleme an, schob allerdings nach: „Lamentieren nützt nichts.“ Die Zahlung kann zudem als eine Art Wiedergutmachung gedeutet werden, denn im Strafgesetzbuch steht, dass das Gericht das Verhalten der Angeklagten nach ihrer Tat in sein Urteil einfließen lassen soll. Zwar hatte das Gericht jüngst die lange Liste der Vorwürfe gegen Anton, Lars und Meike Schlecker zusammengestrichen. Die übrigen Anklagepunkte wirken allerdings weiter schwer. Auch eine Gefängnisstrafe ist nicht ausgeschlossen.

Sohn Lars Schlecker sprach in seiner Erklärung explizit von „Wiedergutmachung“. Er wie auch seine Schwester Meike haben ebenfalls vergangene Woche Geld an den Insolvenzverwalter überwiesen – jeder eine Million Euro. Als Gesellschafter der LDG, die für die Logistik der Drogeriemärkte ihres Vaters verantwortlich war, hatten sie im März 2012 eine Voraus-Gewinnausschüttung von insgesamt sieben Millionen Euro veranlasst – 3,5 Millionen Euro für jeden.

Jetzt könnte alles ganz schnell gehen

Und das, obwohl sie von der Pleite der Konzern-Mutter wussten. „Mit einer möglichen Überschuldung der LDG habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht im geringsten gerechnet“, erklärte Lars Schlecker. Doch auch die LDG ging wegen der Schlecker-Pleite bankrott. Zu sehr hing das Geschäftsmodell der LDG vom Drogerie-Geschäft Anton Schleckers ab. Die sieben Millionen Euro haben die Geschwister bereits zurückgezahlt. Die weitere Million vergangene Woche sei geflossen, „um einen etwa von mir verursachten Nachteil für die Insolvenzmasse auszugleichen“, sagte Lars.

Am kommenden Montag sollen die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigern folgen, am Montag darauf dann das Urteil.