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Steuerhinterziehung

Ratgeber: Abzockern bei Notdiensten keine Chance geben

Schondorf / Lesedauer: 3 min

Wie schwarze Schafe unter den Notdiensten ihre Kunden prellen – Und was dagegen hilft
Veröffentlicht:21.09.2018, 17:35

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Die Toilette ist verstopft, der Strom ausgefallen, das Wasser tropft aus den Wänden oder die Haustür ist zugefallen. Schnelle Hilfe von Handwerkern ist gefragt. Das Problem: Im Bereich der Notdienste tummeln sich auch schwarze Schafe. Das zeigt das jüngste Urteil gegen die Gründer der Deutschen Schlüsseldienstzentrale. Die Anklage hatte rund 1000 betroffene Kunden aufgeführt, die für eine Türöffnung teilweise das Fünffache des angemessenen Preises bezahlt hatten. Beide Geschäftsführer wurden vom Landgericht Kleve zu mehrjährigen Gefängnisstrafen wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, Steuerhinterziehung und Vorenthaltens von Arbeitsentgelt verurteilt.

Zentralen täuschen Ortsnähe vor: Das Vorgehen von Notdienstzentralen ist oft ähnlich. Die Verbraucher glauben, bei einem lokalen Schlüsseldienst, einer Heizungsfirma oder einem örtlichen Elektriker anzurufen. Tatsächlich landen sie in einem Callcenter, das die Aufträge weitergibt. Die Firmen, die beauftragt werden, müssen teils mehr als die Hälfte ihres Verdienstes an die Vermittlungszentrale abgeben. Kein Wunder, dass sie diese Mehrkosten an die Kunden weitergeben. Wie groß das Problem ist, zeigen Zahlen der Bundesnetzagentur . Allein im vergangenen Jahr hat die Bundesnetzagentur die Abschaltung von 52 000 lokalen Rufnummern angeordnet, mit denen Unternehmer Ortsnähe vorgetäuscht hatten.

Notdienst-Einsatz vermeiden: Am besten ist, nicht in eine Notlage zu kommen. Es empfiehlt sich, bei Nachbarn, Verwandten oder Freunden einen Schlüssel zu hinterlegen. Alternativ gibt es die Möglichkeit, eine Firma mit der Schlüsselaufbewahrung zu beauftragen. Gerade nachts, am Wochenende oder an Feiertagen ist es oft günstiger, in einem Hotel zu übernachten, als einen Notdienst zu beauftragen. Denn die Firmen dürfen außerhalb der normalen Arbeitszeiten Aufschläge von bis zu 150 Prozent auf die Lohnkosten nehmen. Das kann teuer werden. Auch bei Sanitär-, Heizungs- oder Elektroproblemen ist es ratsam, auf einen Notdiensteinsatz zu verzichten und lieber unter der Woche eine Firma zu suchen.

Hilfe bei Handwerker-Ärger: Eine einfache, zerstörungsfreie Türöffnung sollte zu normalen Arbeitszeiten zwischen 80 und 120 Euro kosten. „Wenn eine Rechnung überhöht erscheint, sollten Verbraucher nicht sofort bezahlen“, sagt Julia Rehberg, von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Alternativ können Kunden erst einmal nur den Teil bezahlen, der angemessen erscheint“, so die Juristin. „Falls der Handwerker die Kunden deshalb bedroht, sollte man die Polizei rufen.“

Das Problem bei unseriösen Firmen: Teils nutzen sie falsche Adressen, sodass es für Kunden unmöglich ist, ihr Geld erstattet oder Schäden ersetzt zu bekommen. Anders sieht es bei Ärger mit seriösen Firmen aus: Sowohl die Handwerkskammern als auch Innungen bieten Schlichtungsverfahren an. Verbraucherzentralen informieren Verbraucher über mögliche rechtliche Schritte.

Betriebe sorgfältig auswählen: Die beste Möglichkeit, Ärger mit Handwerkern zu vermeiden, ist eine sorgfältige Auswahl des Betriebes. Empfehlungen von Nachbarn oder Bekannten können hier sehr hilfreich sein.

Für Seriosität spricht in jedem Fall, wenn es sich um einen Innungsbetrieb handelt. Ebenfalls wichtig ist, dass auf der Webseite ein komplettes Impressum mit Namen und Rechtsform der Firma, Anschrift, Telefonnummern, Steuernummer und der zuständigen Handwerkskammer aufgeführt ist. Eine Firma, die keine genaue Adresse und lediglich Handy- oder 0800-Nummern angibt, kann nicht seriös sein.