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Euro-Krise

Markus Will, Schriftsteller und Ökonom

Wirtschaft / Lesedauer: 2 min

Markus Will, Schriftsteller und Ökonom
Veröffentlicht:09.08.2012, 19:20

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Wie kann die Eurokrise überwunden werden?

Die Krise wäre schlagartig zu Ende, wenn Merkel, Hollande und ein paar andere Staats- und Regierungschefs endlich gemeinsam sagen würden: Wir gehen konsequent den europäischen Weg. Wir nehmen die Aufgabe von Souveränitätsrechten in Kauf. Wer europäisches Geld haben will, muss Eingriffe in nationale Haushalte akzeptieren.

Das hilft aber nicht gegen die akuten Probleme…

In dieser gefährlichen Zwischenphase wird man über Geldtransfers in größerem Maße nachdenken müssen. Zugegeben, das ist eine offene Herzoperation eines Körpers, der zugleich einen Marathon laufen muss.

Obendrein wird es teuer…

Und wenn es sogar Hunderte Milliarden Euro kostet. Wenn die Währungsunion auseinanderbricht, kommt es viel teurer.

Was hindert uns am großen Befreiungsschlag?

Alle warten nervös auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts am 12. September. Mir wäre lieber, Karlsruhe gibt einen letzten warnenden Verfassungshinweis. Aber vielleicht sagt das Bundesverfassungsgericht: Das ist nicht vereinbar mit der Verfassung. Dann bekommen wir ganz schnell eine Diskussion: Die Parteien brechen die Verfassung, lasst uns zurückkehren zur D-Mark.

Was wäre daran so schlimm?

Wir würden zum einen völkerrechtliche Verträge brechen. Zum anderen würde die D-Mark um 30 bis vielleicht 50 Prozent aufwerten. Deutschland würde eine massive Rezessionsturm erleben. Dagegen ist die Lehman-Krise von 2008 ein leichtes Sommergewitter. Und überdies: Wir würden uns in Europa isolieren.

Einige Ökonomen raten dazu, sich in Europa zurückzuhalten und eine harte Linie zu fahren…

Das macht mich stinksauer. Manche Wirtschaftswissenschaftler tun so, als wären Spanien, Italien oder Frankreich Länder, in denen das reine Chaos herrschen würde. Ich war diesen Sommer in Frankreich: Das Land lebt zweifelsohne über seine Verhältnisse, aber es funktioniert. Das gilt auch für die anderen Länder, vielleicht mit Ausnahme Griechenlands, aber das ist auch ein Sonderfall.

Wie hoffnungslos ist die Lage?

Wir sitzen auf der Titanic, wir steuern auf den Eisberg zu. Allerdings: Es gibt heute andere Navigationsinstrumente, die uns zeigen, wohin wir fahren und den europäischen Weg aufzeigen könnten, und zwar um den Eisberg herum.

Markus A. Will ist Ökonom und Schriftsteller. Im September erscheint sein neues Buch „Die Stunde des Adlers“. http://markuswill.com/_lib/files/fbv_vorschau_herbst_will.pdf