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Billigmarkt

Loewe drängt mit chinesischer Hilfe auf den Billigmarkt

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Der taumelnde TV-Hersteller will künftig günstigere Geräte bauen, aber auch dem Premium-Segment treu bleiben
Veröffentlicht:31.07.2013, 20:10

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Der angeschlagene TV-Gerätehersteller Loewe kämpft weiter ums Überleben. Das Traditionsunternehmen aus Franken mit knapp 800 Mitarbeitern hat zwar am Mittwoch den chinesischen Elektronikkonzern Hisense als Geschäftspartner gefunden. Noch fehlt jedoch ein Investor für eine tragfähige neue Kapitalbasis. „Wir haben jetzt sehr gute Voraussetzungen bei den laufenden Gesprächen mit potenziellen Investoren“, sagte Vorstandschef Matthias Harsch bei einer Hauptversammlung in Berlin.

Mit Hisense wurde eine Kooperation bei Einkauf, Produktion, Entwicklung und Vertrieb vereinbart. Hisense werde Loewe dauerhaften Zugang zur neuen TV-Panel-Technologie ermöglichen und dem deutschen Unternehmen den chinesischen Markt öffnen, hieß es. Hisense könne im Gegenzug Loewes Vertriebsnetz in Westeuropa nutzen.

Vorstandschef Harsch sagte, nach drei Jahren mit operativen Verlusten werde deutlich, „dass sich das traditionelle Geschäftsmodell der Loewe AG überholt hat“. Sich wie bisher auf den Verkauf über den schrumpfenden Fachhandel zu beschränken, würde den „Tod auf Raten“ bedeuten, fügte Finanzvorstand Rolf Rickmeyer hinzu. Nötig sei ein radikaler Umbau.

Der Markt steht unter Druck

Das sieht Rainer Blank, langjähriger Kenner des Marktes für TV-Geräte, ähnlich Blank ist Geschäftsführer von Electronic Partner Blank in Lindau. Doch nicht nur den Fachhandel sieht er in Gefahr. „Der Massenmarkt für TV-Geräte steht unter Druck. Nicht nur Loewe geht es, bei allen Fehlern, die gemacht wurden, schlecht. Bei Metz gibt es Kurzarbeit, Sharp hat Probleme und sogar beim Branchenführer Samsung ist der aktuelle TV-Absatz hinter den Erwartungen“, sagt er. Loewe müsse unter diesen Bedingungen allerdings auch die Kosten senken. „Beim Umsatz kann Loewe nicht mit Riesen wie Samsung mithalten. Deshalb muss die Firma sich auch kostenmäßig konsolidieren“, so Blank.

Loewe verhandelt darüber, vergleichsweise günstige Loewe-Fernseher künftig bei Saturn und Mediamarkt zu verkaufen. Neue Einsteigermodelle sollen auf der Internationalen Funkausstellung im September vorgestellt werden. Der TV-Hersteller will sich aber auch weiterhin auf das teure Premium-Segment konzentrieren, das zehn bis 13 Prozent des Gesamtmarktes ausmache. Davon wiederum will Loewe 10 Prozent Marktanteil erreichen. Das wären 700000 bis 800000 Stück pro Jahr, ein „ambitioniertes Ziel“, wie Harsch sagte.

Sanierung in Eigenregie

Die Mehrheit der Aktionäre stimmte auf der Versammlung zudem für einen Kapitalschnitt. Das Grundkapital der AG wird um 75 Prozent auf 3,25 Millionen Euro verringert. Dies soll es einem künftigen Investor ermöglichen, die Mehrheit an Loewe zu übernehmen.

Loewe steht seit 17. Juli unter gerichtlichem Gläubigerschutz. Der Schutzschirm, der eine Sanierung in Eigenregie erlaubt, kann laut Gesetz maximal drei Monate aufrechterhalten werden. In dieser Zeit muss die Gesellschaft frisches Kapital auftreiben. Sonst droht die Insolvenz.

Loewe hat bereits den Branchenriesen Sharp als Großaktionär mit 13 Prozent Anteil. Dem japanischen Flachbild-TV-Pionier schrieb zuletzt selbst hohe Verluste. Loewe-Chef Harsch sagte, weder Sharp noch Neupartner Hisense wollten Loewe frisches Geld geben. Der Konzern Hisense mit einem Jahresumsatz von 13 Milliarden US-Dollar sei weltweit die Nummer vier auf dem TV-Gerätemarkt.