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Klinikstandort

Gutachten birgt kaum Überraschungen

Bad Waldsee / Lesedauer: 3 min

Waldseer Kreisräte wollen an Innerer Medizin möglichst festhalten
Veröffentlicht:18.09.2012, 19:00

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Das OSK-Gutachten, besonders das von den Experten empfohlene Szenario 3, sieht auch für den Klinikstandort Bad Waldsee gravierende Veränderungen vor. Die Fachklinik für Orthopädie und Gelenkchirurgie soll ausgebaut werden, dafür soll es keine stationäre Innere Medizin mehr vor Ort geben. Die Kreisräte blicken auf schwierige Zeiten, auf Diskussionen innerhalb der Fraktionen und darüber hinaus, bis der Kreistag am 9. November den weiteren Weg festzurrt.

Rudi Martin (CDU) spricht von einer „schwerwiegenden Entscheidung für Zukunft der Gesundheitslandschaft im Kreis.“ Man müsse alle Stellungnahmen aus den betroffenen Regionen einholen. Doch er weiß auch: „Es wird gewaltige Einschnitte geben.“ Wie es mit der Inneren in Bad Waldsee weitergeht, sei heute schwer vorherzusagen. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass an einem Haus, das so gut dasteht, gerüttelt wird“, sagt er. Den Ausbau als Fachklinik für Endoprothetik sieht er positiv und Waldsee dafür als idealen Ort wegen der großen Zahl an Reha-Betten.

Sein Fraktionskollege Josef Forderer erteilt genau wie Martin dem Gedankenspiel, den Endoprothetik-Bereich von Waldsee nach Leutkirch zu verlagern – wie es manche Stimmen fordern – eine Absage. „Das wäre sehr schmerzlich“, so Forderer. Die Ergebnisse des Gutachtens seien nicht völlig überraschend. „Man muss schlucken“, sagt Forderer. „Es wäre toll, wenn man die Innere erhalten könnte.“ Die Informationen müsse er in Ruhe betrachten und als Kreistagsabgeordneter abwägen, was von den Zahlen her machbar ist. Nur am Rande, als Szenario 4, seien Kooperationen mit anderen Trägern erwähnt. Er blickt dabei auf die städtischen Reha-Kliniken und die Waldburg-Zeil-Klinik. „Man könnte vielleicht noch etwas bündeln“, sagt er.

Auch Bernhard Schultes ( FW ) zeigt sich verwundert, dass von Privatisierung kaum die Rede ist. „Wenn die Innere Medizin nicht durch den Kreis weiter betrieben wird, kann ich mir andere Kooperationen in Waldsee gut vorstellen“, sagt er. Die Spezialisierung als Fachklinik sei gut. Doch auch in der Inneren stecke viel Herzblut der Waldseer. „Dafür muss man sich einsetzen“, sagt er. Zumal der Weg aus dem Krankenhaus in die Reha keine Einbahnstraße sei. Auch in anderer Richtung kommen Reha-Patienten zur Versorgung ins Waldseer Krankenhaus. Als Erleichterung empfinde er, dass der Weg aus der Krise der OSK laut Gutachten weitgehend aus eigener Kraft möglich sei.

Von einer enormen Resonanz vonseiten der Bürger kann Roland Schmidinger (FW) berichten. „Wir müssen auf jeden Fall versuchen, die dezentrale, nahe Versorgung aufrechtzuerhalten“, sagt er. Alle Möglichkeiten müssten geprüft werden, um den Status quo zu erhalten.

Ein Lob an die Gutachter sendet Lothar Grobe (SPD). Sie hätten sich viel Mühe gemacht und gute Argumente angebracht. Zum Thema Innere fehlen ihm noch Informationen, wie er sagt. „Aber es wäre mir lieber, der Bereich bliebe hier.“ Das müsse man nun prüfen.

Als Mitglied des Aufsichtsrats der OSK hat Dr. Margret Brehm am Dienstagmorgen einer weiteren Sitzung zum Thema beigewohnt. „Waldsee ist ein tolles Haus mit guten Erlösen“, sagt sie. Doch das Thema sei hoch komplex, deshalb wolle sie noch weitere Informationen einholen, etwa auch im Gespräch mit den Menschen im Krankenhaus und der Bevölkerung. „Ganz wichtig ist mir, dass der Verbund in kommunaler Hand bleibt“, sagt Brehm. Entscheidend seien auch die Bürger. Dabei spricht sie vom Phänomen Tante-Emma-Laden, das es auch im Gesundheitswesen gebe: „Alle wollen’s am Ort, aber nur wenige gehen dann hin.“

Eine Stellungnahme von Bürgermeister Roland Weinschank lag bis Redaktionsschluss nicht vor.