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Lohnhöhe

Es geht um mehr als die Lohnhöhe

Wirtschaft / Lesedauer: 2 min

In dieser Tarifrunde können IG Metall und Südwestmetall die Grundlage für die Zukunft legen. Wenn sie es, so kommentiert Wirtschaftsredakteur Benjamin Wagener, zielorientiert angehen.
Veröffentlicht:18.01.2021, 21:21

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In einer durch Corona ausgelösten Weltwirtschaftskrise, die die bereits vor der Pandemie bestehenden Probleme von Automobilindustrie und Maschinenbau noch einmal verschärft hat, ist die Forderung der Gewerkschaft nach einer Lohnerhöhung von vier Prozent nicht zu halten. Das weiß auch Südwest-IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger.

Bereits jetzt leiden gerade kleinere Zulieferer unter den im Vergleich mit anderen Industrieländern hohen Arbeitskosten in Deutschland. Hinzu kommt die Transformation in der Autoindustrie, die Autobauer und ihre Zulieferer gleichermaßen bewältigen müssen, bei der die großen Konzerne aber am längeren Hebel sitzen, indem sie an Dienstleister ausgelagerte Teile und Produkte wieder in die eigene Fabrik zurückholen und selber produzieren. Denn der Elektromotor ist der Antrieb der Zukunft, er hat weniger Teile als ein Verbrenner und benötigt weniger Werker, um ihn zu montieren. Mit einer hohen Lohnforderung würde die Gewerkschaft kleinen und mittelständischen Unternehmen einen Bärendienst erweisen.

Und doch ist der Angriff auf die Arbeitgeber politisch gerechtfertigt, wenn die Unternehmen mit der Gewerkschaft nicht über strategische Konzepte und die von der IG Metall ins Spiel gebrachten Zukunftstarifverträge reden wollen. In dem Rahmen sollen auf betrieblicher Ebene für jedes Unternehmen spezifische Lösungen erarbeitet werden – ein Ansatz, mit dem die Betriebe den vielfältigen Herausforderungen, vor denen die Metall- und Elektrobranche steht, wohl am besten begegnen können.

Denn klar ist eines, die Zukunft, vor der viele Unternehmen stehen, ist angesichts neuer Wettbewerber mit neuen Ideen und Geschäftsmodellen, angesichts der Digitalisierung und Computerisierung vieler Produkte und Prozesse so heterogen, dass es eine einzige tarifliche Lösung für alle Unternehmen aus der Metall- und Elektroindustrie niemals gibt. In dieser Tarifrunde können IG Metall und Südwestmetall die Grundlage für die Zukunft legen – sie haben die Pflicht, das in den nächsten Wochen zielorientiert anzugehen.