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Ellwanger Batteriekonzern Varta soll 58 Millionen Euro von Bund und Land erhalten

Stuttgart / Lesedauer: 3 min

Ministerpräsident Kretschmann setzt auf die Batterie – Forschungszuschüsse von Bund und Land beantragt
Veröffentlicht:21.03.2018, 20:13

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Batterie- und Speichertechnologie soll die emissionsfreie Zukunft bringen. Dafür wollen Bund und das Land Baden-Württemberg einen Millionenbetrag in Ellwangen (Ostalbkreis) investieren. Der Batteriekonzern Varta soll in einem Forschungsprojekt die Grundlage für die Massenproduktion von Batteriezellen schaffen. Das berichtete der Aalener Landtagsabgeordnete Winfried Mack (CDU) am Mittwoch der „Schwäbischen Zeitung“ im Stuttgarter Landtag. Die Industrie soll damit unabhängig vom hier führenden asiatischen Markt werden.

58 Millionen Euro sollen von Land und Bund auf die Ostalb fließen. „Wir sehen die Batterie als strategische Komponente an, nicht nur für die E-Mobilität, sondern generell für elektronische Geräte“, sagte Mack. Das Ellwanger Unternehmen sei deswegen für das Projekt geeignet, weil dort bereits Wissen und nötige Komponenten vorhanden seien. „Das ist die modernste Batteriefabrik in Europa“, so Mack weiter. Zwar habe der Bund, der das Projekt mit 50 Millionen Euro unterstützen will, noch nicht endgültig zugesagt. „Aber wir sind in sehr guten Gesprächen. Es wird in den kommenden Monaten anlaufen“, ist er sicher.

Doch nicht nur der Bund hat die Gelder bislang noch nicht bewilligt. Auch das Land, das sich mit acht Millionen Euro daran beteiligen will, hat die Fördermittel noch nicht in den Doppelhaushalt 2018/19 eingebracht. Das soll laut Mack aber in einem Nachtragshaushalt geschehen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) pries in einer Regierungsinformation am Mittwochvormittag im Stuttgarter Landtag ebenfalls die Batterie als Heilsbringer an. Im Zwischenbericht des Strategiedialogs Automobilwirtschaft, mit dem Baden-Württemberg auch in Zukunft in der Fahrzeugbranche führend bleiben will, gab er einen Überblick über erste Ausarbeitungen zwischen Politik, Wissenschaft, Industrie und Umweltverbänden.

Doch von der Batterie und emissionsfreien Mobilität sind nicht alle Fraktionen im baden-württembergischen Landtag überzeugt. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke sprach im Landtag von einer „Lebenslüge“. „Die Dieseltechnologie hat Zukunft. Emissionsfreie Mobilität existiert nicht“, glaubt er. Die Regierung müsse den Menschen die Wahrheit sagen, forderte auch SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Stoch. „Durch die Produktion wird die Emission nur verlagert.“ Ohne den Verbrennungsmotor werde es nicht gehen. Der Vorsprung anderer Länder in Sachen Batterie, vor allem der Lithium-Ionen, sei möglicherweise nicht mehr aufzuholen.

Die Batterie sei laut Rülke nicht der Weisheit letzter Schluss. „Es fehlt die Offenheit für andere Technologien. Das ist ein Anschlag auf unseren Wohlstand und darf so nicht umgesetzt werden“, forderte er. In der Branche hinge schließlich die Mehrzahl der Arbeitsplätze im Land. „Ich lasse mich von emissionsfreier Mobilität nicht abbringen, ich vertraue auf unsere Kreativität“, entgegnete Kretschmann. Die Regierung werde das Schadstoffproblem in den Städten lösen. „Wir können es nicht so schnell lösen, wie wir sollten. Aber wir versprechen der Bevölkerung, dass wir es tun.“

Der Fraktionsvorsitzende der AfD, Bernd Gögel, wies den Ministerpräsidenten darauf hin, dass Weltrettung nicht zu seinen Aufgaben gehöre. Die Emissionswerte seien nicht so dramatisch, wie immer dargestellt. „Das ist mit den neuen Euro-6-Motoren beherrschbar“, so Gögel.

Experten: Batterietechnologie gilt als unsicher

Die Entwicklung der Batterientechnologie gilt auch unter Experten als unsicher. Deutschland hat derzeit noch keine große kommerzielle Batteriezellen-Fertigung. Erst Ende Februar hatte Bosch erklärt, auf den Aufbau einer eigenen Zellfertigung zu verzichten.

Daimler hatte Ende 2015 seine Zellfertigung im sächsischen Kamenz wegen der hohen Überkapazitäten am Markt eingestellt. Nur die Batterien selbst bauen die Autobauer zusammen. (sz)