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Brennstoff

Ein nächster Schritt zur Energiewende beginnt in Friedrichshafen

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Unter Leitung des Friedrichhafener Motorenbauers Rolls-Royce Power Systems wird Sprit aus Methan erforscht
Veröffentlicht:14.09.2018, 19:38

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Das Ziel ist ehrgeizig: Das Projekt „Methquest“ will nicht weniger, als den Verbrauch von fossilen Brennstoffen auf null zu senken. Dazu soll mit dem Strom aus erneuerbarer Energie Wasser in Wasser- und Sauerstoff aufgespalten werden. Fabriken verarbeiten den auf diese Weise gewonnenen Wasserstoff mit dem Treibhausgas Kohlendioxid zu Methan, der zu Kraftstoffen weiterveredelt wird. Der Vorteil: Bei der Verbrennung solcher Treibstoffe entstehen erheblich weniger bis gar keine Emmissionen mehr. Und: Der Strom aus Windkraftanlagen, der bislang nicht gespeichert werden kann, wird sinnvoll verwendet.

Noch funktioniert diese Kraftstoffherstellung vor allem in den Köpfen von Ingenieuren und Forschern. Damit der so hergestellte Sprit aber irgendwann wirklich Motoren in Autos, Schiffen und Blockheizkraftwerken antreibt, haben sich 27 Partner aus Forschung, Industrie und Energiewirtschaft zusammengeschlossen, um die Idee im Projekt „Methquest“ zu erforschen. 32 Millionen Euro kosten die Versuche, der Bund steuert 19 Millionen Euro bei.

„Ich bin davon überzeugt, dass wir keine Energieressourcen, die wir aus dem Boden holen, für die Energiewende benötigen“, erklärte Andreas Schell , Vorstandschef des Friedrichshafener Motorenbauers Rolls-Royce Power Systems (RRPS). Schells Unternehmen übernimmt gemeinsam mit dem Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie die Federführung und Koordinierung des Projekts, das Norbert Brackmann, Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, am Freitag am Bodensee mit der Zusage für die Förderung der Bundesregierung gestartet hat.

Alternative zu fossilem Kraftstoff

Der RRPS-Chef ist überzeugt, dass es Alternativen gibt, die den bisherigen Kraftstoffen für Fahrzeuge in Sachen Effizienz bei weitem überlegen seien. Neben dem Friedrichshafener Unternehmen ist die Areva H2Gen GmbH an dem Projekt beteiligt. Der Spezialist für den Bau für Wasserstoffgeneratoren soll sich im Teilprojekt „Methfuel“ darum kümmern, aus Wasserstoff und Kohlendioxid das für den Sprit nötige Methan herzustellen.

Der Bereich „MethCar“ wird vom Autobauer Ford geleitet und soll ein neuartiges Pkw-Gasmotorenkonzept entwickeln. Die MTU Friedrichshafen , eine Tochter von RRPS, koordiniert und leitet das Vorhaben „MethPower“ und erforscht neue Motorenkonzepte für die stationäre Anwendung – vor allem geht es um Antriebe für Blockheizkraftwerke und die Energieversorgung. Auch das Vorhaben „MethMare“, das sich mit der Entwicklung von Gasmotoren für die Schifffahrt beschäftigt, findet unter Leitung der MTU Friedrichshafen statt.

Das Engler-Bunte-Institut leitet den Projektbereich „MethGrid“, in dem die Netzwerke zwischen Erzeugung, Speicherung und Verteilung sowie Verbrauch der methanbasierten Kraftstoffe untersucht und entwickelt werden soll. Schließlich geht es bei „MethSys“ um eine Analyse, um eine Bewertung der Kosten, Klimawirkung und Umsetzbarkeit. Hier hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung die Federführung in Händen.

Für Norbert Brackmann handelt es sich um ein immens wichtiges Projekt, das das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie nicht nur der Umwelt zuliebe fördere, sondern auch, weil es hier um entscheidende Entwicklungen und Innovationen gehe, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sichern. Er unterstrich seine Aussage mit dem Versprechen, Ende Mai 2019 die „11. Nationale Maritime Konferenz“ in Friedrichshafen stattfinden zu lassen. Bei diesem „Schifffahrtsgipfel“ werden neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und zahlreichen Ministern auch rund 800 Vertreter der maritimen Industrie erwartet. Eine Industrie, die auch nicht nur an der Küste präsent ist. Nach Angaben von CDU-Bundestagsabgeordneten Lothar Riebsamen hängen allein 6000 Arbeitsplätze im Raum Bodensee-Oberschwaben am Schiffbau. 20 Prozent des Branchenumsatzes werden in Baden-Württemberg und Bayern generiert – das sind rund 54 Milliarden Euro pro Jahr.