
Der nächste Winter könnte nicht nur politisch eiskalt werden. Auch zuhause droht womöglich eine niedrige Temperatur, weil Gas gespart werden muss.
Viele Haushalte wappnen sich schon dafür. Radiatoren gehen weg wie warme Semmeln. Und Holzheizungen sollen das warme Heim sichern. Brennholz ist längst schon Mangelware und entsprechend teuer. Das machen sich Betrüger zunutze. In Fake-Shops bieten sie vermeintlich günstige Buchenscheite, Briketts oder Pellets an. Gezahlt wird vorher, geliefert nie.
Niedrige Preise sind ein Warnsignal
Der Online-Shop für Brennholz macht einen seriösen Eindruck. Fotos vom lodernden Feuer wecken Kaminstimmung. Darunter werden Paletten mit verschiedenen Brennhölzern gezeigt und beschrieben. „Sunpower Pellet“, heißt es da etwa, 70 Säcke zu je 15 Kilogramm für 250 Euro.
Das klingt nicht gerade extrem billig, aber doch viel günstiger als üblich. Anderswo wird eine ähnlich große Menge für mehr als 700 bis 800 Euro angepriesen. Der Preisunterschied ist schon ein Indiz dafür, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugehen kann.

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„Fake-Shops sind seit Jahren ein Riesenproblem“, sagt Digital-Expertin Jennifer Kaiser von der Verbraucherzentrale (VZ) Rheinland-Pfalz. Sie sehen seriös aus, glänzen oft mit fachkundigen Produktbeschreibungen, wirken rundum professionell. Sie bieten die ganze Produktpalette des Konsums, von hochwertigen Markenklamotten bis hin zu teuren Gebrauchsgütern oder aktuell verstärkt in der Krise gesuchte Artikel wie Brennholz oder Solaranlagen.
„Mit gut kopierten Produktbildern und Informationen aus dem Internet sowie einem professionellen Erscheinungsbild gewinnen Fake-Shops das Vertrauen der Online-Käufer und verleiten sie dadurch zum Kauf“, erklärt die VZ.

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Das vermeintliche Schnäppchen vom Betrüger kann für die Kunden schnell teuer werden. Denn wenn die Käufer bezahlt haben, wird entweder gar keine oder nur minderwertige Ware geliefert. Bei Nachfragen vertrösten die Anbieter die Kunden zum Beispiel mit dem Hinweis auf Lieferschwierigkeiten und gewinnen so Zeit für ihre kriminellen Geschäfte.
Fallen die Shops negativ auf, ändern die Täter nur den Namen des Shops und die Internetadresse. Dann geht das Abzocken munter weiter, mit denselben Fotos und Produktbeschreibungen. Die Täter sitzen nicht immer im fernen Ausland.
Verbraucher suchen nach Alternativen
Im vergangenen Jahr wurden in Duisburg zwei Männer verhaftet, die 55 Fake-Shops betrieben haben. Die Polizei sprach von mehr als 1000 Anzeigen geprellter Kunden und einem Schaden von rund einer Million Euro.
Die auf breiter Front steigenden Preise erleichtern den Tätern das Geschäft. „Die Verbraucher suchen nach Alternativen“; sagt Kaiser. Fake-Shops sind schwer zu erkennen. Es gibt jedoch ein paar Indizien, die auf eine fehlende Seriosität des Anbieters hinweisen. Geschäfte auf Vorkasse können ebenso stutzig machen, wie allzu günstige Preise. Es sollten also weitere Zahlungsarten angeboten werden.

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Auch ein Blick in das Impressum ist wichtig. Wenn es kein Impressum gibt, ist höchste Vorsicht angebracht. Doch auch im Impressum können die Täter falsche Angaben machen. Es lohnt sich daher, die Adresse oder Handelsregisternummer zu überprüfen. Letzteres lässt sich auf der Webseite www.handelsregister.de erledigen.
Eine weitere Vorsichtsmaßnahme bietet die VZ mit einem „Fake-Shop Finder“ an. Unter der Webadresse www.verbraucherzentrale.de/fakeshopfinder-71560 können angehende Käufer die Webadresse des Shops eingeben. Als Ergebnis erhalten sie eine Einschätzung, ob Indizien für ein betrügerisches Angebot sprechen.

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Einen konkreten Service finden Verbraucher in Österreich. Das Portal www.watchlist-internet.at listet viele unseriöse Domains auf. So lässt sich überprüfen, ob ein Anbieter schon negativ aufgefallen ist. „Aktuell boomen Fake-Shops für Brennholz, Pellets, Photovoltaik-Anlagen und Öfen“, warnen die Experten.
Einen ähnlichen Service soll es bald auch in Deutschland geben. Die Verbraucherzentralen arbeiten an einem entsprechenden Portal. Viel ausrichten können sie nicht, wenn Käufer erst einmal hereingelegt wurden. Das Geld ist zumeist auf ausländischen Konten verschwunden.
Davor schützt auch keine deutsche Webseite mit der Endung „.de“, die von Verbrauchern für besonders vertrauenswürdig gehalten wird. Aber auch hier ist nicht sicher, ob der Betreiber auch ermittelt werden kann. Daher fordert Expertin Kaiser eine Registrierungspflicht, damit klar wird, wer hinter einem Angebot steht.