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Der Sparsame sollte prassen

Wirtschaft / Lesedauer: 1 min

Der etwas andere Blick auf aktuelle Ereignisse. Mal lustig und mal frech, mal übertrieben und mal provokant. Aber immer mit einem Funken Wahrheit.
Veröffentlicht:29.09.2022, 19:37

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Das Blöde an der Inflation ist ja auch, dass sie die schwäbischen Tugenden auf den Kopf stellt. Wie soll man seine Kinder zum fleißigen Sparen anhalten, wenn sie ärmer werden, je mehr sie zurücklegen? Darauf hat der Bundesfinanzminister freilich keine befriedigenden Antworten.

Nicht besser sieht’s bei einem weiteren schwäbischen Grundsatz aus: Schaffe, schaffe, Häusle baue. Man muss schon sehr günstig einheiraten oder strategisch klug erben, um dem noch ohne ruinöse Tendenzen nachzukommen. Die griffige Definition von Inflation kennt verschiedene Ansätze. Zum Beispiel diesen: Inflation ist dann, wenn man 50 Euro für einen 30-Euro-Haarschnitt bezahlt, der damals zehn Mark gekostet hat, als man noch Haare hatte. Oder anders gesagt: In der Inflation spart der, der Schulden hat, vorausgesetzt, es gibt noch jemanden, der ihm was leiht. Wer indes spart, zahlt folgerichtig drauf. Auch wenn Ihnen Banken teilweise wieder 0,1 Prozent Zinsen auf Ihr Guthaben bezahlen.

Wenn Sie also 5000 Euro ein Jahr lang anlegen, gibt es ungefähr den Gegenwert von einem Glas Bier als Zins. Aber nur, wenn Sie’s schnell trinken, denn die Brauwirtschaft hat bereits einen weiteren Preisauftrieb angekündigt. Da ist es vermutlich aus finanzmathematischer Sicht günstiger, sie nehmen die 5000 Euro, laden ein paar Freunde in den Biergarten ein, und verprassen die Moneten vorsichtshalber, solange noch die Sonne scheint.

Das geht übrigens mit alkoholfreiem Bier auch sehr gut. Die null Prozent von dem Gebräu sind wir ja lange genug schon gewohnt. (nyf)