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Devisenreserve

Der Dollar als Waffe

Wirtschaft / Lesedauer: 5 min

Das stärkste Druckmittel von Präsident Trump droht massiv an Wirkung zu verlieren
Veröffentlicht:22.07.2018, 18:56

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Die wirtschaftliche Macht der USA beruht zum großen Teil auf dem Dollar. Denn die US-Währung dominiert den Welthandel mit einem Anteil von fast zwei Dritteln (62,5 Prozent) an den weltweiten Devisenreserven. Wie dieser Vorherrschaft zu entkommen ist, hat zwar Russlands Präsidenten Vladimir Putin gezeigt, doch nur China ist in der Lage, Druck auf die USA auszuüben. Denn die Asiaten sind der größte Gläubiger der Vereinigten Staaten.

Russland hat seinen Bestand an US-Staatsanleihen, im Fachjargon US-Treasuries, massiv verringert. Seit Jahresbeginn ist das Volumen dieser Anleihen in russischer Hand von etwa 100 auf nur noch knapp 15 Milliarden Dollar gesunken. Das zeigen die vor wenigen Tagen veröffentlichten Zahlen des amerikanischen Finanzministeriums. Gleichzeitig hat Moskau seine Goldreserven aufgestockt. Offenbar, so vermuten Experten, will sich Russland unabhängiger vom amerikanischen Dollar machen – und den Aktionen des amerikanischen Präsidenten Donald Trump .

Verwundbares Russland

Auffallend ist, dass die Verkäufe zeitlich mit den US-Sanktionen gegen den russischen Aluminiumkonzern Rusal zusammenfallen. Das Unternehmen hatte weniger Probleme mit den Handelsbeschränkungen, sondern damit, dass man nicht mehr in der Lage war, Zinsen auf die eigenen Dollaranleihen zu leisten. Das hat die Verwundbarkeit der russischen Volkswirtschaft offenbart – und gleichzeitig die Abhängigkeit vom Dollar.

Ein weiteres Beispiel für die Abhängigkeit von der amerikanischen Währung und wie diese als Waffe eingesetzt werden kann, zeigt das Verhalten der USA im Iran-Konflikt. Die Androhung von Sanktionen gegen alle Banken und Unternehmen, die mit Iran Geschäfte machen, ist deshalb so wirkungsvoll, weil „weltweite Transaktionen, in denen in Dollar gezahlt wird, von Washington mit einem Federstrich verboten werden können“ so Charles Gave, Stratege beim unabhängigen Analysehaus GK Research. Gold dagegen ist staatenlos und lässt sich von ausländischen Regierungen nicht so leicht beschlagnahmen.

Russland aber gehörte noch nie zu den größten Gläubigern der USA, die insgesamt 13 Billionen Dollar an Staatsanleihen ausgegeben haben. Wirklich Druck auf die amerikanische Wirtschaftspolitik können sie mit ihren Verkäufen deshalb nicht ausüben, sagt Sonja Marten , Leiterin des Devisenresearches der DZ-Bank. Das aber könnte China, das mit 1,1 Billionen Euro, knapp einem Zehntel der ausgegebenen Staatsanleihen also, größter Gläubiger der USA ist. Im Handelsstreit, der in diesen Tagen an Schärfe zunimmt, könnten die Chinesen deshalb andere Mittel ausschöpfen.

Drohungen aus China

So hatte Trump den Chinesen erst gedroht, er könne auch Zölle auf alle aus China importierten Waren im Volumen von gut 500 Milliarden Dollar verhängen. Bisher hat China im Handelsstreit die Zölle der USA mit Gegenzöllen auf Waren aus den USA eins zu eins vergolten. Diese Taktik aber geht nicht mehr auf, sobald das Volumen der Waren, die mit Zöllen belegt sind, 150 Milliarden Dollar überschreitet. Mehr importieren die Amerikaner nicht nach China.

Die Chinesen hätten zwar andere Mittel – sie könnten auch Dienstleistungen aus den USA mit einbeziehen oder den amerikanischen Unternehmen bürokratische Stolpersteine in den Weg legen. Eine starke Gegenwehr aber könnte sein, wenn sie damit drohen, die amerikanischen Staatsanleihen in ihrem Bestand ganz oder teilweise zu verkaufen. Mit Staatsanleihen können Länder ihr Haushaltsdefizit finanzieren – und das steigt in den USA derzeit. Wegen der steigenden Schulden ist die USA darauf angewiesen, Anleihen zu verkaufen. Stößt China jetzt seine Anleihen ab, kann das eine Lawine an den Märkten lostreten. Griechenland, Portugal und Italien haben das in der Vergangenheit bereits erlebt. Die Kurse der Anleihen brechen ein, die Renditen steigen dagegen massiv. Um die Schuldscheine dennoch verkaufen zu können, müssen wiederum immer höhere Zinsen angeboten werden.

Um dem Szenario im Fall der USA gegenzusteuern könnten zwar die Steuern erhöht werden, was aber die Konjunktur abwürgen würde. Doch letztlich schadet der Verkauf der US-Anleihen in chinesischer Hand den USA nur kurz, da die Fed, die US-Notenbank in der Lage ist, alle chinesischen Anleihen aufzukaufen.

Aber allein schon die Drohung Chinas zu verkaufen, könnte die Finanzmärkte erzittern lassen. „Die Rendite würde steigen, der Kurs der Anleihen sinken, damit würde das Portfolio an Wert verlieren“, erklärt Sonja Marten von der DZ-Bank . Für wahrscheinlich hält sie ein solches Vorgehen jedoch nicht. Denn damit schadeten die Chinesen sich selbst.

Im Gegenteil, so wäre es eigentlich sinnvoller für das „Land der Mitte“, noch mehr Staatsanleihen aus den USA zu kaufen, glaubt Marten. Denn das würde zu einer weiteren Abwertung des chinesischen Renminbi führen, die Ausfuhren also verbilligen. Und so könnte den hohen Zöllen aus den USA zumindest ein Teil der Wirkung genommen werden.

Druckverlust

Derzeit ist zwar noch kein Ende der Dollar-Dominanz abzusehen. Der Euro macht nur 20 Prozent der weltweiten Devisenreserven aus. Allerdings hat China schon angekündigt, das Land zu „dedollarisieren“. So wird Öl an der Schanghaier Börse seit diesem Jahr in Yuan – die Einheit der Währung Renminbi – gehandelt. Macht das Beispiel Russland und China weiter Schule, was wahrscheinlicher wird mit jedem alten und neuen Gegner, den Trump ausruft und attackiert, könnte der Einfluss der USA durch den Dollar weiter schwinden. Trumps schärfstes Schwert droht mit jeden Schlag stumpfer zu werden.