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Überlebenskampf

Der Überlebenskampf des Allgäu Airports

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

In Memmingen sinken Passagier-Zahlen, der Verlust steigt – Investoren dringend gesucht
Veröffentlicht:15.12.2014, 18:39

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Die Stimmung bei den Verantwortlichen des Allgäu Airports ist angespannt: Sie brauchen Geld, sie verhandeln mit dem Flughafen München über einen Einstieg, sie verhandeln mit dem Freistaat und den Kommunen im Allgäu über eine finanzielle Beteiligung. Verwaltungsrichter haben das Areal besichtigt, um das anstehende Gerichtsverfahren mit Flughafengegnern vorzubereiten. Die Zahl der Passagiere sinkt in diesem Jahr um 90000 auf 750000, der finanzielle Verlust wird steigen (Vorjahr: 1,6 Millionen Euro). Die Fluggesellschaft Germanwings kappt die Verbindungen nach Hamburg und Berlin Ende Februar.

Die 72 Gesellschafter der Airport GmbH (vorwiegend Unternehmer aus der Region) hatten bei ihrer Versammlung vor einigen Tagen viele Themen zu diskutieren. Der bayerische Finanzminister Markus Söder hatte gefordert, dass Kreise, Städte und Gemeinden im Allgäu sich mit mehr Geld als bisher am Flughafen und an notwendigen Investitionen wie dem Ausbau der Start- und Landebahn beteiligen. Dazu hat es nach Informationen unserer Zeitung mehrere Gespräche gegeben. Memmingen und der Landkreis Unterallgäu profitieren am stärksten vom Flughafen – deshalb gibt es Druck, dass sie sich nun auch stärker engagieren.

Allerdings ist rund um den Airport auch der Widerstand der Flughafengegner am stärksten. Wolfgang E. Schultz , Gründungsgesellschafter der Airport GmbH, berichtet jedoch, dass es positive Signale gebe, wonach Memmingen und das Unterallgäu im Einklang mit den anderen Kommunen einen Beitrag leisten wollten.

Der Flughafen plant hohe Investitionen, der Airport soll ausgebaut werden. Allein der erste Abschnitt, zu dem die Verbreiterung der Start- und Landebahn gehört, kostet 15,5 Millionen Euro. Der Freistaat hat eine Förderung von zehn Millionen zugesagt. Schultz geht davon aus, dass noch mehr Geld aus München für den Ausbau kommen könnte. Denn die EU hat ihre Förderrichtlinien für Regionalflughäfen verändert: Airports bis zu einer Zahl von einer Million Fluggästen pro Jahr dürfen somit bis zu 75 Prozent Förderung für Investitionen bekommen. Bisher sind es 50 Prozent.

Die Gesellschafter haben beschlossen, von einem Gutachter die eigenen Prognosen für den Wirtschaftsplan des Flughafens überprüfen zu lassen. „Wir halten an unseren Vorhersagen fest“, sagt Schultz. Das Testat eines Gutachters solle aber bei Verhandlungen mit Freistaat, Kommunen und anderen potenziellen Investoren helfen.

Die vor einigen Tagen angekündigte Streichung der innerdeutschen Flüge ist ein weiteres Problem. Airport-Manager Ralf Schmid hatte gesagt, er verhandle mit anderen Fluglinien über Verbindungen nach Hamburg , Berlin und anderen deutschen Städten. Schultz ist bei diesem Thema optimistisch – möglicherweise gelinge ein nahtloser Übergang, sagt er.

Eine Prognose der Passagierzahlen für 2015 ist allerdings schwierig: Allein die nicht vorhersehbare Ukraine-Krise hat in diesem Jahr 50000 Fluggäste gekostet, weil zwei Verbindungen nach Donezk und Kiew gestrichen wurden. Um schwarze Zahlen zu schreiben, benötige der Airport jährlich eine Million Passagiere, hatte Schmid kürzlich gesagt.