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Alpengarten

Stadtverwaltung darf Sündermann-Grundstück vermarkten

Lindau / Lesedauer: 4 min

Bund Naturschutz kündigt Widerstand an – Stadt will Familie Sündermann unterstützen
Veröffentlicht:22.06.2012, 18:10

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Die Auseinandersetzung um den Alpengarten geht weiter. Die Stadt Lindau hat den Pachtvertrag für ein Grundstück am Aeschacher Ufer nicht verlängert. Die Inhaber des Botanischen Alpengartens, die Familie Sündermann, fürchten jetzt um die Zukunft des Familienbetriebs (die LZ berichtete). Der Bund Naturschutz hat bereits Prostest angedroht, sollte das Grundstück verkauft werden, während sich die Bunte Liste und die Landtagsabgeordnete der Grünen, Theresa Schopper, um eine Lösung auf politischer Ebene bemühen wollen.

Klar scheint: Die Stadtverwaltung hat einen Stadtratsbeschluss umgesetzt, als sie den Pachtvertrag mit der Familie Sündermann nicht verlängert hat, damit sie das Grundstück zum Kauf anbieten kann. Dies geht aus teilweise nichtöffentlichen Sitzungsunterlagen hervor, die der Lindauer Zeitung vorgelegt wurden.

Demnach wurde am 8. Februar 2010 im Finanzausschuss eine Liste mit zu verwertenden Grundstücken abgestimmt. Auf dieser Liste stand auch das Alpengarten-Grundstück, allerdings nicht unter Punkt 1, den vermarktbaren Grundstücken, sondern unter Punkt 2, den möglicherweise zu vermarktenden Grundstücken. Bunten-Stadtrat Uli Kaiser stellte in der Sitzung den Antrag, über jedes Grundstück einzeln abzustimmen. Dies lehnte der Ausschuss mit 7:4 Stimmen ab. Letztendlich beschloss er, die Vermarktung von fünf Grundstücken, zu denen aber der Alpengarten nicht gehörte, mit 8:3.

CSU und SPD stellten am 14. Oktober 2010 den Antrag, eine Liste mit allen vermarktbaren Grundstücken, möglichen Erlösen und einem Zeitplan vorzulegen. In den Finanzauschusssitzungen am 22. und 23. November wurde dann einstimmig beschlossen, die Sanierung der Schule in Reutin anzugehen. Im Finanzierungsvorschlag sind 2,6 Millionen Euro aus Grundstückserlösen eingerechnet. Laut einer Liste sollen 400 000 Euro vom Verkauf des Alpengarten-Grundstücks kommen. Diesen Beschluss fassten die Ausschussmitglieder laut Protokoll einstimmig.

Der Gemeinderat bestätigte diesen Beschluss dann am 30. November 2010 ebenfalls einstimmig. „Die Stadtverwaltung hatte also den Auftrag, das Grundstück zu vermarkten“, fasst Wilfried Vögel, Pressesprecher der Stadt Lindau, den Sachverhalt aus seiner Sicht zusammen. Er bestätigt aber auch, dass nur mit einem entsprechenden Baurecht auf diesem Grundstück ein Erlös von mindestens 400 000 Euro zu erzielen ist.

Arbeitsplätze in Gefahr

Doch genau dagegen formiert sich Widerstand. „Klar, dass bei einem solchen Filetgrundstück die Zähne lang werden“, sagt beispielsweise die Grünen-Landtagsabgeordnete Theresa Schopper . Sie hat sich am Freitagvormittag durch den Alpengarten führen lassen. „Wir müssen schauen, dass die Gärtnerei erhalten bleibt. Nicht nur, weil sie historisch hier hingehört, sondern auch, weil es ja einen Nachfolger gibt. Zudem wollen wir gegen dieses überfallartige Vorgehen etwas tun.“

Auch der Bund Naturschutz kritisiert in einer Pressemitteilung die Stadt harsch: „Es dürften nur wenige in Lindau verstehen, dass sich die Stadt gegenüber einem Traditionsbetrieb so taktlos verhält“, “ ist Erich Jörg, Kreisvorsitzender des BN in Lindau sicher. Die Gärtnerei verlöre mit dem Grundstück am Aeschacher Ufer etwa 25 Prozent ihrer Anbaufläche schätzt der BN. Damit könnte der Betrieb insgesamt gefährdet werden. Der Bund Naturschutz wundere sich sehr, dass die Stadt anscheinend kein Problem damit hat, Arbeitsplätze zu gefährden, wo doch sonst, wenn es um neue Gewerbegebiete geht, die Schaffung von Arbeitsplätzen immer im Vordergrund steht.

Die Kreisgruppe wehrt sich mit aller Entschiedenheit gegen eine weitere Verbauung am Nordufer des Kleinen Sees. „Die vielen Spaziergänger und Radwanderer, die das Aeschacher Ufer entlang wandern und radeln, haben von dieser Stelle einen wunderbaren Blick auf den Kleinen See und die Insel Lindau, bevor die Sicht durch eine lange Häuserzeile wieder verstellt ist“, so der BN weiter.

Sorge um Vereine

Er befürchtet auch, dass Ruderclub, Kanuclub und Eisenbahner-Sportverein durch lärmempfindliche Neuanwohner in ihren Aktivitäten eingeschränkt werden könnten. Deren Vereinsgrundstücke grenzen an das Gelände. Der BN erinnert an die Vorgänge um die Hintere Insel und die Steigwiese. Die Kreisgruppe denke auch an ein mögliches Bürgerbegehren gegen eine Bebauungsplanänderung.

Die Stadt ihrerseits verweist auf den gemeinsamen Ortstermin mit OB Gerhard Ecker. „Wie der Bund Naturschutz zutreffend feststellt, ist das Seegrundstück am Aeschacher Ufer lediglich eine Teilfläche des Betriebs der Familie Sündermann am Aeschacher Ufer. Diese besitzt derzeit weitere Grundstücke in Aeschach, die nicht für den Betrieb genutzt werden.

Das seit vielen Jahren unveränderte Betriebskonzept könnte auch dahingehend geändert werden, diese Grundstücke in den Betrieb zu integrieren“, heißt es in einer Pressemitteilung

Beim Ortstermin am 15. Juni hat Oberbürgermeister Dr. Ecker der Familie Sündermann Unterstützung bei anstehenden Überlegungen zum Betriebskonzepts und bei der Suche nach Grundstücksalternativen angeboten. Doch letztendlich liegt die Entscheidung jetzt zunächst beim Stadtrat. Wenn er einer Bebauungsplan-Änderung nicht zustimmt, dann dürfte alles beim Alten bleiben.