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Chemiefirmen fürchten Probleme bei Erweiterungen

Stuttgart / Lesedauer: 3 min

Verband fürchtet Ärger zwischen Anwohnern und Industrie – Für 2018 weiteres Wachstum angepeilt
Veröffentlicht:20.02.2018, 19:08

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Die chemische und pharmazeutische Industrie treibt die Sorge um, dass die Betriebe in Baden-Württemberg künftig Probleme bei der Erweiterung ihrer Standorte bekommen. „Wir haben in den vergangenen Jahren vermehrt festgestellt, dass neue Wohngebiete an Gewerbegebiete heranrücken“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Chemie-Verbände im Südwesten, Thomas Mayer, am Dienstag in Stuttgart. Das werde kritisch gesehen. Die Planungen müssten so gestaltet werden, dass die Entwicklung eines Industriegebiets nicht gefährdet sei. „Es ist auch schon zu Knatsch gekommen.“ Ein Betrieb im Land habe seine Produktion an einen anderen Ort verlagern müssen, weil es am ursprünglichen Standort Probleme gegeben habe. Und der Klebstoffspezialist Uhu wird einen Erweiterungsbau nicht am Stammsatz in Bühl realisieren können, sondern muss auf Flächen etliche Kilometer entfernt ausweichen. Gerade in Zeiten einer gut laufenden Konjunktur ist das Thema Erweiterung bei dem ein oder anderen Unternehmen akut.

Davon abgesehen ist die Branche für das laufende Jahr „verhalten optimistisch“. Erwartet wird ein Umsatzplus von bis zu 2,5 Prozent – trotz Unsicherheiten wie Kosten und Verfügbarkeit von Rohstoffen, den Beziehungen zu Russland und den Auswirkungen des Brexits. In Großbritannien werden beispielsweise Vorprodukte hergestellt, die dann in Deutschland weiterverarbeitet werden. Der weltgrößte Chemiekonzern BASF warnte jüngst, dass allein durch mögliche Zölle und Tarife, deren Umstellung und Verzögerungen in der Lieferkette Zusatzkosten von 40 bis 60 Millionen Euro anfallen würden – pro Jahr.

Exportgeschäft brummt

Auch am Koalitionsvertrag von Union und SPD hat der Verband einiges auszusetzen. Er befürchtet für die Betriebe zusätzliche Kosten und weniger Flexibilität, wenn die geplanten Einschränkungen für die befristete Beschäftigung umgesetzt werden.

Im vergangenen Jahr verzeichnete die chemische und pharmazeutische Industrie im Südwesten, die 57 600 Mitarbeiter beschäftigt, einen kräftigen Wachstumsschub. Die Umsätze legten um 4,7 Prozent auf 21,1 Milliarden Euro zu, wie Mayer weiter mitteilte. „Das ist eine Menge, so viel schaffen hochindustrialisierte Länder normalerweise nicht innerhalb eines Jahres.“ 2017 sei ein gutes Jahr gewesen – vor allem wegen des Auslandsgeschäfts, auf das knapp zwei Drittel der Branchenerlöse entfielen.

Die Hersteller von Arzneimitteln sind mit einem Umsatzanteil von 35 Prozent innerhalb des Verbands die größte Teilbranche. Diese Firmen steigerten ihren Umsatz um 4,5 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Die Lack- und Druckfarbenindustrie – die zweitgrößte Teilbranche – musste sich mit einem deutlich geringerem Wachstum zufriedengeben. Die Erlöse stiegen lediglich um 2,8 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Die Zuwächse im Inland seien unter den Erwartungen geblieben. Die Branche macht sich gleichfalls Sorgen um den Fachkräftenachwuchs. „Bei den gewerblichen Mitarbeitern wird der Mangel in den kommenden Jahren deutlich spürbar werden“, sagte Mayer. Bei Akademikern sei die Lage dagegen nicht so kritisch.