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Bund will Batteriezellenfertigung mit einer Milliarde Euro fördern

Berlin / Lesedauer: 4 min

Bund will Aufbau von Fabriken mit Steuermitteln fördern – Standorthoffnungen im Südwesten
Veröffentlicht:13.11.2018, 19:31

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Anfang 2019 soll klar sein, welche Firmengruppen Batteriezellen für Elektroautos in Deutschland und Europa produzieren werden. Das hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nach einer Konferenz mit dem zuständigen EU-Energiekommissar Maros Sefcovic am Dienstag in Berlin gesagt. Aus dem Bundeshaushalt stünde dafür eine Milliarde Euro als Förderung zur Verfügung. Namen von Firmen und Orten, an denen die Fabriken entstehen könnten, nannte Altmaier entgegen den Erwartungen noch nicht.

Drei Industriekonsortien könnten ab dem Jahreswechsel 2018/19 an den Start gehen. „Wir registrieren wachsendes Interesse“, so der Minister. Er habe Gespräche unter anderem in Frankreich, Polen und Österreich geführt. Ab 2021 rechnet er mit dem Beginn der Produktion. Sefcovic stellte die Fertigung der Batteriezellen auf eine Ebene mit Airbus, der gemeinsamen Fertigung von Flugzeugen durch Konzerne aus mehreren EU-Staaten.

Die Stromspeicherung für Elektroautos ist eine der zentralen Technologien der Elektromobilität. Ein guter Teil der Gewinne der Autohersteller wird künftig damit erwirtschaftet. Augenblicklich gibt es aber weder in Deutschland noch in Europa eine Massenfertigung. Auch bundesdeutsche Fahrzeugproduzenten wie BMW, Daimler und VW kaufen die Batteriezellen bei asiatischen Herstellern. Nur die Verpackung der Zellen zu Paketen und die Steuerungselektronik beherrschen sie selbst. Hiesige Unternehmen betreiben moderne Batteriezellenfertigung bisher lediglich auf Experimentierniveau.

Dagegen kündigte das chinesische Unternehmen CATL Mitte des Jahres an, eine Batteriefabrik in Thüringen zu errichten. BMW will dort große Stückzahlen kaufen. VW verhandelt angeblich mit dem südkoreanischen Batteriezellenhersteller SK Innovation über den Bau einer Fabrik in Europa . Am Freitag entscheidet der Volkswagen-Aufsichtsrat über die Investitionen und Weichenstellungen für die nächsten Jahre. Der Autozulieferer Bosch hat sich gegen eine eigene Zellfertigung entschieden.

Während sich die bundesdeutschen Fahrzeugproduzenten und Zulieferer bisher mit eigenen Investitionen zurückhielten, haben Politiker großes Interesse an den möglichen Standorten der Batteriefabriken – unter anderem in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Auch Sachsen und Brandenburg machen sich Hoffnungen, weil sie auf diese Art Arbeitsplätze ersetzen wollen, die in der Lausitz durch den Abschied von der Braunkohle verlorengehen.

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut ( CDU ) etwa pocht auf eine deutsche Fertigung von Batteriezellen – und hält den Südwesten für den richtigen Standort. Das Land sei „im Bereich Batterietechnologien hervorragend aufgestellt“, sagte sie „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“. „Hier sind auf engem Raum alle notwendigen Kompetenzen und Partner konzentriert. Das ist ein klarer Vorteil.“

Standort auf der Ostalb?

Wie ernst es Hoffmeister-Kraut damit ist, dürfte sich am Montag kommender Woche zeigen. Dann will die Wirtschaftsministerin zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung und dem Batteriespezialisten Varta aus Ellwangen (Ostalbkreis) das Projekt einer digitalisierten Batteriezellenproduktion in Baden-Württemberg vorstellen. Das Projekt soll die Voraussetzungen schaffen, um künftig eine Massenfertigung auch für großformatige Lithium-Ionen-Zellen im Südwesten zu etablieren.

Bund und Land lassen sich das Vorhaben einiges kosten. Fördergelder von 38 Millionen Euro sind bereits zugesagt – 30 Millionen Euro vom Bund und acht Milionen Euro vom Land. „Wir sehen das Projekt als wichtigen Standortvorteil, um die Batteriezellenproduktion nach Baden-Württemberg zu holen“, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Stuttgart. Die Chancen stehen nicht schlecht, zumal mit Varta das Wissen und auch nötige Komponenten bereits vorhanden sind.

Altmaier wollte sich am Dienstag aber nicht auf einen Standort festlegen. Es gebe mehrere Optionen für Batteriezellenfabriken in Deutschland. Jeder Standort könnte anfangs 1000 bis 2000 Arbeitsplätze aufweisen. Neben Varta soll auch der Autokonzern Ford Interesse signalisiert haben. Auch VW wird in diesem Zusammenhang genannt. In Schweden hat die Firma Northvolt, mit der Siemens und VW in Verbindung stehen, bereits einen Kredit der Europäischen Entwicklungsbank erhalten.

Bis 2030 sollen europäische Unternehmen ein Drittel der steigenden globalen Nachfrage nach Autobatterien befriedigen, formulierten Altmaier und Sefcovic als Ziel. Dabei gehe es auch um die Produktion der Lithium-Ionen-Batterien, die gegenwärtig verwendet werden. Er halte nichts davon, erst auf einer späteren Entwicklungsstufe einzusteigen, sagte der Wirtschaftsminister. Sonst drohe Europa den Anschluss zu verlieren und seine Technologieführerschaft in der Automobilindustrie aufs Spiel zu setzen.