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Auslieferungsstopp bei der Erwin-Hymer-Gruppe

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Oberschwäbischer Wohnmobilbauer prüft, ob belastete Polster verwendet wurden – Chemiekonzern BASF erklärt, dass keine Gefahr für die Gesundheit besteht
Veröffentlicht:13.10.2017, 21:19

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Hektische Betriebsamkeit bei der Erwin-Hymer-Gruppe (EHG) in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg): Auch Europas größten Wohnmobilbauer könnten Polster und Matratzen geliefert worden sein, die mit einem mit Dichlorbenzol (DCB) belasteten Kunststoffprodukt von BASF produziert worden sind. Das bestätigte das Traditionsunternehmen am Freitag der „ Schwäbischen Zeitung “. Man prüfe zurzeit sehr genau, ob und wenn in welchen Modellen das Unternehmen die fraglichen Matratzen möglicherweise benutzt hat. „Das ist nicht ganz einfach, weil es noch viele Unklarheiten gibt“, sagt EHG-Sprecher Stefan von Terzi.

Klar sei nach Angaben von Terzis bislang, dass der Chemiekonzern BASF aus Ludwigshafen zwischen dem 25. August und den 29. September 7500 Tonnen verunreinigtes Toluoldiisocyanat (TDI) an Hersteller von Matratzen und Polstern geliefert hat. Davon haben die Empfänger ein Drittel verarbeitet und ihre Produkte an Kunden in der Möbel- und Autoindustrie ausgeliefert. „Auch bei uns könnten einige Produkte aus diesen Chargen angekommen sein, wir prüfen das und wollen bis Dienstag genau sagen können, ob das der Fall ist“, sagt von Terzi. Viel wichtiger sei allerdings, dass das Unternehmen BASF am Donnerstagabend erklärt hatte, dass von den aus belastetem TDI hergestellten Matratzen keine gesundheitliche Gefahr ausgehe. Das hätten nach Angaben von BASF Untersuchungen an verunreinigten Polsterschäumen gezeigt. „Eine Risikobewertung hat ergeben, dass nicht von einer Gesundheitsgefährdung auszugehen ist“, sagte Stefano Pigozzi , Leiter des BASF-Unternehmensbereich Monomers. Der verarbeitete Stoff verflüchtige sich.

Ein Schaumstofflieferant hat die Erwin-Hymer-Gruppe am 10. Oktober über das Problem informiert, der Konzern stoppte daraufhin am 11. Oktober umgehend die Auslieferung von fertigen Fahrzeugen. „Eine Rückrufaktion ist nach aktuellem Sachstand kein Thema für uns“, erklärte EHG-Sprecher von Terzi. Zum jetztigen Zeitpunkt könne der Fahrzeugbauer noch keine Angaben machen, wie viele Fahrzeuge und welche Marken des Konzerns betroffen sind. „Es gibt zwar einige Marken bei uns, die wir schon jetzt ausschließen können, aber endgültig sagen können wir das erst nächste Woche“, sagte von Terzi. „Auch dann ist erst absehbar, ob uns ein wirtschaftlicher Schaden entsteht.“

Die EHG ist Europas größter Hersteller von Wohnmobilen und Wohnwagen. Zum Konzern gehören unter anderem die Marken Hymer, Detleffs, Bürstner, Eriba, LMC, Laika und Carado. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das hochprofitable Unternehmen mit rund 6000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 2,1 Milliarden Euro.

Das Unternehmen Carthago aus Aulendorf, das mit der EHG vor allem in der Premuimklasse im Wettbewerb steht, hat nach eigenen Angaben keine mit belastetem TDI produzierten Polster und Matratzen in seine Mobile eingebaut. „Unser Zulieferer hat uns umgehend schriftlich zugesichert, dass er keine Schaumstoffe mit dem Grundmaterial der Firma BASF verwendet“, sagte Carthago-Vorstandsmitglied Markus Kern der „Schwäbischen Zeitung“.