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Wohnraum

Airbnb nicht verteufeln

Wirtschaft / Lesedauer: 2 min

Die Online-Vermittlungsplattform muss nach einem Gerichtsurteil in München Auskunft über ihre Gastgeber geben. Das Urteil wird von vielen Seiten begrüßt. Als Buhmann für knappen Wohnraum taugt die Plattform aber nicht.
Veröffentlicht:13.12.2018, 21:02

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Die breite Zustimmung zum Urteil des Verwaltungsgerichts München verwundert dann doch etwas: Airbnb, die Online-Vermittlungsplattform für die tageweise Vermietung privaten Wohnraums, muss den Behörden Auskunft über seine Gastgeber geben. Das lässt sich noch nachvollziehen. Solche Plattformen zu diffamieren, wie vermehrt zu beobachten ist, geht aber an den Problemen vorbei.

Der Deutsche Mieterbund begrüßt das Urteil, der Tourismusverband, der den Hoteliers nahesteht, auch, und alle, die vor Kommerzialisierung warnen, sowieso. Vor allem jene, die in Airbnb eine Gefahr für bezahlbaren Wohnraum sehen, fühlen sich durch das Urteil bestätigt. So einfach liegen die Dinge aber nicht: Auch wenn nicht für jede Stadt solide Daten vorliegen, belegen die Angebote, dass der größte Teil der Gastgeber nicht die ganze Wohnung, sondern nur Zimmer tageweise vermietet. Dadurch geht also gar kein Wohnraum verloren. Untersuchungen der Universität Mainz haben zudem ergeben, dass nach wie vor viele sozial Schwächere ihren Wohnraum nur über solche Kurzzeitvermietungen halten können. Genauso wie Kreative, Künstler und Kleinselbstständige, die sich ein Zubrot verdienen. Die Vorteile für die Mieter, die vielleicht ein Wochenende in einer coolen Großstadt verbringen wollen, liegen ohnehin auf der Hand. Die Plattformen reagieren mit ihrem Angebot also auf eine Lebenswirklichkeit und ein Lebensgefühl. Sie zu verdammen oder gar zu verbieten, wäre Unsinn.

Fakt ist aber auch, dass Städte wie München oder Stuttgart vermehrt mit unangemeldeten Ferienwohnungen zu kämpfen haben, dass systematisch aus Geschäftsinteressen ein paralleler, zweckentfremdeter Wohnungsmarkt entsteht. Regulierung ist in diesem Fall daher kein böses Wort, wenn sie sanft verläuft und die erwähnte Lebenswirklichkeit nicht erstickt. Dabei dürfen die Kommunen aber nicht von hausgemachten Problemen ablenken und einen Buhmann suchen: In Deutschland fehlen jährlich 380 000 neue Wohnungen. Airbnb ist daran nicht schuld.