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Übernahmegerücht

Übernahmegerüchte stärken Commerzbank

Wirtschaft / Lesedauer: 3 min

Unicredit und BNP Paribas angeblich am Anteil des Bundes interessiert
Veröffentlicht:21.09.2017, 20:50

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Die Aktie der Commerzbank ist den zweiten Tag in Folge überdurchschnittlich gestiegen, am Donnerstag waren es in der Spitze 5,2 Prozent. Wesentlicher Treiber der Kursfantasie waren Übernahmegerüchte. Gehandelt als Interessent an der zweitgrößten deutschen Bank werden die italienische Unicredit, die auch schon die ehemalige Hypovereinsbank geschluckt hat, und die französische Großbank BNP Paribas. Die werde, will die „ Wirtschaftswoche “ erfahren haben, von der Bundesregierung bevorzugt. Die beteiligten Banken äußern sich zu den Gerüchten nicht.

Die hat ein gewichtiges Wort mitzureden, weil der Einstieg eines neuen großen Eigentümers voraussichtlich über den immer noch 15,6 Prozent großen Anteil des Bundes an der gelben Bank geschehen wird. Die hatte der Bund nach der Finanzkrise für 5,1 Milliarden Euro gekauft, um die Bank zu retten, die damals unter der Krise und zusätzlich unter der Integration der Dresdner Bank litt. Die 15,6 Prozent stellen derzeit aber nur einen Börsenwert von knapp 2,2 Milliarden Euro dar.

Das ist für den Vizepräsidenten der Aktionärsschutzvereinigung DSW, Klaus Nieding , ein Argument, dass eine Übernahme der Commerzbank zumindest nicht schnell kommen wird. „Ich kann mir vorstellen, dass die Commerzbank Gegenstand von Gedankenspielen ist“, sagt er. Die dürften aber nicht sehr konkret sein. „Der Bund geht nicht raus, wenn er große Verluste macht“, sagte Nieding. Außerdem werde es nach der Bundestagswahl am Sonntag lange Koalitionsverhandlungen geben. Die müssten abgewartet werden. Und drittens habe die Commerzbank noch einige Baustellen abzuarbeiten, faule Schiffskredite etwa von immer noch gut zwei Milliarden Euro, die ein neuer Eigentümer sicher nicht übernehmen werde.

In der Tat hat die Bank noch mit sich zu tun: Sie will bis 2020 insgesamt 9600 Vollzeitstellen streichen und zugleich rund 2.300 neue schaffen. Ihr Filialnetz will sie aber nicht ausdünnen.

Dennoch fallen Übernahmegerüchte auf fruchtbaren Boden. Bereits im vergangenen Jahr soll es „Schnuppergespräche“ mit der Deutschen Bank gegeben haben. „Dazu müssen wir jetzt nix sagen“, hatte Commerzbank-Chef Martin Zielke kürzlich eine Stellungnahme abgewehrt. Aber Deutsche-Bank-Vorstand John Cryan hatte auf der gleichen Handelsblatt-Tagung „Banken im Umbruch“ gesagt: „Ich bin überzeugt, dass sich der Trend der Konsolidierung in Europa und gerade in Deutschland beschleunigen muss.“

Finanzinvestoren als Treiber

Treiber solch einer Konsolidierung sind häufig auch Finanzinvestoren. Dazu passt, dass der amerikanische Finanzier Cerberus sich bis Ende Juli fünf Prozent an der Commerzbank zusammengekauft hatte. Warum, ist nicht klar. „Diese Bank ist offenkundig für Aktionäre wieder attraktiv geworden“, hatte sich Zielke gefreut. Aber natürlich suche sich ein Management nicht seine Aktionäre aus, wehrte er Fragen ab.

Auch der aktivistische Fonds Petrus Advisers will sich beim Commerzbankkonzern engagieren und seinen Anteil an der Commerzbank-Tochter Comdirect aufstocken. „Wir werden Aktien zukaufen und auch die fünf Prozent überschreiten", sagte Petrus-Mitgründer Klaus Umek der „Wirtschaftswoche“. Die Commerzbank, die über 82 Prozent an der Direktbank verfügt, wirke als „ideenlos agierender Aktionär", so Petrus Advisors.

Möglich, dass auch von dieser Seite her die gesamte Bank in die Zange genommen und einem neuen Eigentümer zugeführt werden könnte. Je weiter die Digitalisierung voranschreitet, umso schwerer fallen dürfte es der Commerzbank zu erklären, warum sie mit zwei Marken unterwegs ist.