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Zur Person: Devlet Bahceli, Erdogans Kontrahent

Instanbul / Lesedauer: 2 min

Der Chef der türkischen Nationalistenpartei könnte vom Bündnispartner schnell zum Gegenspieler werden. Alles kommt auf das Ergebnis der Kommunalwahl am 31. März an.
Veröffentlicht:21.03.2019, 19:10

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Nach außen präsentieren sich Recep Tayyip Erdogan und Devlet Bahceli als enge politische Partner. Der türkische Staatspräsident und der Chef der Nationalistenpartei MHP ziehen als Verbündete in der sogenannten Allianz des Volkes in die Kommunalwahlen am 31. März. Doch das Bündnis ist weniger stabil als es scheint.

Schon im vergangenen Jahr hatte Bahceli seinen Partner Erdogan zu vorgezogenen Neuwahlen gedrängt. Seine rechtsgerichtete Partei der Nationalen Bewegung (MHP) behauptete sich bei der Wahl mit 11,2 Prozent der Stimmen und profitierte davon, dass Erdogans Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) ihre Parlamentsmehrheit verlor: Seitdem ist die AKP im Parlament auf die MHP angewiesen.

Seit mehr als 20 Jahren führt der aus dem südtürkischen Osmaniye stammende Bahceli die MHP, die politische Heimat der berüchtigten Extremisten der „Grauen Wölfe“. Im Parlament trat er zunächst als Gegner Erdogans auf. Doch das änderte sich, als eine innerparteiliche Revolte die MHP spaltete und Bahceli zum Bündnis mit Erdogan zwang.

Doch von einer Nibelungentreue des 71-jährige Bahceli zu Erdogan kann keine Rede sein. Sollte die AKP bei den Kommunalwahlen am 31. März weiter an Rückhalt verlieren, was mehrere Umfragen nahelegen, dann wird sich der MHP-Chef möglicherweise das Bündnis mit der AKP aufkündigen und vorgezogene Neuwahlen anstreben. „Bahceli könnte zu dem Schluss kommen, dass er von Bord gehen sollte“, sagte der in den USA lebende Türkei-Experte Selim Sazak der „Schwäbischen Zeitung“.

„Wenn die Opposition entweder in Ankara oder in Istanbul siegt, bekommt die AKP Probleme. Wenn die Opposition beide Städte gewinnt, öffnen sich die Schleusentore“, sagt Sazak.