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Öltanker

Weder Teheran noch Washington wollen einen großen Krieg

Politik / Lesedauer: 2 min

Die Krisen am Golf bietet auch eine Chance für die Diplomatie – auch wenn es nicht so aussieht, kommentiert Thomas Seibert. Gefragt sind jetzt internationale Vermittler wie Frankreich oder Deutschland.
Veröffentlicht:21.07.2019, 21:41

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Der iranische Angriff auf den britischen Öltanker „Stena Impero“ rückt den Nahen Osten näher an einen Krieg heran. Die USA , bereits stark mit Marine- und Luftwaffenverbänden am Golf vertreten, verstärken ihre Truppenpräsenz weiter. Und doch bietet die gefährliche Lage eine Chance für die Diplomatie.

Die Chance liegt darin, dass weder Teheran noch Washington einen großen Krieg wollen. Die Führung der Islamischen Republik weiß, dass ein regionaler Konflikt die Existenz des Regimes gefährden würde. Und auch Trump hat kurz vor dem Wahljahr 2020 kein Interesse an einem neuen Krieg in Nahost.

Das ist ein wichtiger Unterschied zu der Situation etwa vor dem amerikanischen Angriff auf den Irak im Jahr 2003. Damals ging es der US-Regierung um den Sturz von Saddam Hussein. Heute dagegen will Trump die Mullahs nicht stürzen, sondern zu einem Deal zwingen. Wenn er ihn bekommt, sinkt die Kriegsgefahr.

Teheran hat seine Zustimmung zu strikteren Atomkontrollen angedeutet. Die Regierung braucht jedoch Zugeständnisse der USA bei den Sanktionen, um einen solchen Schritt innenpolitisch rechtfertigen zu können. Hier können internationale Vermittler wie Frankreich oder Deutschland ansetzen.

Die Kunst der Diplomatie liegt in einer Lösung, bei der beide Seiten das Gesicht wahren können – auch Trump. Es darf jetzt keine Rolle spielen, dass er der Welt diese Suppe überhaupt erst eingebrockt hat, indem er das Atomabkommen aufkündigte. Das fällt den Europäern nicht leicht, aber sie müssen ihren Groll zurückstellen.

Schwierig genug wird eine Vermittlung ohnehin. Auch wenn niemand einen großen Krieg will, gehen Planer in Iran wie in Amerika möglicherweise doch davon aus, dass ein bewaffneter Konflikt beherrschbar und schnell wieder vorüber wäre und deshalb in Kauf genommen werden kann. Doch die Hoffnung auf eine eng begrenzte, kleinere Auseinandersetzung unter dem Applaus der jeweils eigenen Öffentlichkeit ist reines Wunschdenken.