StartseitePolitikWie läuft die Wahl ab? Wie wählt man was und wen? - Und dürfen Ungeimpfte ins Wahllokal?

Wahlbenachrichtigung

Wie läuft die Wahl ab? Wie wählt man was und wen? - Und dürfen Ungeimpfte ins Wahllokal?

Politik / Lesedauer: 7 min

Am Sonntag wählt Deutschland einen neuen Bundestag, eine neue Bundesregierung und einen neuen Kanzler oder eine neue Kanzlerin. Wir beseitigen die letzten Unklarheiten zur Bundestagswahl.
Veröffentlicht:20.09.2021, 09:27

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Brauche ich eine Wahlbenachrichtigung, um mein Kreuz zu machen? Wie war das noch mit der Erst- und Zweitstimme? Und woher kommen eigentlich die vielen Sitze im Bundestag ? Vielen Fragen. Hier sind die Antworten.

Am 26. September wird ein neuer Bundestag gewählt. Vorher gibt es noch einiges zu (er)klären:

Wie läuft das mit dem Wählen?

Alle Deutschen, die am Wahltag mindestens 18 Jahre alt sind, erhalten einige Wochen vor dem 26. September eine Wahlbenachrichtigung . Diese enthält etwa Wahltermin, Uhrzeiten und das zuständige Wahllokal. Hat man bis zum 21. Tag vor der Wahl keine solche Benachrichtigung erhalten, solle man sich bei seiner Gemeinde melden, so der Bundeswahlleiter.

Wer aber zum Beispiel per Briefwahl abstimmen möchte, braucht einen Wahlschein und den Stimmzettel, auf dem später die Kreuze zu machen sind. Ein Antrag dafür liegt der Wahlbenachrichtigung bei. Man kann ihn aber auch per E-Mail stellen. Außerdem ist es möglich, die Unterlagen persönlich bei der Gemeinde abzuholen.

Für diejenigen, die im ihnen zugeordneten Wahllokal die Stimmen abgeben wollen, reicht es allerdings, mit Personalausweis oder Reisepass zu erscheinen. Die Wahlbenachrichtigung muss nicht zwingend mitgenommen werden.

Dürfen Ungeimpfte wirklich nicht ins Wahllokal?

Doch . Wer anderes behauptet, liegt falsch . Bei der Stimmabgabe im Wahllokal wird weder 3G noch 2G eine Rolle spielen.

"Wählen im Wahllokal ist ohne Corona-Impfung oder -Test möglich", teilt die Bundesregierung über ihren offiziellen Facebook-Kanal mit. Demnach können auch Ungeimpfte und Ungetestete am 26. September vor Ort ihre Stimmen abgeben. Was in den Wahllokalen aber weiter beachten werden muss, sind die Hygiene-Regeln: Hände desinfizieren, Abstand halten, Maske tragen.

Wie geht das mit der Briefwahl?

Grundsätzlich dürfen alle Wahlberechtigten "ohne Vorliegen eines besonderen Grundes" per Briefwahl wählen, erläutert der Bundeswahlleiter.

Ein Vordruck fürs Beantragen des Wahlscheins, den man benötigt, liegt der Wahlbenachrichtigung bei. Wahlschein, Stimmzettel, Stimmzettel-Umschlag in Blau, Wahlbrief-Umschlag in Rot plus Infoblatt - das alles kommt bei einem an. Das Infoblatt erklärt, wie das mit der Briefwahl funktioniert.

Und zwar so:

  • Erst- und Zweitstimme persönlich und unbeobachtet auf dem Stimmzettel ankreuzen.
  • Falten, in den blauen Umschlag stecken und zukleben.
  • Die Versicherung an Eides statt auf dem Wahlschein datieren und - ganz wichtig - unterschreiben.
  • Blauen Umschlag plus Wahlschein in den roten Umschlag stecken, zukleben und unfrankiert in den Briefkasten werfen. Oder man bringt ihn zu der Stelle, die auf dem Umschlag angegeben ist.

Die roten Wahlbriefe werden gesammelt und bis zum Wahltag unter Verschluss gehalten. Der Raum, in dem die Wahlbriefe geöffnet und später ausgezählt werden, ist öffentlich zugänglich. Wer möchte, kann die gesamte Arbeit des Briefwahlvorstands verfolgen.

Dieser öffnet ab nachmittags die Wahlbriefe und prüft, ob die darin enthaltenen Wahlscheine gültig sind. Ist das der Fall, werden diese und die verschlossenen Stimmzettel-Umschläge getrennt und letztere in die Wahlurne geworfen - sodass niemand nachvollziehen kann, wer wie gewählt hat. Ist die Wahlzeit beendet, öffnet der Briefvorstand die Urne und zählt die Stimmen öffentlich aus

Allgemein, unmittelbar, frei, gleich, geheim - was bedeutet das?

Allgemein heißt, dass alle deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger wählen dürfen, unabhängig etwa von Geschlecht, Religion oder Beruf. Man wählt die Abgeordneten ohne zwischengeschaltete Wahlleute, wie etwa in den USA - also unmittelbar . Frei bedeutet, dass sich alle ihre Meinung bilden und ohne äußeren Druck zu einer Entscheidung kommen.

Da jede abgegebene Stimme gleich viel zählt, ist die Wahl gleich . Wählerinnen und Wähler kreuzen ihren Stimmzettel unbeobachtet an und geben sie in Umschlägen ab. So kann niemand nachvollziehen, wer für welche Partei abgestimmt hat - die Wahl ist geheim .

Wählt man Kanzlerin oder Kanzler direkt?

Nein . Man stimmt für Abgeordnete, die wiederum später im Bundestag die Bundeskanzlerin oder den Bundeskanzler wählen.

CDU /CSU, SPD und Grüne haben diesmal eine Person als Kanzlerkandidaten oder Kanzlerkandidatin benannt, die sie später im Parlament zur Wahl des Regierungschefs oder der Regierungschefin aufstellen wollen - falls sie allein oder in einer Koalition eine Mehrheit im Bundestag haben. Die übrigen Parteien verzichten darauf. Sie gehen davon aus, dass sie nicht genug Stimmen erhalten, um an der Spitze der künftigen Regierung zu stehen.

Wieso hat man zwei Stimmen?

  • Mit der Erststimme...

...wählt man einen Kandidaten direkt, der im entsprechenden Wahlkreis antritt. Meistens gehört er zu einer Partei, die das vorher festgelegt hat. Wer als Einzelperson antreten möchte, muss mindestens 200 Unterschriften von Wahlberechtigten des Wahlkreises sammeln, in dem sie kandidieren will.

  • Bei der Zweitstimme...

... stehen Parteien zur Auswahl. Der bundesweite Anteil an diesen Stimmen entscheidet darüber, wie stark eine Partei später im Parlament vertreten ist. In die Sitze, die einer Partei nach den Zweitstimmen zustehen, werden die Direktmandate aus den Erststimmen eingerechnet.

Aus wie vielen Parteien kann man in BaWü wählen?

In sind 24 Landeslisten von Parteien (2017: 21) zur Wahl zugelassen - darunter Gruppierungen wie die "Partei für Gesundheitsforschung" und die "Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands". Es gibt aber auch einzelne Kandidaten von Parteien wie "Nie wieder sinnlose Lockdowns" oder "Nicht Ich. Wir."

Bei der Bundestagswahl ist Baden-Württemberg in 38 Wahlkreise eingeteilt. Sie tragen die Nummern 258 bis 295. Im 19. Deutschen Bundestag sind sechs Fraktionen aus sieben Parteien vertreten - CDU und CSU bilden zusammen die Unionsfraktion.

Wie viele Menschen dürfen in Baden-Württemberg abstimmen?

Für die zweite wichtige Stimmabgabe in diesem Jahr nach der Landtagswahl im März sind in Baden-Württemberg 7,7 Millionen Menschen wahlberechtigt. Bundesweit dürfen nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes rund 60,4 Millionen Deutsche mitbestimmen - 31,2 Millionen Frauen und 29,2 Millionen Männer. 57,8 Prozent von ihnen sind älter als 49, etwa 2,8 Millionen wählen bei einer Bundestagswahl zum ersten Mal.

Wer bekommt einen Sitz im Bundestag?

Wer die meisten Erststimmen in einem der 299 Wahlkreise bekommt, zieht per Direktmandat in den Bundestag ein. Da aber das Parlament mindestens doppelt so viele Sitze hat, kommen daneben auch weitere Bewerber zum Zug. Deren Option: die Landesliste. Auf dieser hat jede Partei vor der Wahl auf Ebene der Bundesländer festgelegt, wen sie gern ins Parlament nach Berlin entsenden möchte. Diejenigen, die weiter oben auf der Liste stehen, haben bessere Chancen.

In der Regel erhalten nur Parteien mit mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen Sitze im Bundestag. Diese Sperrklausel soll eine zu starke Zersplitterung des Parlaments verhindern. Es gibt aber eine Ausnahme: Hat eine Partei über die Erststimmen mindestens drei Direktmandate gewonnen, bekommt sie auch für die Zweitstimmen Sitze - selbst wenn sie hier beispielsweise nur drei Prozent geholt hat.

Warum sitzen nach jeder Bundestagswahl unterschiedlich viele Abgeordnete im Parlament?

Eigentlich sind 598 Sitze vorgesehen. Derzeit hat der Bundestag jedoch 709 Mitglieder . Wenn eine Partei (über die Erststimmen) mehr Direktmandate gewinnt, als ihr Sitze gemäß des Zweitstimmen-Anteils zustehen, entstehen Überhangmandate. Damit aber das Verhältnis zu den anderen Parteien gewahrt bleibt, bekommen diese entsprechend Ausgleichsmandate : Die Gesamtzahl wird so lange vergrößert, bis jede Partei genau den Anteil an Sitzen hat, der ihren Anteil an Zweitstimmen widerspiegelt.

Die Wahlrechts-Reform von 2020 soll indes ein weiteres Wachsen des Bundestags verhindern: Bei der kommenden Wahl werden Sitze nach einem ziemlich komplizierten Verfahren teilweise parteiintern zwischen den Mandaten für die Erst- und Zweitstimmen verrechnet. Zudem werden bis zu drei Überhangmandate nicht ausgeglichen.