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Lachmuskelkater

„Nacht der Poeten“: Das Publikum geht mit Lachmuskelkater nach Hause

Lauchheim-Kapfenburg / Lesedauer: 2 min

„Nacht der Poeten“: Das Publikum geht mit Lachmuskelkater nach Hause
Veröffentlicht:12.10.2012, 21:55

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(ebe) – Die „Nacht der Poeten“, ein Abend der komischen Literatur im Konzertsaal der Kapfenburg, lockt immer. Alle Stühle sind belegt, die Stimmung schon im Vorfeld von Jess Jochimsen ein bisschen auf Touren gebracht, schließlich wird für den SWR mitgeschnitten. In Frankfurt ist Buchmesse, aber die wahre Literatur zeigt sich vor der knallroten Wand.

Worte gegen den Strich bürsten, wiederkäuen, durch den Kakao ziehen und neu sortiert ausspucken, das kann man erwarten und wird nicht enttäuscht. Seltsame Gedichte, haarsträubende, aber erlebte Geschichten und groteske Glossen haben die jungen Autoren im Gepäck.

Allen voran die Geschichte von Struppi. Der Ruhrpottköter ist nicht im herkömmlichen Sinne süß. Er ist Chef in Oma Christels Wohnung. Das Publikum lacht unter Niveau, meint der Autor Torsten Sträter , aber er will‘s keinem verraten. Der Mann trägt Mütze und ist laut Radio Berlin Brandenburg „komplett wahnsinnig". Dieser Wahnsinn hat Methode und strapaziert zielsicher das Zwerchfell. Sträter liest aus seinem Bestseller „Der David ist dem Goliath sein Tod" und aus seiner Neuerscheinung „Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben“.

Katinka Buddenkotte, groß, blond und auf keinen Fall eine Tussi, setzt sich mit ihrem eigenen Frauenroman auseinander. Mit einem selbst erfundenen Hemingway-App, das automatisch Korrekturen in ihre Tussentexte einfügt, kommt sie groß raus. Sie fürchtet, im Buchregal der nächsten Raststätte zu landen und den Gästen dort den Appetit zu verderben. Hier auf der Kapfenburg macht sie eher Appetit auf mehr. Ihr zu Ehren singt Sascha Bendiks „Girls, Girls, Girls“. Der Freiburger Musikmacher ist geliebter Tastenbegleiter der Poetennacht.

Moderator Jochemsen liest aus seinem Buch „Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst?". Geschichten die sich hauptsächlich um seinen Sohn Tom drehen, der täglich für Sprachneuschöpfungen sorgt.

Phillip Scharie lebt in München. Er kommt mit bissigem Humor und liest aus seinem Buch „Der Klügere gibt Nachhilfe", ein Leitfaden auch fürs Schreiben von Gedichten. Auch therapeutisch nutzbar. Schreib dich frei, dichte die Neurosen aufs Papier. Damit lässt sich sogar Geld verdienen.

Witzige Situationen ergeben sich auch durch die Tatsache, dass an einem Abend zwei Radiosendungen aufgezeichnet werden. Da macht man schon mal die Anmoderation zweimal, weil es beim ersten Mal Wortsalat gibt. Das Publikum spielt mit, amüsiert sich königlich und geht mit Lachmuskelkater heim.