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Und Europa bewegt doch etwas

Politik / Lesedauer: 2 min

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat im Irankonflikt einen entscheidenden Schritt getan. Jetzt müssen die Europäer nachziehen, um den Atomvertrag zu retten, kommentiert Thomas Seibert.
Veröffentlicht:27.08.2019, 21:22

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Europa hat im Streit zwischen den USA und Iran eigentlich keine Chance – und hat sie doch genutzt. Als europäischer Chefvermittler hat der französische Staats chef Macron mit viel Geschick die Voraussetzungen für das erste Gipfeltreffen zwischen einem amerikanischen und iranischen Präsidenten geschaffen. Ob die Initiative am Ende Erfolg hat, ist keineswegs sicher. Doch schon jetzt liegt ein Erfolg der Europäer darin, dass sie US-Präsident Donald Trump ihre Sicht auf den Konflikt nahebringen konnten. Das hört sich wenig spektakulär an, könnte den weiteren Lauf der Dinge aber entscheidend beeinflussen.

Bisher setzte Trump voll auf „maximalen Druck“ gegenüber Iran . Er führte die USA aus dem internationalen Atompakt und verhängte Wirtschaftssanktionen gegen Teheran. Europa argumentierte lange vergeblich dagegen an: Man teile zwar die Kritik etwa am iranischen Raketenprogramm oder an der aggressiven Nahost-Politik Teherans, doch eine Lösung werde bestimmt nicht dadurch einfacher, dass man eine neue Atomkrise vom Zaun bricht.

Trump ignorierte die Hinweise. Erst Macron schaffte es, ihm die Idee schmackhaft zu machen, mit Iran zu reden. Der französische Präsident weiß, dass sein Amtskollege keinen Krieg will. Trump hat seinen Wählern weniger militärisches Engagement der USA versprochen, nicht neue Konflikte. Und er weiß, dass der US-Präsident am liebsten die Rolle des Machers spielt, der Dinge bewegt, wo andere scheiterten. Seine Verhandlungen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un sind das beste Beispiel dafür.

Nun müssen auch die Europäer liefern. Trump brachte die Idee von Krediten für die krisengeschüttelte iranische Wirtschaft ins Gespräch. Bei dem Thema sollte Europa eine Führungsrolle übernehmen. Ob damit der Atomvertrag mit Iran gerettet und ein neuer Krieg in Nahost verhindert werden kann, muss sich noch erweisen. Doch die Europäer haben bereits gezeigt, dass sie etwas bewegen können. Das ist ein wichtiger Impuls für den von Selbstzweifeln geplagten Kontinent.