Auto

Jungnau: Ein Dorf im Abseits

Jungnau / Lesedauer: 3 min

Jungnauer Bürger müssen von und nach Sigmaringen weiterhin Umwege in Kauf nehmen
Veröffentlicht:11.10.2013, 19:17

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„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ – dieses Zitat aus „Urians Reise um die Welt“, einem alten Gedicht, passt derzeit ganz gut ins Bild der Gemeinde Jungnau. Fährt man mit dem Auto von Sigmaringen über Benzinegn in die 780-Seelen-Gemeinde, prägen serpentinenähnliche Straßen – links und rechts gesäumt mit Wald und Wiesen – das Bild der Strecke. Die Umgebung wirkt ein wenig wie das Allgäu an einem Sonntagsausflug - eigentlich ganz hübsch – aber seit Monaten ist sie für die Menschen aus Jungnau eine Belastung.

Denn die Straßenbauarbeiten an der B 32 zwischen Sigmaringen-Nollhof und Jungnau sollten ursprünglich am 12. Oktober beendet sein. Nun verlängert sich die Bauzeit voraussichtlich bis Anfang November. Grund ist die Feststellung einer erhöhten Schadstoffkonzentration im Straßenaufbau und in Bereichen des Unterbaus auf der auf 2,4 Kilometern grunderneuerten Strecke (die SZ berichtete). Die Verkehrssicherheit ist dadurch nicht gewährleistet; die Bagger und Laster bleiben vorerst.

Der Kindergarten in Jungnau, kurz vor 13 Uhr am Freitagmittag: Eltern holen ihre Kinder ab; zur Baustelle haben alle was zu sagen, jeder ist betroffen. Zumindest jeder, der aus Jungnau raus möchte – und das muss man zum Einkaufen über kurz oder lang. „Wenn man über Veringendorf und Benzingen nach Sigmaringen fährt, sind das für mich jetzt jeden Tag 15 Minuten mehr – pro Strecke“, erklärt die junge Mutter Heidi Franjic . Eine Alternative ist die Route durch die Gemeinde Hochberg, über Stock und Stein sozusagen. Gefährlich sei die Strecke, erklären die Eltern am Kindergarten, da die Straße sehr schmal sei. Das Auto von Heidi Franjic sieht beansprucht aus, Dreckspitzer kleben an den Seitentüren. „Ich fahre immer einen kleinen Waldweg nach Sigmaringen, das geht schneller“, berichtet Franjic. „Ich hab jetzt halt ein dreckiges Auto und schäme mich immer, wenn es auf dem Parkplatz steht.“ Die schnellere Waldroute nach Sigmaringen wird von fast allen Jungnauern gewählt. Mittlerweile gibt es aber auch Einwohner, die zur Erledigung ihrer Einkäufe nach Veringenstadt oder Winterlingen ausweichen.

Hoffnung auf Fertigstellung vor dem Winter

Die Tatsache, dass die B32 erneuert wird, findet dennoch bei allen Eltern Anklang. Ein Ehepaar berichtet von einem Hinterrad, das von den Schlaglöchern auf der anfälligen B32 kaputtgegangen sei.

„Immerhin hatten wir Glück: Gestern am Blitzertag wären sie dort bestimmt gestanden“, freut sich Heidi Franjic. Baustellen würden nun mal immer länger als geplant dauern, heißt es unisono. „Ich bin auf Mitte November eingestellt“ sagt eine Kindergärtnerin. „Hauptsache die Baustelle wird vor dem Wintereinbruch fertig.“ Bis dahin bleiben die Jungnauer auf die umständlichen Umleitungen angewiesen.

Der Rückweg über Hochberg: Unübersichtlich führt die Straße durch enge, schmale Kurven. Jederzeit kann ein Auto entgegenkommen. Konzentriert bleiben heißt die Devise. Eines ist am Ende sicher: In Sigmaringen angekommen, gibt es nach dieser Reise derzeit wohl für jeden etwas zu erzählen.